Regendecken sollen Pferde trocken halten. Worauf sollte man bei Material, Größe und Eindecken achten?
Regendecken sollen Pferde trocken halten. Worauf sollte man bei Material, Größe und Eindecken achten?
Schlechtes Wetter gibt's nicht, nur schlechte Kleidung. Eine viel bemühte Binsenweisheit norddeutscher Küstenbewohner. Doch leider ist sie wahr. Und sie gilt selbst für Pferde-Regendecken.
Hier finden Sie eine Auswahl von Decken, die CAVALLO im Labor auf Wasserdichte, Atmungsaktivität und Reißfestigkeit getestet hat. Die Modelle (teils gefüttert, teils leicht ohne wärmende Füllung) im Überblick:
"Stellen Sie sich eine Röhre vor, unter der ein Stück Stoff liegt", sagt Liselotte Vijselaar vom PFI Prüf- und Forschungsinstitut in Pirmasens. "Fülle ich die Röhre mit Wasser, drückt es ab einer bestimmten Höhe durchs Gewebe. Je höher die Wassersäule ist, desto dichter ist der Stoff. Eine Extra-Norm, die besagt, ab welcher Wassersäule Regendecken als wasserdicht gelten, gibt es nicht. Moderne Outdoor-Bekleidung hält einer Wassersäule von 2000 bis 3000 Millimetern stand, normale Zelte zwischen 2000 und 2500 Millimetern und Highend-Zelten bei 6000 bis 8000 Millimetern." Nach europäischer Norm dürfen Obermaterialien als wasserdicht bezeichnet werden, wenn eine Wassersäule von 1300 mm pro m2/24 h erreicht wird. Viele Deckenhersteller machen aber keine genaueren Angaben zur Wassersäule.
Pferde sind kältetolerant und ihr Fell schützt auch vor Nässe. Die Wirbel im Fell verlaufen so, dass das Wasser gut abläuft und zum Beispiel von der empfindlichen Nierenpartie weggeleitet wird. Bei komplett geschorenen Pferden sieht das natürlich anders aus. Ein guter Ansatz, um den natürlichen Regenschutz zu erhalten und dem Pferd im Training trotzdem Erleichterung zu verschaffen: Nur einzelne Bahnen scheren. Frostig kann es auch für ungeschorene Pferde bei regennassem Fell und eisiger Zugluft werden: Um die Temperatur der Muskeln zu erhöhen, zittern sich Pferde warm. Bei Regen und kaltem Wind würden sich manche Pferde durchaus für einen textilen Schutz entscheiden, wie eine norwegische Studie zeigte. Geschorene Pferde brauchen im Winter und bei Regen unbedingt eine Decke. Ihnen fehlt die natürliche Thermoregulation. Die Angst, ein ungeschorenes Pferd könnte unter einer schweren Regendecke frieren, weil es die Haare nicht mehr aufstellen kann, ist unbegründet. Das wärmende Luftpolster bildet sich zwischen Fell und Decke. Für ungeschorene Pferde reichen ungefütterte Regendecken, geschorene brauchen je nach Temperatur unterschiedlich dick gefütterte Decken.
Pferde, die oft im Regen stehen, schützt eine dünne Regendecke. Denn Dauerregen kann den Talgfilm schädigen und die äußere Hautschicht aufweichen. Im schlimmsten Fall entwickelt sich eine Dermatophilose, bei der sich Pusteln und Knubbel bilden, das Fell sich in schmieriger Kruste von der Haut löst.
Für die Auswahl der richtigen Dicke hilft ein Blick auf die Pferdehaltung. Wo wird mein Pferd die Decke tragen? Im Offenstall ist es sicherlich der Witterung stärker ausgesetzt als in einer Paddockbox. Ist das Pferd alt oder krank? All diese Faktoren spielen bei der Auswahl der Decken-Fütterung eine Rolle. Denn die Watte schließt Luft ein, die sich durch die Körperwärme des Pferds erwärmt und so vor Kälte schützt. Je dicker das Polster, desto mehr Wärme kann in der Decke gespeichert werden. Die unterschiedlichen Füllungen werden in Gramm angegeben. Ungefüttert sollten Decken sein, die ungeschorene Pferde nur tragen, wenn es regnet. Oder Pferde, deren Winterfell sich nicht zu einem dicken Plüsch entwickeln soll. Leicht gefütterte Decken haben meist eine Polyester-Füllung von rund 50 bis 100 Gramm oder ein Futter aus dünnem Fleece. Sie eignen sich für die Übergangszeit oder für Pferde, die kein so dichtes Winterfell entwickeln. Dick gefüttert ist eine Decke ab etwa 200 Gramm Füllung. Viele Hersteller bieten Wattierungen in 50er- oder 100er-Schritten an, die bis etwa 500 Gramm reichen. Das ist allerdings sehr dick gefüttert und eher für kranke, komplett geschorene Pferde geeignet oder für frisch ins kalte Deutschland importierte Pferde aus wärmeren Gefilden. Egal, ob Regen-, Thermo- oder Outdoordecke: Bei für Pferden eher milden Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad reicht eine Decke mit 200 Gramm Füllung. Bei Temperaturen unter fünf Grad sollte mehr als 200 Gramm Füllung in der Decke stecken.
So entscheidend die Strapazierfähigkeit von Pferdedecken ist: Ohne gute Atmungsaktivität bieten sie keinen Komfort fürs Pferd. Feuchtigkeit muss vom Körper weggeleitet und nach außen abgegeben werden, damit kein Tropenklima unter der Decke entsteht. Damit das Pferd unter der Decke trocken bleibt, muss das Material Schweiß aufnehmen und die Feuchtigkeit gut nach außen leiten können. Entscheidend sind Obermaterial und Futter. Achten Sie beim Kauf auf atmungsaktiv ausgerüstete Materialien.
Komfort fürs Pferd bieten Decken nur, wenn sie gut sitzen, nicht rutschen oder scheuern. Was zählt beim Maßnehmen? Bei Pferden mit breiter Brust ist oft nicht die Länge entscheidend, sondern der Schnitt an der Brust. Ein eingeschnalltes Zwischenstück löst das Problem. Schwierigkeiten gibt es auch an der Schulter: Sitzen sie zu stramm, scheuern Decken. Sie sollten außerdem gut auf dem Rücken liegen und keine Beulen bilden. Wichtig ist auch, dass Nähte innen nicht scheuern.Maßband ansetzen: In Deutschland wird vom höchsten Punkt des Widerrists bis zum Ansatz der Schweifrübe gemessen. Legen Sie dazu das Maßband aufs Fell und folgen der Kontur des Rückens (Luftlinie reicht nicht!). Addieren Sie zum Messergebnis noch etwa zehn Zentimeter hinzu. Grundsätzlich gilt: Lieber etwas zu groß als zu klein. In englischsprachigen Ländern und in Frankreich wird seitlich von Mitte Pferdebrust bis äußeres Ende der Kruppe gemessen. Dabei kommen größere Längenangaben heraus, die oft in Inch angegeben sind. Das sollten Sie beachten, wenn Sie eine Decke im Ausland bestellen. Der irische Hersteller Horseware empfiehlt, seitlich von Buggelenk bis Schweifmitte zu messen. Auf der Verpackung der Decken gibt er zur Orientierung sämtliche Größen an. So können Sie ablesen, welche Inch-Größe der deutschen entspricht.