Woher kommen Herzprobleme beim Pferd?
Herzrhythmusstörungen, sogenannte Arrhythmien, sind bei Pferden gar nicht so selten, sagt Dr. Feichtenschlager. Normalerweise gibt der Sinusknoten, ein Areal von Herzmuskelzellen im rechten Vorhof, den Takt für den regelmäßigen Herzschlag vor. Infolge einer Herzmuskelentzündung, ausgelöst durch etwa Infektionen wie Druse oder Influenza, spielen jedoch häufig die übrigen Herzmuskelzellen verrückt und geben zusätzliche Impulse ab, sogenannte Extrasystolen.
Treten diese in größerer Zahl auf, führen sie beispielsweise zu Vorhofflimmern: Der Vorhof erhält zu viele Impulse auf einmal, zieht sich nicht mehr vollständig zusammen und vollführt keine Pumpbewegungen mehr. Unbehandelt kann aus Vorhofflimmern ein Herz-Kreislaufversagen entstehen. Auch Parasiten wie Wurmlarven können bis zum Herzmuskel wandern und dort Schaden anrichten.
Zurück bleiben Narben, die die elektrischen Impulse beeinflussen und den Herzrhythmus stören. Zudem erhöhen chronische Atemwegserkrankungen das Risiko für Herzprobleme: Der rechte Herzmuskel muss bei einer kranken Lunge mehr arbeiten, da der Widerstand für den Blutfluss in der Lunge erhöht ist. Dadurch ermüdet er schnell.
Herzprobleme bei älteren Pferden
Bei älteren Pferden tritt häufig eine Aortenklappen-Insuffizienz auf, das heißt, diese Herzklappe schließt nicht richtig. Auch ein genetischer Defekt kann dafür sorgen, dass die Herzklappen zu kurz sind und nicht optimal abdichten. In einem gesunden Herz wird der Blutfluss mit jedem Pulsschlag über den Vorhof zur Kammer weitergeleitet. Kann das Blut jedoch durch eine undichte Klappe in die falsche Richtung zurückfließen, erhöht sich womöglich das Volumen im Vorhof so stark, dass der Herzmuskel ermüdet und es zu Vorhofflimmern kommt.
Krankheitserreger können dem Herzen schaden
Krankheitserreger können den Herzklappen ebenfalls schaden. Wird ein Pferd beispielsweise während einer Influenza-Infektion weiter trainiert, wandern die Viren schnell bis zum Herz und befallen die Klappen. Es entstehen Entzündungen, die Narben hinterlassen und die Klappen verformen. Doch selbst scheinbar gesunden Pferden drohen Verletzungen an den Herzklappen, wenn die Klappen bereits vorgeschädigt sind. Pumpt das Herz plötzlich sehr viel Blut, etwa wenn das Pferd in untrainiertem Zustand überanstrengt wird, reißen die Herzklappen womöglich am Halteapparat aus.
Wenn die Aorta reißt
Ein besonders empfindlicher Bereich des Herzens ist die Aorta, die Hauptschlagader, über die der Körper mit sauerstoffreichem Blut versorgt wird. »Ist die Aortenwand vorgeschädigt, kann sie reißen, wenn der Blutdruck bei hoher Belastung ansteigt oder das Pferd sich in einer starken Streckbewegung wie überm Sprung befindet«, sagt Dr. Feichtenschlager. Reißt die Aorta, fließt das ganze Blut in den Brustraum, das Pferd kollabiert und stirbt. Zum Glück kommt diese Verletzung nur selten vor.
Symptome bei Herzproblemen
»Viele Pferde kompensieren Herzprobleme sehr gut und gehen sogar noch leistungsbereit im Sport«, sagt die Tierärztin. Herzfehler oder -krankheiten würden oft nur durch Zufall entdeckt. Tierärzte sollten daher regelmäßig Atmung und Herzschlag kontrollieren, etwa beim Impfen. Spätestens bei diesen Symptomen sollten Besitzer jedoch Alarm schlagen:
- Leistungsabfall und Leistungsverweigerung
- starkes Schwitzen/Nachschwitzen sowie langsames Erholen nach Belastung

Leistungsabfall, starkes Schwitzen und langsame Erholung können auf Herzprobleme hindeuten.
- Herz schlägt deutlich zu schnell (mehr als 60 Mal pro Minute in Ruhe) oder zu langsam (unter 30 Mal pro Minute)
- beschleunigte Atmung (schneller als 8 bis 12 Atemzüge/Minute in Ruhe)
- Nasenbluten
- Taumeln, Koliken, Schwellungen an Beinen und Unterbauch sowie Kollaps können auf schwerwiegende Herzerkrankungen hindeuten.