Welches Kraftfutter braucht mein Pferd?

Das müssen Reiter zu Hafer & Co. wissen
Welches Kraftfutter braucht mein Pferd?

Veröffentlicht am 30.07.2024
CAV 12_2010 Hafer Futter 02
Foto: Rädlein

Was versteht man unter Kraftfutter bei Pferden?

Kraftfutter soll dem Pferd Energie zuführen, wenn es sie braucht. Zum Kraftfutter für Pferde zählen Getreide, Pellets und Müslis. Zu den Getreidearten, die pur oder in Mischungen als Kraftfutter gefüttert werden, gehören Hafer, Mais und Gerste.

Vor allem der Hafer ist ein bewährtes Futtermittel für Pferde. Doch ist Hafer immer gut fürs Pferd? Hier erfahren Sie alles zu Qualitätsmerkmalen, Lagerung und unterschiedlichen Hafersorten:

Wie viel Kraftfutter braucht mein Pferd?

Im Gegensatz zum Raufutter (Heu, Gras) und zum Mineralfutter braucht nicht jedes Pferd Kraftfutter. Kraftfutter kann zum Beispiel nötig sein, wenn das Pferd hohe Leistungen bringt oder schwerfuttrig und zu dünn ist. Denn: Getreide liefert konzentrierte Energie. Viele Pferde können ihren Bedarf mit Raufutter decken. Reichlich gutes Heu (mindestens 1,5 Kilo pro 100 Kilo Körpergewicht und Tag) ist für Sportler das beste Futter. "Viele Pferde brauchen deshalb gar kein Getreide", sagt Futterberaterin Constanze Röhm. Fragen Sie also nicht zuerst nach der Getreidesorte, sondern prüfen Sie, ob Körner für Ihr Pferd überhaupt nötig sind. Hilfe leistet im Zweifel ein Fütterungsexperte, der die richtige Ration individuell berechnet.

Wie viel Kraftfutter verträgt ein Pferd auf einmal?

Mehr als 0,5 Prozent des Körpergewichts sollte die Menge an Getreide pro Fütterung nicht betragen. Das wären bei einem 500 Kilo schweren Pferd rund 2,5 Kilo Hafer. Alles über einem Prozent des Körpergewichts sollten Sie auf drei Portionen verteilen. Hafer frisst ein Pferd im Vergleich zum Heu rasend schnell: Ein Kilo Hafer verschlingt es in zehn Minuten. Zu viel Kraftfutter auf einen Schlag kann zu Koliken führen. Teilen Sie daher das Kraftfutter auf mindestens zwei Mahlzeiten auf. Meist erreicht ein Großteil des Futters den Dickdarm nach 12 Stunden. Große Mengen flutschen zu schnell ins Gedärm und bringen dort die Mikroorganismen durcheinander. Das gilt vor allem bei energiereichem Futter. Achten Sie darauf, es portioniert zu füttern. Und gönnen Sie Ihrem Pferd vor dem Reiten mindestens eine Stunde Pause.

Was kostet Kraftfutter für Pferde?

Hafer, Müsli und anderes Kraftfutter für Pferde kostet im Schnitt zwischen 60 Cent und zwei Euro pro Kilogramm. Die Preise variieren je nach Futterart und aktueller Preislage für Getreide.

Was bringt ein Kraftfutterautomat?

Optimal fürs Pferd ist die Fütterung per Kraftfutterautomat. Er gibt über den Tag verteilt kleine Mengen Pellets, Hafer, Müsli oder Mineralfutter in den Trog. Die Automaten sind aber mit rund 10 000 Euro für acht bis neun Boxen recht teuer. Dafür sind sie aufs Pferd abgestimmt; die Daten werden im Offenstall etwa mittels Chip abgerufen. So erhält jedes Pferd zur richtigen Zeit das, was es braucht. Wenn nicht, muss der Stallbesitzer auf regelmäßige Futterzeiten und angemessene Portionen achten. Ob er das Futter um 6 Uhr und 18 Uhr serviert oder zwei Stunden später, ist egal. Hauptsache, er hält sich in etwa an die jeweiligen Zeiten. Denn Pferde gewöhnen sich rasch an einen Rhythmus. Hält er die gewohnten Zeiten nicht ein, bekommen manche sogar vor lauter Aufregung Verdauungsstörungen.

