Was verursacht Tetanus?
Tetanus wird durch das weltweit verbreitete Bakterium Clostridium tetani verursacht. Der Erreger kann Dauerformen, sogenannte Sporen, bilden. Diese überleben jahrelang im Boden und sind äußerst widerstandsfähig gegen Hitze, Trockenheit und Chemikalien. Sporen kommen auch im Pferdedarm und auf der Haut vor. Krank machen sie erst, wenn sie in Wunden gelangen und dort in eine sauerstofflose (anaerobe) Umgebung kommen. Dann werden aus den Sporen Bakterien, die sich vermehren und das Nervengift Tetanospasmin freisetzen. Über das Blut und entlang der Nerven gelangt das Toxin in das Zentrale Nervensystem, also Gehirn und Rückenmark. »Die Bindung des Toxins an das Nervensystem ist irreversibel; es verhindert die Freisetzung des hemmenden Transmitters Glyzin, was der Grund für die Muskelkrämpfe ist«, erklärt Dr. Silvia Lüthi. Eine sauerstofffreie Umgebung entsteht zum Beispiel bei Bissen, Gabelstichen, Nageltritten und anderen Stich- und Pfählungswunden, über denen sich die Haut schnell wieder schließt. Auch intramuskuläre Injektionen sind mögliche Eintrittspforten für Clostridien.

Eine Impfung schützt vor Tetanus.
Bei manchen Mischinfektionen infiziert sich die Wunde sowohl mit dem Tetanuserreger als auch mit aeroben Bakterien. Diese verbrauchen den vorhandenen Sauerstoff und schaffen so ebenfalls ein gutes Klima für Clostridien. Grundsätzlich besteht bei jeder Bagatellverletzung, in die Schmutz kommt, Tetanusgefahr! Tierärzte fürchten die tückische Krankheit, weil sie oft unbemerkt voranschreitet. Bei etwa jeder dritten Erkrankung gibt es nämlich keine sichtbaren Wunden. Manchmal ist die Infektion latent. Dann haben sich die Sporen an Narbengewebe aus alten Verletzungen oder an Fremdkörper gebunden, die im Körper des Pferds zurückblieben. Manchmal lösen sie erst lange nach der Entfernung des Fremdkörpers Tetanus-Symptome aus. Weil Clostridium-tetani-Sporen auch im Pferdedarm leben, können sie durch von Würmern verursachte Wunden über die Darmschleimhaut ins Blut gelangen.
Symptome bei Tetanus
Die ersten Anzeichen sind unscheinbar: Das Pferd bewegt sich steif und schwerfällig, Wenden und Rückwärtstreten fallen schwer. Im weiteren Verlauf werden die Symptome immer auffälliger. Das Pferd wird schreckhafter und reagiert empfindlicher; Reflexe sind stärker ausgeprägt. Es bläht die Nüstern, zieht Maulwinkel und Ohren nach hinten, hebt leicht den Schweif. Beim Fressen hört es plötzlich auf zu kauen, so dass Futter aus dem Maul fällt. Typisch sind Krämpfe (Spasmen) besonders an Hals- und Kiefermuskulatur, ausgelöst vor allem durch Berührungen, Geräusche oder grelles Licht. Nach etwa 24 Stunden werden die Krämpfe und Schmerzen beim Kauen und Schlucken stärker. Die Muskeln werden so hart, dass das Pferd weder das Maul öffnen noch schlucken kann; Speichel tropft aus dem Maul. Das Pferd steht in Sägebockhaltung: Es stellt die Beine weit auseinander und streckt den Kopf nach vorne und unten. Später kann das Pferd seinen Hals und Kopf gar nicht mehr senken.
Weitere Anzeichen: Das Pferd drückt die Wirbelsäule ins Hohlkreuz und biegt Kopf und Hals nach hinten (Opisthotonus). Die im inneren Augenwinkel sitzende Nickhaut überdeckt einen größeren Teil der Hornhaut als üblich. Im fortgeschrittenen Stadium sind die Ohren starr nach vorne gerichtet. Vor allem Fohlen strecken zudem häufig den Schweif gerade vom Körper weg. Hinzu kommen Schweißausbrüche, der Puls steigt über die üblichen 28 bis 40 Schläge pro Minute, das Pferd atmet rasch und flach.
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