5 Satteldecken im Labor-Test
Wie atmungsaktiv sind Satteldecken?

Satteldecken sollen atmungsaktiv sein und so für ein gutes Klima unter dem Sattel sorgen – an heißen Tagen gilt das umso mehr. Aber gelingt das? CAVALLO ließ fünf Modelle testen.

Verschwitztes Fell
Foto: Rädlein

    Mesh-Schabracke "Timeless Elegance" von Felix Bühler

    Testsieger
    Satteldecke Mesh-Schabracke Timeles Elegance
    FazitTestsieger – und obendrein ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.
    • aus schockabsorbierenden Meshgewebe (100 % Polyester), waschbar bei 30 Grad
    • Widerristpolster und Sattel- und Gurtschlaufen
    • Preis: rund 43 Euro

    Die Decke hatte die höchste Wasserdampf- und Luftdurchlässigkeit, war also am atmungsaktivsten. Beim Wasserdampfdurchlässigkeitstest ließ sie 22,5 Milligramm pro Quadratzentimeter in acht Stunden durch (mg/cm²xh); Luftdurchlässigkeit: 1092,5; 1057,5; 1644,0, 1579,0 mm/s.

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    Schabracke "Barcelona" von Waldhausen

    Satteldecke Barcelona
    FazitEine preiswerte und pflegeleichte Schabracke, die im Atmungsaktivitäts-Test hält, was sie verspricht.
    • aus einem Mix von Baumwolle (Obermaterial) sowie Futter und Wattierung aus 100 % Polyester, bei 30 Grad waschbar
    • die Wattierung und der Schaum aus Polyurethan wirken druckausgleichend und stoßabsorbierend
    • rund 50 Euro

    Wasserdampf- und Luftdurchlässigkeit: Bei der Wasserdampfdurchlässigkeit hat das Testmodell mit 7,1 mg/cm²xh den niedrigsten Wert im Test. Bei der Luftdurchlässigkeit liegt die Schabracke auf dem vierten Platz mit 95,5, 61,3, 178,0 und 114,0 Millimetern pro Sekunde. Der Atmungsaktivitätstest ist damit bestanden

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    Satteldecke "KavalFunction" von Kavalkade

    Satteldecke Kavalfunktion
    FazitDecke im mittleren Preissegment, die in Sachen Atmungsaktivität hält, was sie verspricht.
    • aus atmungsaktiven Funktionsstoffen und einem Obermaterial aus Baumwolle, waschbar bei 30 Grad
    • integrierte Polsterung aus Memoryschaum und atmungsaktiver Kammerkanal aus Meshgewebe
    • Preis: 73 Euro

    Wasserdampf- und Luftdurchlässigkeit: Die Decke liegt bei der Wasserdampfdurchlässigkeit mit 7,9 mg/cm²xh auf Platz vier. Das Modell ließ im Test die geringste Luft durch (42,0, 20,9, 71,2, 34,6 mm/s), aber genügend, um atmungsaktiv zu sein.

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    Satteldecke "Dressur Korrektur" von Medi-Cheval

    Satteldecke Dressur Korrektur
    FazitDer Hohlfaserflor ist atmungsaktiv und hält also, was der Hersteller verspricht.
    • aus orthopädischem, atmungsaktiven Hohlfaserflor, waschbar bei 30 Grad
    • bietet Einschübe zum Polstern und Ausgleichen
    • Preis: rund 170 Euro

    Wasserdampf- und Luftdurchlässigkeit: Die Decke hat bei der Wasserdampfdurchlässigkeit den drittbesten Testwert (11,7 mg/cm²xh); Luftdruchlässigkeit: (205,0; 214,0; 413,0 und 383,0 mm/s). Das ist ca. ein Viertel der Luft im Vergleich zum Testsieger-Modell.

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    Wollfilz-Schabracke von Krakeltier

    Satteldecke Wollfilz Schabracke
    FazitEine atmungsaktive Sattelunterlage für Liebhaber von Naturmaterialien.
    • aus reinem, drei Millimeter starkem Wollfilz, nicht waschbar, wird trocken ausgebürstet
    • in der Auflagefläche des Sattels zwei Zentimeter dicke Polster aus High-Tech-Materialien
    • Auf Maß und in Wunschfarbe gefertigt ab 390 Euro

    Wasserdampf- und Luftdurchlässigkeit: Der Wollfilz hat bei der Wasserdampfdurchlässigkeit den zweitbesten Wert im Test (13,5 mg/cm²xh), die Luftdurchlässigkeit liegt bei 204,3, 196,8, 393,0 und 379,7 mm/s.

    Filz ist ein nicht gewebtes Material aus schwer zu trennenden Fasern. Wollfilz aus Schafswolle wird durch mechanische Bearbeitung, das sogenannten Walken, hergestellt. Schafswolle ist von Natur aus atmungsaktiv, antistatisch und antibakteriell. Auch Kunst- und Pflanzenfasern können mit der Nadel zu Filz verarbeitet werden.

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    Was bringt eine Satteldecke?

    Beim Reiten kann es ziemlich heiß hergehen: Wenn Pferde schwitzen, werden sie in der Sattellage schon mal klatschnass. Eine Sattelunterlage soll die Feuchtigkeit vom Fell wegleiten und das Leder des Sattels vor dem Pferdeschweiß schützen. Früher saugten fast ausschließlich Decken aus Filz den Pferdeschweiß auf. Heute sollen atmungsaktive Hightech-Funktionsstoffe dafür sorgen, dass Schweiß vom Pferderücken weg transportiert wird und sich Satteldecken auch nass nicht schwer oder durchnässt anfühlen und obendrein schnell trocknen. Viele Hersteller werben mit ihren atmungsaktiven Sattelunterlagen, egal ob Satteldecke oder Schabracke.

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    Praxistest
    5 Satteldecken im Test
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    Was ist der Unterschied zwischen einer Satteldecke und einer Schabracke?

    Eine Satteldecke ist in Form des Sattels geschnitten und schaut nur wenige Zentimeter unter dem Sattel heraus. Eine Schabracke dagegen ist größer und rechteckig geschnitten, sie ragt im hinteren Bereich weiter unter dem Sattel hervor. Sie hat eine größere Auflagefläche, sodass das Pferd unter dem Stoff eventuell etwas mehr schwitzt als bei einer sparsam geschnittenen Satteldecke. Entscheidend ist aber vor allem das Material. Sowohl Schabracken als auch Satteldecken gibt es aus atmungsaktiven Materialien. Aber leisten atmungsaktive Decken, was die Werbung verspricht?

    Satteldecken-Test 2020 im Labor

    Grund genug für CAVALLO, fünf Modelle im Labor testen zu lassen. Neben vier Decken aus Funktionsstoffen wie Polyester oder Hohlfasern ist auch eine Wollfilz-Schabracke dabei, allerdings mit Polster aus High-Tech-Material im Bereich der Sattellage. Die Tests fanden im Labor des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V. (PFI) statt.

    Testmodelle waren die "Satteldecke KavalFunction" von Kavalkade, die "Schabracke Barcelona" (Waldhausen), die "Mesh-Schabracke Timeless Elegance" (Felix Bühler), die "Satteldecke Dressur Korrektur" (Medi Cheval) sowie die "Wollfilz-Schabracke" der Firma Krakeltier. Im Labor zeigte sich, wie viel Luft und Wasserdampf die Decken durchließen – denn diese beiden Werte zeigen an, wie atmungsaktiv die jeweiligen Stoffe sind. Werden die Hightech-Stoffe dem Naturmaterial den Rang ablaufen?

    Was bedeutet Atmungsaktivität bei Satteldecken?

    Aber was bedeutet eigentlich Atmungsaktivität? Ein atmungsaktiver Stoff transportiert Schweiß als Dampf nach außen und verhindert so, dass sich der Stoff nass anfühlt. Damit zwischen Pferderücken und Sattel kein Hitzestau entsteht, sollen Satteldecken atmungsaktiv sein. Je nach Stoff klappt das besser oder schlechter. Weil es darum geht, den Schweiß vom Pferdekörper weg zu transportieren, ist die Unterseite der Satteldecken entscheidend, die sich oft schon optisch von der Oberseite abhebt.

    Aus welchen Materialien werden Satteldecken hergestellt?

    • Baumwolle: Sie ist nicht atmungsaktiv, denn sie saugt viel Wasser auf. Das weiß jeder, der schon einmal ein Baumwoll-T-Shirt durchgeschwitzt hat. Es klebt nass auf der Haut. Hitzestau entsteht zwar nicht, aber es ist feucht. Satteldecken haben oft ein Obermaterial aus Baumwolle in Kombination mit einer Polyesterfüllung.
    • Filz ist eine aus Wolle hergestellte Naturfaser. Schafwolle gilt von Natur aus als atmungsaktiv und temperaturausgleichend.
    • Künstliche Stoffe aus Polyester saugen sich kaum mit Wasser voll und fühlen sich auch nassgeschwitzt leicht und trocken an. Daher setzen viele Hersteller auf diese funktionellen Stoffe und Füllungen aus Polyester, die außerdem preiswert sind. Als Mesh werden Polyesterstoffe bezeichnet, die an ein netzartiges Material erinnern. Damit werden oft auch luftige Joggingschuhe überzogen, um eine gute Luftzirkulation zu ermöglichen. Hohlfaserflor ist eine spezielle Polyesterart. Der Flor funktioniert ähnlich wie Lammfell. Dieses Material verwenden auch Krankenhäuser für Liegematten, denn es ist sehr robust.

    Verhindert der Sattel die Atmungsaktivität der Satteldecke?

    Doch was hilft eigentlich gute Atmungsaktivität, sobald der Sattel draufliegt? Wenn die Satteldecke den Schweiß vom Pferdefell nach außen transportiert, müsste ja der Sattel dafür umso mehr nass werden. Und verhindert nicht gar der Sattel selbst die Atmungsaktivität? "Über den Kissenkanal kann die Luft genug zirkulieren, wenn die Satteldecke atmungsaktiv ist", sagt Eva Menke aus Aachen, die als Sattlerin für das Reitsportgeschäft Röttsches arbeitet. Sie persönlich bevorzugt bei Sattelunterlagen einen Wollfilz, der acht bis zwölf Millimeter dick ist. "Wollfilz ist sehr langlebig und pflegeleicht, weil man ihn nach dem Reiten einfach nur trocknet und später ausbürstet."

