Wie wird Piroplamose übertragen?
Piroplasmose wird durch zwei einzellige Erreger (Protozoen) ausgelöst: Babesia caballi und Theileria equi (synonym: Babesia equi). Diese birnenförmigen Einzeller (lateinisch pirum = Birne) gaben der Piroplasmose ihren Namen.
Babesia caballi und Theileria equi werden von infizierten Zecken auf Pferde übertragen. In Deutschland kommt als Krankheitsüberträger vor allem die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) in Frage, die sich bevorzugt an Flussläufen sowie in feuchten Wald- und Wiesenbiotopen (Auwäldern) einnistet.
Ursprünglich war diese Zecke vor allem in Norditalien, Österreich und Ungarn heimisch, mittlerweile hat sie sich aber auch in Deutschland verbreitet. Hier ist sie bislang vor allem in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt (vor allem Magdeburg) und Sachsen (rund um Leipzig) sowie Hessen (Frankfurt) und Baden-Württemberg (Schönbuch bei Tübingen) aufgetreten, ebenso wie an den Seitenarmen des Rheins.
Die Zeckengattungen Rhipicephalus und Hyalomma, die ebenfalls Piroplasmose-Erreger übertragen, werden von Zugvögeln aus dem Süden eingeschleppt. Die Zecken tragen wiederum einzellige Parasiten in sich, die vor allem in Südeuropa, Russland, Asien, Afrika, Süd- und Zentralamerika und im Süden der USA heimisch sind. Beim Blutsaugen landen sie in der Blutbahn des Pferds.

Insbesondere Theileria equi breitet sich jedoch weiter in westlichen Ländern aus. In der Schweiz etwa sind die Einzeller bereits etabliert; vom Welschland (französischsprachige Schweiz) aus gelangen sie weiter nach Osten. Auch in Irland sind Fälle aufgetreten. "Aufgrund des Klimawandels kann man davon ausgehen, dass sich Piroplasmose übertragende Zeckenarten auch bei uns weiter etablieren", so Dr. Wolfgang Dr. Scheidemann, Fachtierarzt für Pferde und Innere Medizin.
Wie viele Pferde hierzulande bisher infiziert sind, ist nicht klar, da keine Meldepflicht existiert. Tierärzte raten jedoch mittlerweile dazu, die Piroplasmose bei entsprechenden klinischen Symptomen als Differenzialdiagnose nicht außer Acht zu lassen.
Nicht immer ist eine Zecke der Übeltäter: Auch die Infektion über kontaminierte Kanülen oder Blutkonserven bei tierärztlichen Behandlungen oder die Übertragung im Mutterleib von einer tragenden Stute auf ihr Fohlen (intrauterine Infektion) sind möglich.
Aus der akuten kann sich ein chronischer Verlauf entwickeln. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Babesia caballi maximal vier Jahre im Pferd bleiben. Theileria equi hingegen dürfte ein Pferd nach bisherigen Erkenntnissen lebenslang in sich tragen.
Wie macht sich Piroplasmose bemerkbar?
Saugt eine infizierte Zecke Blut, überträgt sie dabei die Sporozoiten (Einzeller) der Piroplasmen aufs Pferd. Die Inkubationszeit beträgt zwischen 10 und 30 Tagen. Erkrankte Pferde leiden an Fieberschüben, die Körpertemperatur kann bis auf über 41 Grad Celcius steigen. Puls- und Atemfrequenz sind erhöht. Das Pferd kann milde Koliksymptome zeigen oder Ödeme entwickeln. Bewegungsstörungen bis hin zu Lähmungen können ebenfalls auftreten.
Der Zustand des Tiers kann sich zudem innerhalb weniger Tage verschlechtern. Denn die Erreger Babesia caballi und Theileria equi befallen und zerstören im Verlauf der Erkrankung auch die roten Blutzellen (Erythrozyten) des Pferds. Das führt zu einer Reihe von Symptomen, wie beispielsweise zur hämolytischen Anämie: Erythrozyten transportieren Sauerstoff. Kreisen nicht mehr genügend rote Blutkörperchen im Pferdekörper, fehlt das Atemgas in den Zellen. Das Pferd wird daher immer schwächer, teilnahmsloser und ist kaum noch belastbar.
Auch Gelbsucht (Ikterus) ist ein Hauptsymptom der Piroplasmose. Wenn sich Schleimhäute gelb färben, liegt das an einer zu hohen Konzentration von Bilirubin. Das ist ein gelbes Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Werden viele Erythrozyten zerstört, fällt mehr Bilirubin an als normalerweise. Erst steigt die Konzentration des Farbstoffs im Blutserum, dann gelangt er über die Gefäßwände ins Gewebe. Dort lagert er sich an und sorgt für Gelbsucht.
Dunkelbrauner Urin kann ebenfalls auftreten: Die Färbung des Harns kommt vom roten Blutfarbstoff Hämoglobin, der beim Zerfall der Erythrozyten frei wird. Die massive Ausscheidung kann zu akutem Nierenversagen führen.

Aus der akuten kann sich ein chronischer Verlauf entwickeln. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Babesia caballi maximal vier Jahre im Pferd bleiben. Theileria equi hingegen dürfte ein Pferd nach bisherigen Erkenntnissen lebenslang in sich tragen.