Fahnen-Training fürs Pferd: Yvet Blokesch zeigt wie's geht!

Yvet Blokesch beim Fahnen-Training
Mit wehenden Fahnen am Pferd

ArtikeldatumVeröffentlicht am 04.12.2025
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Yvet Blokesch steht mit zwei Fahnen in der Luft hinter dem Pferd in der Halle
Foto: Helms

Fahnentraining mit Problempferd Imola

Imola war so explosiv, dass sich keiner mehr an sie herantraute. Sie stand nur noch in der Box. Die fünfjährige Stute mit Top-Veranlagung sollte im großen Sport gehen. Aber offenbar hatte sie zu viele schlechte Erfahrungen mit Druck vom Menschen gemacht. Die Besitzer riefen Yvet Blokesch an – als letzte Hoffnung. "Ich schaffte es irgendwie, Imola zu verladen. Als sie auf dem Hänger stand, wusste ich: Dieses Pferd muss bei mir bleiben. Da war etwas Besonderes", erzählt die Niederländerin.

Anfangs trat Imola aus und rannte weg. Aber dann legte sie in der Bodenarbeit den Schalter um. Sie spürte, dass Yvet Blokesch mit ihr kommunizierte. Beide bauten ein starkes Band auf – und Imola durfte tatsächlich bei Yvet bleiben. Heute gehört sie ihr. Frühere Trainer wollten die Stute durch Widerstände drücken. Das führte bei Imola zu totaler Abwehr. Yvet Blokesch holte die Stute aus diesem Muster raus. Aber: Sie trainiert immer wieder gezielt mit dem Pferd, dass es sich entspannen kann und darf. Dabei half von Beginn an das Training mit Fahnen. Das macht Pferde mutig. "Außerdem lernen sie, über eine neue Situation nachzudenken, anstatt direkt zu fliehen."

Yvet Blokesch beim Fahnentraining mit einem entspannten Pferd in der Halle
Helms

Die Reiterin träumt heute davon, einen Grand Prix mit Imola zu reiten. Dafür übt sie auch Piaffe und Passage, die Imola sogar am Halsring beherrscht. Dennoch: Solche Lektionen sind körperlich und mental anstrengend. "Damit Imola nicht überdreht und in alte Muster fällt, ist gezielte Entspannung sehr wichtig", betont Yvet Blokesch. Mit den Fahnen übt sie das regelmäßig – auch heute noch.

Fahnen sind für die meisten Pferde zunächst gruselig. Aber sie erfahren im Training, dass sie Gegenstände, die ihnen anfangs Sorge bereiten, getrost erkunden können, ohne dass ihnen etwas passiert. Mit den Fahnen führt die Trainerin Pferde gezielt in die Entspannung. Die Tiere sollen denkfähig bleiben, auch wenn die Umgebung sich verändert.

Tipp: Baue Fahnen regelmäßig ins Training mit deinem Pferd ein. Voraussetzung ist, dass dein Pferd bereits Basis-Kommunikation vom Boden kennt: Du kannst es mit Körpersprache und Signalen am Halfter anhalten, es am lockeren Strick führen und die Richtung wechseln.

Yvet Blokesch beim Fahnentraining mit Pferd in der Halle
Helms
Yvet Blokesch
Die Expertin

Fahnentraining fürs Pferd: So gehst du vor

Zu Beginn nähert sich die Trainerin mit der Fahne von vorne dem Pferd und führt diese Richtung Pferdenase. Will das Pferd zurückweichen, führt sie die Fahne wieder auf gerader Linie vom Pferd weg. Dabei geht sie selbst zurück. "Das soll neugierig machen und das Pferd einladen, dem ungewohnten Gegenstand zu folgen", erklärt die Trainerin. Pferde sollen nicht ihrem Fluchtinstinkt nachgeben, sondern verinnerlichen: ‚Hey, da ist etwas Ungewohntes. Das schaue ich mir mal an.’ Yvet Blokesch führt die Fahne nicht seitlich zum Pferd. "Das würde es in die Gegenrichtung treiben”, so Blokesch. Nächstes Level: Sie berührt das Pferd auch mit der Fahne am Körper.

Das Pferd folgt Yvet Blokesch beim Fahnentraining in der Halle
Helms

Aus der Distanz üben

Yvet Blokesch übt nun aus höherer Entfernung: Sie steht etwa zwei Meter vorm Pferd und schwenkt die Fahnen hoch und runter. Dafür beobachtet die Trainerin das Pferd aufmerksam. Solange die Stute Anspannung zeigt, schwingt sie die Fahne weiter. "Ich möchte, dass Pferde zu mir blicken und dabei eine leichte Biegung im Körper anbieten", erklärt die Trainerin. Denn: Angst macht Pferde starr, der Hals wird gerade und fest. Biegt das Pferd den Hals, ist das der erste Schritt in die Entspannung. Die Muskeln werden weicher – und das wirkt sich auch auf den inneren Zustand aus. Das Pferd entspannt auch mental. Yvet Blokesch achtet präzise auf Muskelspannung und Mimik: Dreht sich ein Ohr zum Menschen? Werden die Halsmuskeln weicher und der Hals biegt sich? Senkt das Pferd etwas den Kopf? Alles das sind mögliche Zeichen fürs Loslassen.

Position beim Fahnen-Training wechseln

Klappt das Fahnenschwenken von vorne, wechselt Yvet Blokesch auch die Position und geht hinters Pferd. "So lernen Pferde, auch bei Reizen von hinten gelassen zu bleiben." Auch hier auf das Timing achten und die Fahne senken, wenn das Pferd sich entspannt.

Achtet das Pferd auf deine Energie?

So wie Yvet Blokesch mit der Gerte Signale gibt, dirigiert sie das Pferd auch mit den Fahnen. Senkt sie etwa die Fahnen, senkt das Pferd auch den Kopf. "Imola nimmt meine Energie wahr, auch wenn ich die Fahnen in der Hand habe – das ist zwar etwas anspruchsvoller, aber möglich", erklärt die Trainerin.

Yvet Blokesch animiert das Pferd beim Fahnentraining zum Steigen
Helms

Sie lädt die Stute zum Beispiel mit den Fahnen zum Steigen ein: Hebt sie diese an, steigt Imola in die Luft. Sieht nach Spaß aus!