Pulver hier und Pülverchen da: Die Standardration aus Heu und Hafer wird immer öfter aufgepeppt. Besonders beliebt ist mineralstoffreiche Zusatzkost.
Pferde verlieren Mineralien wie Natrium und Magnesium mit dem Schweiß – aber Vorsicht: Nicht für jeden dieser Stoffe ist es sinnvoll, die Menge im Futter aufzustocken.
Nährwerte von Kraft- und Raufutter

Für Sport- und Reitpferde sowie Zuchtstuten und Fohlen gibt es speziell auf ihren Bedarf abgestimmte Mischfutter (Müsli, Pellets). "Diese enthalten ausreichend Mineralien", so Vervuert. Anders sieht’s bei Ponys, Weidepferden sowie Pferden aus, die unregelmäßig gearbeitet werden. Sie bekommen oft nur geringe Mengen an Mischfutter. Diese kleinen Portionen reichen nicht aus, um den Mineralstoffbedarf zu decken. In diesem Fall müssen gezielt Mineralien zugefüttert werden, wie bei Pferden im Leistungssport. "Große Mengen von Mineralien gehen über den Schweiß verloren", erklärt Arnd von zu Gathen, Inhaber von Nösenberger Pferdefutter. "Stark schwitzenden Pferden reichen oft auch die speziellen Mischfutter nicht mehr aus, um den Verlust auszugleichen."
Wer nach dem passenden Mineralzusatz sucht, kämpft sich durch einen Dschungel von Angeboten. Jeder Futtermittelhersteller versichert, sein Produkt sei das beste fürs Pferd – eine schwammige Aussage, die Pferdebesitzer nicht weiterbringt.
Die Wissenschaft versucht zu helfen. Welchen Nutzen ein Pferd von dem jeweiligen Zusatzstoff hat, können Forscher an der sogenannten Bioverfügbarkeit messen. Diese Größe gibt an, wie schnell und in welchem Umfang ein Stoff vom Körper aufgenommen wird und dort wirken kann.
Leider steht die Bioverfügbarkeit nicht in der Produktdeklaration, ist nicht bei den Herstellern zu erfragen und auch nicht im Internet zu recherchieren. Allein über wissenschaftliche Datenbanken kommt man an Ergebnisse von Studien, in denen unterschiedliche Mineralformen auf ihren Nutzen fürs Pferd überprüft werden. "Es gibt zwei verschiedene Formen von Mineralzusätzen in der Pferdefütterung: anorganische und organische", erklärt Vervuert. "Beide Varianten werden von den Futtermittelherstellern eingesetzt, sie haben jedoch häufig eine unterschiedliche Bioverfügbarkeit."
Anorganische und organische Mineralstoffe
Organische Mineralstoffe sind chemische Komplexverbindungen mit den Endungen Chelat, Glukonat, Azetat, Laktat oder Zitrat. Die Futtermittelhersteller setzen diese seltener ein, nicht zuletzt, weil sie teurer sind als die anorganischen Alternativen.
Pauschal kann kein Forscher sagen, welche der beiden Varianten eine höhere Bioverfügbarkeit besitzt und somit besser fürs Pferd ist. Was für Magnesiumcarbonat gilt, ist nicht automatisch auf Natrium- oder Kalziumcarbonat übertragbar.
Jeder Hersteller schwört auf eine andere Mischung dieser Mineralstoffe. Einige setzen anorganische, andere nur organische Zusätze ein. Zwei Beispiele. Arnd von zu Gathen, Inhaber von Nösenberger Pferdefutter, hat sich den anorganischen Zusätzen verschrieben: "Sie haben sich seit Jahren in der Praxis bewährt", sagt er. St. Hippolyt hingegen setzt überwiegend organische Verbindungen ein. "Das Pferd kann diese besser verwerten", erklärt Produktberaterin Daniela Haas.
"In den letzten Jahren entwickelte sich ein Trend hin zu organischen Zusätzen. Es stellte sich aber heraus, dass die Wirkung organischer Mineralien häufig überbewertet wird", klärt Vervuert auf. "Wissenschaftliche Studien belegen, dass viele Mineralien auch in ihrer anorganischen Form eine gute Bioverfügbarkeit besitzen." Die Tierärztin weist auf Ausnahmen hin: "Bei einigen wenigen Mineralien ist es empfehlenswert, diese nur in ihrer organischen Form zu verabreichen."
Produktvergleich lohnt sich
Das rein organische Präparat "St. Hippolyt Micro Vital" kostet pro Tag und Pferd fast einen Euro mehr als "Loesdau Spurenelement-Komplex", das außer organischem Zinkchelat nur anorganische Zusätze beinhaltet. Für die Mineralstoffe, die bei Pferden am häufigsten ergänzt werden müssen, nennt CAVALLO hier die Mineralform mit der besseren Bioverfügbarkeit.
Magnesium – auf die Dosis kommt es an

Und fast alle Futtermittel enthalten ausreichende Mengen, um den alltäglichen Bedarf zu decken. So kommt der Zusatz selten ins Futter, und wenn, sind für die Stärkung der Nerven die organischen Verbindungen (etwa Magnesiumfumarat, -zitrat, -glukonat, -azetat oder -laktat) den anorganischen vorzuziehen.
Wissenschaftler sind sich einig, dass diese beiden Mineralien ergänzt werden sollten. "Die meisten Futtermittel enthalten zu wenig davon, um den Bedarf des Pferds zu decken. Auch gehen Natrium und Chlor in hohen Mengen über den Schweiß verloren", erklärt Vervuert. "Zur Ergänzung reicht den meisten Pferden ein handelsüblicher Salzleckstein aus." Salzlecksteine bestehen aus Natriumchlorid. Eine andere anorganische Natrium- und Chlorergänzung ist loses Viehsalz; dieses kann dem Pferd einfach in seine Kraftfutterration gemischt werden. Salzlecksteine haben den Vorteil, dass sich das Pferd selbst bedienen kann. Und die Gefahr einer Überversorgung scheint gering.
Vorausgesetzt, das Pferd hat freien Zugang zu Wasser. Bei Sportpferden mit hohem Schweißverlust ist die gezielte Gabe von Viehsalz sinnvoll, da sich der erhöhte Bedarf nicht ausreichend über einen Salzleckstein decken lässt.
Selen als Futterzusatz
Sowohl die organische als auch die anorganische Form (Natriumselenit) von Selen verwertet das Pferd gut. Hanne Wagner, Absolventin des Studiengangs Pferdewissenschaften in Wien, beschäftigte sich intensiv mit Zinkzusätzen: "Bisher ist kein Unterschied zwischen der Aufnahme organischer (Zinkchelat) und anorganischer Zusätze (Zinkoxid, Zinksulfat) bekannt. Demnach kann das Pferd wohl beide Formen gut verwerten."
Ist mein Pferd gut versorgt?
Ob Ihr Pferd ausreichend mit Mineralstoffen versorgt ist, lässt sich überprüfen. Jedoch nicht mittels Blutproben, wie viele Reiter glauben. "Mineralien sind größtenteils organgebunden. Das Blut dient ihnen oft nur als Transportmedium zum Zielorgan, sprich: Die Blutwerte geben nicht den wahren Mineralstoffgehalt im Körper an", erklärt Dr. Ingrid Vervuert, Assistentin am Institut für Tierernährung der Veterinärmedizinischen Universität Leipzig. "Ein hoher Mineralstoffgehalt im Blut muss nicht bedeuten, dass mein Pferd überversorgt ist, er kann auch Zeichen einer organischen Krankheit sein. Bei Nierenerkrankungen steigt beispielsweise der Kalziumgehalt im Blut deutlich an."
Die korrekte Interpretation von Blutproben ist demnach schwierig und kann zu falschen Diagnosen führen. Ein aussagekräftiges Ergebnis liefert hingegen eine Rationskalkulierung. "Vom Pferdebesitzer benötigen wir dazu lediglich Informationen über das Gewicht des Pferds, die tägliche Futterration sowie die Häufigkeit und Intensität des Trainings", sagt Vervuert. "Die Futterration des Pferds wird auf ihre Inhaltsstoffe kontrolliert und mit dem tatsächlichen Bedarf verglichen. Bei Unstimmigkeiten in der Mineralstoffversorgung werden Alternativen vorgeschlagen."
Diesen Dienst bieten nicht nur Universitäten und Tierärzte an, sondern auch Futtermittelhersteller. Auf deren Webseiten finden Sie entweder eine Beratungstelefonnummer oder ein Formular zum Ausfüllen. Zum Beispiel:
St. Hippolyt
www.st-hippolyt.de
Tel. (06642) 96060
Nösenberger Pferdefutter
www.noesenberger.de
Tel. (06181) 31077
Dr. Maroske Futtercheck
www.futtercheck.de
Tel: (05462) 887532
Lexa
www.lexa-futter.de
Tel: (08266) 862526
Kalzium ist sehr gut verwertbar
Kalzium wird vor allem für den Knochenaufbau benötigt. Sowohl in seiner anorganischen (Kalziumcarbonat oder -phosphat) als auch in der organischen Form (Kalziumglukonat und -zitrat) lässt es sich gut als Futterzusatz verwenden. Getrost kann der Pferdebesitzer das Mineralfutter kaufen, das die billigere anorganische Form beinhaltet.