Warum sind Leberprobleme so fatal?
Lebererkrankungen kommen beim Pferd recht häufig vor. Alle Leberschäden sind Störfälle im körpereigenen Chemielabor. Dieses ist für sehr viele Vorgänge bei Verdauung und Entgiftung zuständig.
Wie entstehen Leberprobleme beim Pferd?
Die Leber ist das Hauptorgan bei der Nährstoff- Regulation. Unter anderem wandelt sie Eiweiß- Verbindungen in Harnstoff um, der mit dem Urin ausgeschieden wird. Kommt es dabei zu Störungen, steigt der Ammoniakspiegel im Blut, was Schäden am Nervengewebe verursacht. Außerdem wandelt die Leber beim Zerfall der roten Blutkörperchen freigesetztes Bilirubin I in Bilirubin II um. Das wird in die Galle abgegeben, im Darm zu weiteren Pro dukten abgebaut und zu 90 Prozent über den Kot ausgeschieden. »Eine Ausscheidung von Bilirubin II über den Urin ist beim Pferd krankhaft und weist darauf hin, dass es zu einer starken Hämolyse (Zerstörung roter Blutkörperchen) oder Cholestase (Gallenstau) gekommen ist«, sagt Pferdefachtierärztin Dr. Inka Kreling-Boysen.
Bei einer Photosensibilisierung funktioniert der Abbau photodynamischer Stoffe nicht mehr. Das sind Chemikalien, die etwa in Pflanzen wie Johanniskraut enthalten sind. Werden sie nicht abgebaut, schwemmt das Blut sie in andere Organe. In der Haut werden sie durch UV-Licht aktiviert, was zur Bildung von freien Radikalen führt, die stark zellschädigend sind. Das löst Entzündungsreaktionen aus. Folge: Juckreiz, Schmerz, Bläschenbildung, Ulzeration, Nekrose und Ablösen ganzer Hautbereiche.
Zu Störungen beim Abbau photodynamischer Substanzen sowie im Ammoniak- oder Bilirubinstoffwechsel kommt es, wenn Leberzellen entzündet sind. Das kann die unterschiedlichsten Gründe haben, zum Beispiel Infektionen mit Leberegeln, Larven von Strongyliden oder Spulwürmern oder auch bakterielle Infektionen mit Salmonellen oder dem Druse-Erreger.
Bei der Tyzzerschen Krankheit gehen Leberzellen zugrunde. Auslöser sind Bakterien (Clostridium piliforme). Die Erkrankung kommt bei Saugfohlen im Alter zwischen 7 und 42 Tagen vor, die sich durch das Trinken kontaminierter Muttermilch oder das Fressen verseuchten Erdreichs infizieren. Leberprobleme kann auch eine Leptospiren-Infektion verursachen, bei der sich Pferde über den Harn von Schadnagern infizieren.
Die Theilersche Krankheit tritt auf in Verbindung mit einer kürzlichen Verabreichung von biologischen Substanzen, welche ursprünglich vom Pferd stammen (z.B. Tetanusserum oder Plasma eines anderen Pferds). Der exakte Entstehungsmechanismus ist noch unklar. Vermutlich kommt es zu einer Überreaktion auf bestimmte Anteile des Plasmas. Häufiger als Leberentzündungen sind degenerative Erkrankungen, die das Lebergewebe nach und nach zerstören. Solche Hepatosen entstehen in der Regel durch Gifte, die das Pferd zum Beispiel mit Pflanzen aufnimmt. So enthält das Jakobskreuzkraut Alkaloide, die eine tödliche Seneziose (Schweinsberger Krankheit) hervorrufen. Schimmelpilze enthalten Stoffwechselgifte. Körpereigene Stoffwechselgifte, wie sie bei einer Kolik im Darm gebildet werden, können die Leber ebenfalls schädigen.

Giftpflanzen auf der Pferdeweide können die Leber stark belasten.
Bei der Cholangiohepatitis (entzündliche Veränderung der Gallengänge) kommt es zu einer Infektion der Gallengänge durch aufsteigende Bakterien aus dem Darmlumen. Bei Geschwüren der Dünndarmschleimhaut kann es zu einem Rückfluss von Dünndarminhalt in die Gallengänge kommen, was ebenfalls zu einer Entzündung der Gallengänge führt. Die meisten Pferde haben Fieber, gelblich verfärbte Schleimhäute und Kolikanzeichen.
Eine Hyperlipämie (sekundäre Stoffwechselstörung) droht, wenn zu dicke Pferde oder Ponys tagelang wenig oder nichts fressen. Dann mobilisiert ihr Körper Fettreserven, die Leber und andere Organe überschwemmen, bis die Zellen zerstört werden. Etwa 60 bis 85 Prozent dieser Patienten sterben. Leberleiden als Folgeerkrankung: Herpesinfektionen bei Fohlen, Druse, Fohlenlähme, Leptospirose, Parasitenbefall oder Blutvergiftung können Leberleiden vorausgehen und verstecken sich hinter deren Beschwerden. Eine Verlegung der Gallengänge durch Gallensteine, eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, eine Dickdarmverlagerung, eine Schimmelpilzerkrankung durch Aflatoxine oder ein Lebertumor können beispielsweise sporadisch zum Leberversagen führen.
Symptome bei Lebererkrankungen:
- Meist Schleimhäute gelblich verfärbt (Ikterus)
- Leistungsschwäche
- Abmagern, Fressunlust
- Verdauungsstörungen
- Fieber (Körpertemperatur über 38,1 Grad Celsius)
- Bewegungsunlust oder zwanghafter Bewegungsdrang
- Depression
- Neurologische Symptome, etwa Im-Kreis-Gehen
- Verhaltensänderung, etwa Apathie oder Aggressivität
- Muskelzuckungen und -krämpfe
- Chronische Leberinsuffizienz: blutiger Harn oder dunkel verfärbter Durchfall (selten)
- Photosensibilität (etwa bei Vergiftungen): Extreme Empfindlichkeit auf ultraviolettes Licht