Coole Influencer gehen ins Gym – und unsere Pferde jetzt auch. Genauer: ins EquiGym. Das kommt aus der blau-gelben Dual-Aktivierungswelt von Michael Geitner, bietet unseren Pferden echten Mehrwert – und uns Reitern bzw. Pferdeführern ordentlich Abwechslung im täglichen Training. Wir verraten, was hinter der neuen Idee von Michael Geitner und Alexandra Schmid steckt – und warum sich das EquiGym für (fast) jedes Pferd lohnt!
Was ist EquiGym?
Kurz gesagt: "EquiGym ist die Steigerung unserer bisherigen blau-gelben Trainingswelt", sagt Dual-Aktivierungs-Erfinder Michael Geitner. Die Trainingsprogramme Equikinetic, longierte Dual-Aktivierung und EquiClassic Work werden dabei durch Schaumstoffmatten ergänzt. Verbunden mit einer Art Trail-Parcours aus Dual-Gassen und Pylonen entsteht so eine Art wandelbares Fitnessstudio.
Und wie entstand das Ganze? Aus purem Zufall: Die sechsjährige Ponystute Calima von Dual-Aktivierungs-Trainerin Alexandra Schmid wollte im vergangenen Sommer auf einmal einen Hinterhuf nicht geben. "Da dachte ich: Wenn ich sie auf drei Beinen beschäftige, gibt sie vielleicht das vierte wieder", so Alex Schmid. Weil ihr drei Balance-Pads zu kompliziert im Handling waren, griff die Trainerin zu einer Art großem Balance-Pad: einer Schaumstoffmatte. Auf die stellte sie ihre Ponystute beim Hufegeben – "und weil die Matte schon mal da war, habe ich sie auch gleich für die Bodenarbeit eingesetzt", so Alex Schmid.
Der Trainerin fiel auf, dass Calima auf der Matte eine deutlich bessere Kadenz zeigte, die Beine also höher hob. Zudem versuchte die Stute, mit ihren Hinterbeinen exakt in die Spur ihrer Vorderbeine zu treten. Also probierte Alex Schmid an ihren anderen Pferden aus, ob die Arbeit mit und auf der Matte bei ihnen die gleiche Wirkung zeigte. Und bei ihren Kundenpferden. Und bei ihren Kursen. Das Ergebnis: "Bei allen Pferden zeigte sich der gleiche Effekt. Zwar mal mehr, mal weniger ausgeprägt, aber der Trainingseffekt war bei allen erkennbar." Sie bezog Mike Geitner mit ein, und schnell war beiden klar: Damit tüfteln wir ein neues Programm aus.
Wie sich das EquiGym-Programm gestaltet und welche konkreten Übungen besonders effektiv sind, erfahren Sie im kompletten Artikel:
Was brauche ich an Equipment?
Im Prinzip dasselbe Equipment wie für Equikinetic oder Dual-Aktivierung. Heißt: blaue und gelbe Dual-Gassen, Pylonen – und Schaumstoffmatten. "Die Matten müssen robust und vor allem rutschfest sein. Dafür sollte eine Seite angeraut sein. Zu empfehlen sind Matten, die sechs bis acht Zentimeter dick sind, etwa zwei Meter lang und 1 bis 1,20 Meter breit", so Alex Schmid. Solche Turnmatten gibt’s in unterschiedlichen Farben, Höhen, Abmessungen und Härten zu Hauf im Internet. Tipp: Wenn die Matten ständig draußen gelagert werden, sollten sie wasserdicht sein.
Abwechslungsreicher und anspruchsvoller wird es, wenn Sie Matten unterschiedlicher Höhe und Stärke verwenden – also mal weicher, mal fester, mal niedriger, mal höher. "Das setzt unterschiedliche Reize und macht die Pferde konzentrierter", sagt Mike Geitner. Je weicher und höher die Matten, umso deutlicher heben die Pferde ihre Beine an, beobachtete Alex Schmid, betont aber: "Einen Trainingseffekt hat man bei jeder Höhe und Stärke."
Manche Matten sind klappbar. Dann sind sie zwar einfacher zu transportieren und zu lagern – aber: "Mir ist es schon passiert, dass eine solche Matte unterm Pferd hochgeklappt ist, als das Pferd zu schwungvoll darauf angehalten hat", so Alex Schmid. Ihr Tipp: Die Matte so hinlegen, dass sie nicht nach oben klappen kann – oder auf zweifach geteilte Matten setzen. Die klappen ihrer Erfahrung nach nicht so leicht nach oben.
Noch ein Tipp: Legen Sie keine einzelne Schaumstoffmatte aus, sondern flankieren Sie diese links und rechts mit je einer Dual-Gasse. "Das rahmt die Matte ein und verhindert, dass die Pferde sich seitlich runtermogeln", erklärt Mike Geitner.
Wie nutzt das EquiGym-Training den Pferden?
Der wackelige und nachgebende Untergrund fordert einerseits die volle Konzentration der Pferde, beschäftigt also ihr Köpfchen. Aber er hat auch physiologische Effekte: "Das Laufen auf den Matten ist ähnlich wie bei einem matschigen Untergrund. Da sind Pferde bemüht, mit den Hinterbeinen in die Spur ihrer Vorderbeine zu treten. Denn wo die Vorderbeine schon waren, ist der Untergrund trittfest und sicher. Bei den Matten ist das genauso", vergleicht Alex Schmid. Das Pferd spurt korrekt, wird unmerklich gerade gerichtet – und verändert vor allem sein Körpergefühl, die Propriozeption.

Die Matten können Sie auch für einzelne Lektionen verwenden: Lassen Sie darauf beispielsweise Ihr Pferd übertreten, entweder wie hier mit den Vorder- oder mit den Hinterbeinen.
"Tritt das Pferd beispielsweise mit einem Hinterbein kürzer oder seitlich an der Spur des Vorderbeins vorbei, ist das beim Pferd als normales Bewegungsgefühl abgespeichert. So ähnlich wie bei uns Reitern: Sitzen wir immer mit dem Oberkörper leicht vor der Senkrechten, ist das für uns normal und gerade. Und wenn wir wirklich korrekt senkrecht sitzen, fühlt sich das dann eher an, als wären wir viel zu weit nach hinten geneigt", erklärt Alex Schmid.

Auch das Rückwärts lässt sich integrieren.
Die Matten im EquiGym fordern vom Pferd nun einen neuen Bewegungsablauf – und schulen so ein neues Laufgefühl. Denn die Propriorezeptoren sitzen in den Muskeln und Gelenken und melden ihre Informationen über das Nervensystem ans Gehirn weiter. "Im Laufe des EquiGym-Trainings speichert das Pferd dann die neue, korrekte Bewegung als normal ab und kommt so aus seinem falschen Muster heraus." Sprich: Der Vierbeiner koordiniert und balanciert sich besser aus, was sich dann generell beim Reiten bemerkbar mache.

Hoch das Bein: Die Arbeit auf den Matten fördert die Kadenz, wie man hier am Hinterbein von Stute Sephora schön sieht.
Mike Geitner ergänzt: "Auch die Muskulatur profitiert von dem Training." Einerseits, weil die Pferde über den Matten nach unten schauen – ein wichtiger Schritt, um eine korrekte Oberlinie und auch Losgelassenheit zu entwickeln. Und andererseits, weil die Pferde mehr Kadenz entwickeln und ihre Muskulatur durch das Training so dehnfähiger wird.
Die blau-gelbe Trainingswelt
Gerittene und longierte Dualaktivierung: nutzt seit 2003 blaue und gelbe Dual-Gassen fürs Training und aktiviert so beide Gehirnhälften des Pferds. Daneben tragen häufige Wechsel der Hand, zwischen Geraderichtung und Biegung zu einer besseren Balance und gleichmäßigerer Bemuskelung bei. Daneben fordern die Parcours von Pferd und Reiter volle Konzentration.
EquiKinetic: Man nehme blaue und gelbe Dual-Gassen, lege diese zu einem Quadrat und longiere sein Pferd auf dieser Quadratvolte nach einem festen Zeitschema – fertig ist ein Intervalltraining, das einfach umzusetzen und mehr als effektiv ist. Erfanden Geitner und Schmid im Jahr 2013.
EquiPlace: schafft einen festen Pausenplatz fürs Pferd, an dem es zur Ruhe kommt, sich sicher fühlt und so während des Trainings pausieren kann. Entwickelt 2015 von Mike Geitner, Alex Schmid und Dressurausbilder Eberhard Weiß.
EquiClassic-Work: Klassische Basics aus der Handarbeit, die mit longierten Elementen aus Equikinetic, Equiplace und der Dual-Aktivierung zusammengeführt werden. Entstand 2016.
Longe-Walking: entstand 2008, ist eine Weiterentwicklung der longierten Dual-Aktivierung; das Pferd wird dabei an der Doppellonge durch einen Parcours aus blau-gelben Dual-Gassen gelenkt.