Wie füttert man ein Pferd, wenn es zu dünn ist?

Zu dünne Pferde sollten zunächst unbedingt unbegrenzt Zugang zu gutem Heu haben – checken Sie eventuell auch den Nährstoffgehalt des Heus (etwa bei den Landwirtschaftskammern). Lassen Sie das Pferd außerdem tierärztlich untersuchen, um die Ursache für die Gewichtsabnahme zu finden. Berechnen Sie den Kalorienbedarf Ihres Pferds, wenn nötig mit Hilfe eines Fütterungsberaters. Kann es seinen Bedarf nicht durch Raufutter decken, ergänzen Sie entsprechend mit Kraftfutter. Hat das Pferd vor allem Muskelmasse verloren, kann ein Kraftfutter für den Muskelaufbau sinnvoll sein. Mehr zum Thema Muskelfutter lesen Sie in diesem Artikel.

Welches Kraftfutter bei Cushing?

Das Equine Cushing Syndrom (ECS, auch Pituitary Pars Intermedia Dysfunction, PPID) tritt oft im Doppelpack mit EMS auf sowie gehäuft bei Pferden ab 15 Jahren. Übergewicht und Alter sollten Pferdebesitzer bei der Fütterung berücksichtigen.

Adipöse Pferde: Tiere mit EMS und ECS sind oft insulinresistent; daher muss ihre Ration zucker- und stärkearm sein, insbesondere bei übergewichtigen Pferden. Der NSC-Gehalt der Gesamtration sollte unter 10 Prozent liegen. Lassen Sie daher regelmäßig Ihr Heu analysieren, um die Ration entsprechend anzupassen. Wie hoch der Anteil an leichtverdaulichen Kohlenhydraten im Weidegras ist, "ist weder kalkulier- noch regulierbar. Daher sollte der Weidegang stark eingeschränkt oder, noch besser, komplett gestrichen werden", rät Manuela Muth.

Beim Krippenfutter plädiert Fütterungsexpertin Manuela Muth dafür, getreide- und melassefrei zu füttern. Conny Röhm findet hingegen: "Bei adipösen Pferden ist kein Kraftfutter nötig. Solche Tiere brauchen nur ein gutes, bedarfsdeckendes Mineralfutter." Hier kann es sinnvoll sein, auf spezielle Mineralfutter-Sorten für Cushing-Pferde zurückzugreifen, "denn normale Mineralfutter reichen je nach Rezeptur und Bioverfügbarkeit der Mineralstoffe manchmal kaum für kerngesunde Pferde", so Julienne Meints.

Zudem brauchen Cushing-Pferde mehr an zellschützendem Vitamin E sowie Zink (Unterstützung fürs angeschlagene Immunsystem). "Gut ist es, wenn das Mineralfutter zugleich noch essenzielle Aminosäuren enthält", sagt Celina Hofmann von Agrobs: Vor allem Methionin, Lysin und Threonin unterstützen den Muskelerhalt.

Normalgewichtige und Dünne Pferde: Aus demselben Grund brauchen auch normalgewichtige und dünne Cushing-Pferde ausreichend Rohprotein und essenzielle Aminosäuren, um den altersgemäßen Muskelschwund zu verringern. Proteinquellen sind Sojaextraktionsschrot, Luzerne oder Reiskleie.

Reiskleie enthält zudem Fette; das wirkt altersbedingtem Gewichtsverlust entgegen und hält den NSC-Anteil unter den anvisierten 10 Prozent. "Doch der Stärkegehalt kann zwischen 10 und 40 Prozent schwanken", sagt Conny Röhm; ECS-Pferde sollten stärkearme Kleie bekommen. Pflanzenöle wie Leinöl liefern Energie und entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren.