Salz oder Natriumchlorid (NaCl) wird zu Recht auch das „weiße Gold“ genannt. Es sorgt als einer der wichtigsten Mineralstoffe im Pferdekörper für ein Gleichgewicht der Druckverhältnisse zwischen Flüssigkeiten in Zellen und Gewebe. Außerdem reguliert es den Säure-Basen-Haushalt.
Mineral, das gefüttert werden muss
Über Kot, Urin, Speichel und Schweiß verliert der Organismus jedoch regelmäßig Natrium und Chlorid, weshalb Pferde Nachschub von außen benötigen, um gesund, fit und leistungsfähig zu bleiben. Im Pferdefutter, sei es Heu oder Getreide, ist nicht genügend Salz enthalten, um einen erhöhten Bedarf zu decken, besonders, wenn das Pferd stark geschwitzt hat. Deshalb braucht das Tier eine zusätzliche Salzquelle, am besten in Form eines Salzlecksteins.
Vierbeinern, denen Salz fehlt, zeigen das oft durch übertriebenes Lecken an Holzwänden oder Mauern, man spricht dann tatsächlich von einer Lecksucht. Manche Tiere fressen Erde oder Sand, was jedoch auch ein Hinweis dafür sein kann, dass es dem Pferd generell an Nährstoffen und Mineralien mangelt. Außerdem nimmt die Spannung der Haut ab, wenn das Pferd zu wenig Salz bekommt. Bei neugeborenen Fohlen, deren Mütter nicht genug mit Salz versorgt wurden, geht das Darmpech oft nicht problemlos ab.
Salzlecksteine

Reicht ein Leckstein? Pferde sind normalerweise in der Lage, Salz nach Bedarf aufzunehmen, wenn sie freien Zugang zu einer Salzquelle haben. Der Salzhunger kommt, wenn da s Pferd, etwa durch Schwitzen, viel Natrium verloren hat. Ein Salzleckstein ist laut Futterexpertin Prof. Annette Zeyner daher für die meisten Pferde ausreichend. Der Stein sollte jedoch außerhalb der Reichweite von Fohlen sein. Denn Youngster haben noch kein Gefühl für ihren Salzbedarf. Durch spielerisches Lecken können sie zu viel Salz zu sich nehmen.
Welcher Stein soll's sein? Prof. Zeyner empfiehlt einen einfachen, gepressten Stein aus Kochsalz. „ Lecksteine mit anderen zugesetzten Mineralstoffen sind problematisch. Denn deren Bedarf hängt kaum mit dem Schweißverlust zusammen, sondern ist anders reguliert“, so Zeyner. Bei zu viel Zusatzstoffen besteht zudem die Gefahr, dass das Pferd die passende Salz-Dosis nicht mehr korrekt einschätzen kann. Achten Sie darauf, dass der Leckstein stets sauber und gut zugänglich ist.
Gefahr durch zu viel Salz?
War Ihnen bewusst, dass zu viel Salz im Pferde-Futter gravierende Folgen haben kann? Hier liegen die Risiken:
Immer noch kursiert unter Reitern die Vermutung, dass Pferde ihren Bedarf an Salz womöglich nicht selbstständig ausreichend decken können. Zum Teil wird empfohlen, Salz als Paste oder ins Wasser oder Futter gemischt zuzufüttern. Ein Forscherteam um Dr. Annette Zeyner, Professorin für Tierernährung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, hat jedoch vor kurzem in einer Studie belegt, dass schon geringe Mengen Salz, die zum Futter gegeben werden, erhebliche Gesundheitsrisiken fürs Pferd bergen.
Salz macht sauer und instabil
„Natriumchlorid ist eigentlich ein Neutralsalz“, erklärt Prof. Zeyner. „Chlorid wird vom Pferdekörper jedoch zu einem höheren Prozentsatz absorbiert als Natrium, sodass diese säuernde Komponente des Salzes überwiegt.“ Der Säure-Basen-Haushalt kommt so ordentlich durcheinander, es kann zu einer Azidose kommen: Der pH-Wert des Bluts sinkt zu sehr in den sauren Bereich ab. Bei geringen Mengen von bis zu 50 Gramm Salz zusätzlich konnte der Stoffwechsel der Testpferde schon nicht mehr richtig gegensteuern.
