Aussitzen ist so schön! Pferd und Reiter verschmelzen zu einer harmonischen Einheit. Richtig gut klappt das beim Traben und Galoppieren aber nur, wenn Mensch und Tier losgelassen sind und die Bewegung durch ihre Körper hindurchfließen kann. Deshalb ist es wichtig, Reiter und Pferd gleichzeitig zu betrachten: Schwingt das Pferd im Rücken? Ist es durchlässig? Ist der Reiter locker? Passt der Sattel auch zum Reiter?
Damit das Üben nicht zum Krampf wird, haben wir zehn Tipps zusammengestellt, die dir und deinem Pferd das Aussitzen erleichtern – und den Weg zum Genießen ebnen.
Tipp 1: Rückwärts Fahrrad fahren für bessere Stoßdämpfung
Reiter schieben gerade beim Aussitzen im Trab oft übertrieben mit dem Becken von hinten nach vorne. Mit dieser Übung lernst du, die Bewegungen des Pferds besser wahrzunehmen und ihnen mit dem Becken weicher zu folgen. Außerdem verbesserst du deine "Stoßdämpfung". Die Übung funktioniert im Schritt und Trab.
Stelle dir dazu vor, rückwärts Fahrrad zu fahren. Bewege dein gesamtes Bein wie im Leerlauf in Kreisen nach hinten. Die Bewegung geht von der Hüfte aus und fließt über ins Knie und das Fußgelenk. Wichtig: Vergiss dabei den Fuß nicht. Er ist wichtig, um die Stöße nach unten abzufedern. Bewege dich im Rhythmus des Pferds. Achte darauf, wann sich der Pferderücken leicht nach links und rechts absenkt und folge diesen Bewegungen. Führe die Bewegungen zunächst relativ deutlich aus. Später werden die Bewegungen so klein, dass sie von außen gar nicht mehr sichtbar sind. Allein der Gedanke an diese Übung ist sehr hilfreich, um besser mit der Bewegung mitzugehen.
Tipp 2: Aussitzen und Leichttraben im Wechsel
Diese Übung hilft dabei, Probleme beim Aussitzen aufzuspüren und sich langsam heranzutasten. Mache es dir leicht und unterteile die Trabphasen in kleine Häppchen: Einige Tritte sitzt du aus, danach trabst du wieder leicht. Wähle eine ungerade Anzahl von Tritten, die du aussitzen möchtest. So landest du nach der ausgesessenen Phase automatisch wieder auf dem richtigen Fuß. Beginne zum Beispiel mit drei Tritten und steigere dich langsam auf fünf oder sieben. Sitze erst aus, wenn das Pferd locker ist, und erhöhe die Anzahl der Tritte nur, wenn das Pferd beim Aussitzen entspannt bleibt. Wird das Pferd fest, läuft etwas noch nicht optimal. Spüre in dich rein: Hältst du die Luft an? Werden deine Hände fest? Ziehst du die Schultern hoch? Bist du insgesamt entspannt genug?
Tipp 3: Aufrecht sitzen
Viele Reiter lehnen sich beim Aussitzen zu sehr nach hinten. Wer unangenehme Stöße unterm Po spürt, weicht oftmals reflexhaft nach hinten aus. Andere Reiter wiederum sitzen beim Aussitzen zu sehr auf dem Oberschenkel und fallen nach vorne.
Um die richtige Position für den Oberkörper zu finden, spielst du mit den Extremen. Bewege deinen Oberkörper zunächst im Stand abwechselnd übertrieben nach hinten, dann nach vorne und suche anschließend die Mitte. Die Übung kannst du auch im Schritt auf dem Pferd machen. Durch dieses starke Übertreiben zeigst du deinem Körper: So weit ist hinten, so weit ist vorne. So findest du besser die Mitte beim Aussitzen. Zusätzlich mobilisierst du durch die Übung das Becken, indem du es nach vorne und hinten rollst.
Tipp 4: Hüfte zur Seite und nach vorne öffnen
Wer nicht bequem sitzen kann, neigt dazu, mit den Oberschenkeln am Pferd zu klemmen. Übungen, die deine Hüfte öffnen, helfen dir, deine Oberschenkel beim Aussitzen sanft und locker am Pferd liegenzulassen. Um die Hüfte nach vorne zu öffnen und die Oberschenkelvorderseite zu dehnen, machst du einen Ausfallschritt und senkst ein Knie zum Boden. Du kannst dabei die Arme hängenlassen oder zur Seite strecken. Wenn du sie nach oben hebst und den Oberkörper gleichzeitig leicht zurücknimmst, spürst du die Dehnung besonders stark.
Für den seitlichen Hüftöffner ziehst du ein Bein seitlich mit der Hand am Knie nach oben. Es darf an der Oberschenkelinnenseite leicht ziehen.

Nur eine geöffnete Hüfte kann beim Aussitzen locker mitschwingen.
