Artikel: Rittigkeits-Probleme durch Seitengänge lösen
AUSGANGSLAGE:

Kathleen Kohrs hat ihren Trakehner-Wallach Ucaros (15 Jahre) selbst ausgebildet. Dabei gab es keine gravierenden Probleme – bis die fliegenden Wechsel im Galopp anstanden. Egal was Kathleen Kohrs probierte, Ucaros sprang dabei fast immer mit der Hinterhand nach.
LÖSUNGSSCHRITT 1: Seitengänge im Galopp für mehr Hinterhandaktivität und Versammlung.
"Nachspringen ist ein häufiges Problem, wenn Pferde die fliegenden Galoppwechsel lernen sollen", sagt Andrea Bethge. "Oft liegt es daran, dass noch etwas Kraft in der Hinterhand fehlt." Um einen Wechsel durchzuspringen, muss das Pferd im Galopp lange genug in der Luft sein. Das geht nur, wenn es sich entsprechend energisch abstoßen kann.
Vor allem Pferden mit einem von Natur aus eher flachen Galopp fällt das oft schwer. Damit Ucaros mehr Kraft in der Kehrseite entwickelte, baute Kathleen Kohrs in ihre Galopp-Arbeit immer mehr Seitengänge ein. Ort des Geschehens war der Mittelzirkel. "Dort muss der Reiter sein Pferd in jedem Moment selbst kontrollieren, weil er nirgendwo Hilfe von der Bande bekommt", sagt Andrea Bethge.
Zunächst begann Kathleen Kohrs, Ucaros immer wieder für einige Galoppsprünge ins Schultervor zu stellen und danach weiter geradeaus zu galoppieren. "Das übten wir, bis Kathleen auf dem Mittelzirkel flüssig die Schulter reinholen und wieder rauslassen konnte", sagt Andrea Bethge. Danach übertrugen die beiden das Prinzip auf die Hinterhand. Ucaros galoppierte immer wieder einige Sprünge in traversartiger Abstellung und dann wieder geradeaus.
Besonders günstig ist der Mittelzirkel für die dritte Stufe des Seitwärtstrainings im Galopp. Um Ucaros noch stärker aufs Hinterbein zu setzen, ließ Bethge das Paar den Zirkel im Travers verkleinern. "Dann ritt Kathleen einige gerade gestellte Sprünge auf einer engen Voltenlinie. War das gut, schickte sie Ucaros sofort geradeaus und ließ ihn zulegen. Das geht so nur auf dem Mittelzirkel, weil man dort überall freie Bahn hat", erklärt Bethge.
LÖSUNGSSCHRITT 2: Fliegend wechseln aus dem Schulterherein.
Als Ucaros in der Hinterhand kräftig genug war, konnte das eigentliche Wechsel-Training beginnen. "Damit er es dabei leichter hat, reitet Kathleen aus der Ecke heraus im Schulterherein auf die Diagonale", sagt Andrea Bethge. Der Grund: Im Schulterherein nimmt das innere Hinterbein mehr Last auf, während das äußere Hinterbein etwas entlastet wird. Dieses Bein ist damit frei, um im Galoppwechsel als neues inneres Hinterbein energisch vorzugreifen.
Direkt vor dem Wechsel stellte Kathleen Kohrs Ucaros im Genick in die neue Richtung. Während der restliche Körper des Pferds weiterhin in der Schulterherein-Position blieb, gab sie die Hilfe zum Umspringen. "Dank dieser Technik sprang Ucaros immer öfter korrekt durch", sagt Andrea Bethge. "Inzwischen kommt es kaum noch vor, dass er mit der Hinterhand später wechselt als mit der Vorhand."
Damit das so bleibt, wird Kathleen Kohrs ihrem Pferd noch möglichst lange auf diese Weise helfen. "Wenn Pferde sich das Nachspringen erst einmal angewöhnt haben, muss man sehr konsequent dagegen arbeiten", sagt Andrea Bethge. "Man wechselt deshalb solange aus dem Schulterherein, bis das Pferd wirklich zuverlässig sauber umspringt. Danach können Reiter die Abstellung langsam verringern. Nach einiger Zeit reicht es aus, nur noch ans Schulterherein zu denken. Von außen kann man die Lektion dann bald gar nicht mehr erkennen."