Pferde, die 100 Gramm bekamen, waren deutlich übersäuert. „Das saure Milieu sorgt auch dafür, dass Kalzium aus den Knochen mobilisiert wird. Statt zu bleiben, wo es gebraucht wird, geht es vermehrt über den Urin verloren“, erklärt Zeyner. Gerade im Wachstum oder bei Sportpferden ist so ein Kalziumverlust riskant.
Stoffwechsel und Organe
Zu viel Salz steht außerdem im Verdacht, die Magenschleimhaut stark anzugreifen. Beim Menschen gilt das bereits als erwiesen. Zudem wird vermutet, dass zu viel Salz Stoffwechselerkrankungen wie das Equine Metabolische Syndrom (EMS) begünstigt.
Und selbst die positiven Eigenschaften von Salz, etwa den Natriumverlust durch starkes Schwitzen auszugleichen, werden bei übermäßiger Gabe nur zum Teil wirksam. „Das Natriumchlorid kann nicht sofort in diesen Mengen vom Pferd umgesetzt werden, sondern wird vermehrt über den Harn ausgeschieden. Letztendlich belastet es also nur die Nieren unnötig“, so Zeyner.
Wie viel Salz darf's sein?
Ein ausgewachsener Warmblüter benötigt zirka 3,5 Gramm Natrium und 2 g Chlorid am Tag, um den Erhaltungsbedarf zu decken. Dazu reichen meist schon 6 kg Wiesenheu. Einen höheren Bedarf, etwa durch Schwitzen, kann das Pferd gut über einen Salzleckstein ausgleichen. Ausnahme sind Hochleistungssportpferde, besonders unter extremen Klimabedingungen. Hier sollte ein Futterprofi die Salzgabe regeln.
Wie viel Salz steckt im Futter?
Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, können Sie Futterproben in Laboren wie etwa den Landwirtschaftlichen Untersuchungsund Forschungsanstalten (LUFA) auf deren Salzgehalt (vor allem Natrium) analysieren lassen. In fertiggemischten Futtermitteln sowie Mineralfuttern sollte generell nur eine geringe Menge Salz enthalten sein.
„Fakt ist, dass der Salzbedarf am besten individuell vom Pferd nach Bedarf ausgeglichen werden sollte“, so Prof. Zeyner. Übers Krippenfutter kann und sollte der Mensch am besten nicht eingreifen, da er den echten Salzbedarf nie korrekt einschätzen und deshalb auch nicht bedarfsgerecht ausgleichen kann.
Salzverlust durch Schweiß
Schweiß enthält vor allem viel Natrium, Kalium und Chlorid. Kalium bekommen Pferde meist überreichlich übers normale Futter. Den Natrium- und Chloridverlust gleicht in der Regel ein Salzleckstein aus. Je deutlicher nach dem Schwitzen weiße Salzränder im Fell zu sehen sind, umso salziger war der Pferdeschweiß.
Nach normalem bis hohem Schweißverlust, also bei verschwitzter Sattellage, Hals und Flanken sowie nassen Stellen unter dem Zaumzeug, hat das Pferd bis zu 37 Gramm Natrium verloren. „Diese Menge kann es über einen Salzleckstein normalerweise gut selbst ausgleichen“, erklärt Prof. Annette Zeyner.
Zusammen mit Ihrer Kollegin Prof. Ellen Kienzle von der LMU München hat sie einen Schweißscore entwickelt, mit dem sich der Salzbedarf des Pferds einschätzen lässt.
Die oben beschriebenen Schwitzmerkmale entsprechen den Stufen 1 bis 3. Selbst Galopprennpferde kommen bei schneller Arbeit selten über diese hinaus, da sie meist sehr gut trainiert sind. Problematisch sind die Stufen 4 und 5, wenn das Pferd von Kopf bis Schweif komplett durchnässt ist und entsprechend viel Natrium verloren hat. Einen solchen Zustand sollten Reiter grundsätzlich vermeiden, da sich ein Pferd dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit körperlich überanstrengt hat.



