Tipp 5: Drehschritt für mehr Beweglichkeit
Diese Übung hilft dir wunderbar beim Aufwärmen und Lockern. Führe dein Pferd warm, nimm die Zügel dabei über den Hals und greife sie mit der Hand, die vom Pferd wegzeigt. Drehe nun deinen Körper mit jedem neuen Schritt, erst seitlich zum Pferd hin, dann nach hinten und über die seitliche Position wieder zurück in die normale Führhaltung. Dein Blick geht dabei jeweils über die Schulter nach vorne. Diese Übung hilft dir, die seitliche Rumpfmuskulatur, den Rücken, die Hüfte und die Schultern beweglicher zu machen. Außerdem fördert sie die Koordination, weil du deine Beine dabei gut sortieren musst.
Tipp 6: Einhändig reiten
Machen Reiter sich absichtlich gerade, halten sie oft die Luft an. Das passiert mit dem Einhand-Trick weniger leicht. Durch einhändiges Reiten kannst du deinen Oberkörper auf natürliche Weise mehr aufrichten, ohne dabei zu verspannen. Wer häufig mit dem Oberkörper nach vorne fällt oder auf dem Oberschenkel sitzt, kann seinen Sitz durch einhändiges Reiten meist vertiefen und kommt so besser dazu, mit den Bewegungen beim Aussitzen mitzugehen. Lasse einen Arm dazu locker herabhängen und greife die Zügel mit der anderen Hand.
Tipp 7: Abwechselnd entlasten und aussitzen
Diese Übung fördert Körperbeherrschung, Rhythmusgefühl und die Mobilität. Das Spiel mit dem Körperschwerpunkt mobilisiert den Körper und erleichtert das Schwingen.
Du gehst dazu vom ausgesessenen Galopp oder aus dem Leichttraben immer wieder in den Entlastungssitz oder in den leichten Sitz. Entwickele die neue Körperposition über mehrere Sprünge oder Tritte hinweg. So kommst du nicht abrupt in die neue Haltung. Versuche, wie auf einer Welle zu surfen. Du spielst dabei mit deinem Körperschwerpunkt. Würde man dir das Pferd unter dir wegnehmen, könntest du im Entlastungssitz stehenbleiben, ohne umzukippen. Dazu bringst du deinen Po mehr nach hinten und deine Bauchmitte in Richtung des vorderen Sattelteils. Diese Übung zeigt, ob du beim Aussitzen zu viel treibst: Pariert das Pferd sofort durch, wenn du entlastest, ist dein Bein noch zu dominant.

Sitzübungen im Galopp können dein Aussitzen im Trab verbessern. Probiere es einfach mal aus!
Tipp 8: Immer mal was Neues einbauen
Gestalte deine Trabphasen abwechslungsreich. So wird dein Pferd beweglicher und lässt dich besser sitzen.
Baue zum Beispiel immer wieder Übergänge zwischen Schritt, Trab und Galopp ein. Jede Gangart hat ihren eigenen Rhythmus. Deshalb muss das Pferd beim Übergang den Takt wechseln. Das fördert die Koordination und beansprucht die Muskulatur vielschichtiger, als nur in einer Gangart zu bleiben.
Übergänge zum Halten oder Rückwärtsrichten erfüllen einen ähnlichen Zweck. Baue außerdem viele Bahnfiguren ein, verkleinere das Viereck und vergrößere es. Bei Vor- und Hinterhandwendungen oder beim Übertreten muss das Pferd die Beine seitlich versetzen. Auch das fördert die Mobilität der Hinterhand und des Rückens. Denn reitet man immer nur geradeaus, lernt das Pferdebein nur die Bewegung nach vorne.
Auch Tempounterschiede im Trab und Galopp helfen. Das Einfangen des Tempos nicht vergessen. Wer sich mehr auf das Zulegen konzentriert, trainiert eher die Schubphase und kommt nicht so gut zum Sitzen.
Tipp 9: Den Rücken mit Stangen lockern
Ganz ähnlich wie Übergänge zwischen den Gangarten oder seitliches Übertreten trainieren auch unterschiedliche Trittlängen den Pferderücken vielseitig und bringen ihn locker zum Schwingen. Lege drei Stangen zunächst im gewohnten Abstand hin und vergrößere die Abstände dann etwas, so dass das Pferd längere Tritte machen muss. Genauso kannst du die Stangen etwas mehr zusammenschieben, um die Tritte zu verkürzen. Reite über den Stangen im Entlastungssitz.
Tipp 10: Leichter zulegen auf gebogenen Linien
Gerade bei Trabverstärkungen kommen Reiter oft in Sitz-Not. Der zusätzliche Schwung kann das Mitgehen mit der Bewegung erschweren. Ein einfacher Trick: Reite von gebogenen Linien auf die Gerade und beginne noch in der Kurve mit dem Verstärken. Wähle zum Beispiel den Mittelzirkel und verlängere schon auf der offenen Zirkelseite die Tritte. Dann reite direkt weiter auf die ganze Bahn. Für das Pferd ist die Gerade dann viel leichter. Es wird also nochmal eine Schippe drauflegen und besser und in schönerem Takt zulegen.
Je mehr Tritte du verstärkst, desto schwieriger wird es für das Pferd, Balance und Takt zu halten. Dann wird das Aussitzen schwieriger. Verlängere deshalb zunächst nur über fünf bis sechs Tritte.