    Der Sattlerin ist es wichtig, dass Satteldecken atmungsaktiv sind und das Pferd nicht klatschnass unterm Sattel wird. Nasses Leder müsse man in Kauf nehmen. "Das Leder stört es nicht, wenn es mal nass wird – man muss es dann einfach pflegen", sagt Eva Menke. Falls das Pferd mal so sehr geschwitzt hat, dass die Satteldecke komplett nass ist und sich Salzränder am Sattel bilden, sollte man diese einfach mit etwas Sattelseife entfernen.

    Kann man Satteldecken waschen?

    Die meisten Schabracken aus synthetischen Materialien dürfen bis 30 Grad in die Waschmaschine. Wollfilz dagegen darf ggf. nicht gewaschen, sondern nur ausgebürstet werden, achten Sie auf die Herstellerangaben. Lammfell kann durchs Waschen mit Fein- oder Wollwaschmittel spröde werden. Benutzen Sie dafür nur spezielle Fellwaschmittel bei maximal 30 Grad (Fellwaschmittel gibt es zum Beispiel von Christ oder Mattes). Für die meisten anderen Materialien benötigen Sie kein spezielles Waschmittel. Achten Sie immer auch aufs Etikett. Es verrät Ihnen auch, ob sich die Satteldecke für den Trockner eignet. Ein Kreis in einem Quadrat bedeutet, sie darf in den Trockner. Ein zusätzlicher Punkt heißt, dass die Schabracke nur bei niedriger Temperatur getrocknet werden darf, zwei Punkte bei Normaltemperatur. Lammfell sollte nur mit der Kaltlufteinstellung in den Trockner. Egal ob Sattelunterlage aus Wollfilz oder Funktionsstoff – falls die Decke nach dem Reiten verschwitzt ist, sollte sie vom Sattel getrennt und bei Raumtemperatur getrocknet werden.

    PFI-Tests zur Wasserdampf- und Luftdurchlässigkeit

    Wie haben die fünf Test-Decken nun im Labor abgeschnitten? Um zu testen, wie atmungsaktiv sie tatsächlich sind und ob sie halten, was ihre Hersteller versprechen, wurden sie im Labor des PFI-Tests zur Wasserdampfdurchlässigkeit (nach DIN EN ISO 14268) und Luftdurchlässigkeit (nach DIN EN ISO 9237) unterzogen. "Die Wasserdampfdurchlässigkeit zeigt, wie viel Feuchtigkeit das Material als Wasserdampf nach außen transportiert und an die Umgebung abgibt", erklärt Diplom-Ingenieur Kai Tinschert, 35, der die Prüfungen im Labor leitete.

    Um das zu testen, stanzen die PFI-Mitarbeiter aus jeder Satteldecke drei Stoffstücke aus. Die Proben werden über einem Behälter mit Trockenmaterial befestigt und starkem Luftstrom ausgesetzt. Das Trocknungsmittel nimmt den Wasserdampf auf, der durch den Stoff dringt. Es wird dann gewogen, um zu bestimmen, wie viel Wasserdampf über einen definierten Zeitraum durchgedrungen ist. Außerdem testete das Labor mit einem genormten Luftdruck von 100 und 200 Pascal, wie viel Luft die Sattelunterlagen in Millimeter pro Sekunde (mm/s) durchlassen.

    Welche ist die beste Satteldecke im Test?

    Das positive Ergebnis: Im Labor-Test erwiesen sich alle Satteldecken als atmungsaktiv, wie von den Herstellern versprochen. Deutlich am meisten Wasserdampf ließ die Schabracke von Felix Bühler durch. Mit jeweils ähnlichen Werten folgen die Wollfilz-Schabracke von Krakeltier sowie das Medi Cheval-Modell. Danach kommen die Testmodelle von Waldhausen und Kavalkade, beide ebenfalls mit ähnlichen Werten.

    Auch bei der Luftdurchlässigkeit hatte die Felix-Bühler-Decke die Nase klar vorn; die Decken von Medi Cheval und Krakeltier ließen im Vergleich etwa ein Viertel der Luft durch, gefolgt vom Waldhausen-Modell und der Decke von Kavalkade.

    So testet CAVALLO im Labor

    Das Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens e. V. (PFI) testete die Sattelunterlagen. Dort mussten sich die Decken zwei Labortests unterziehen: einem zur Wasserdampfdurchlässigkeit (WDD) und einem zur Luftdurchlässigkeit.

    Die Wasserdampfdurchlässigkeit nach DIN EN ISO 14268 (WDD) zeigt an, wie gut eine Satteldecke den Schweiß an die Umgebung abgibt. Das Verfahren: Aus der Decke werden drei Stücke Stoff gestanzt und auf dem Deckel einer mit Trockenmittel gefüllten Plastikdose befestigt. Die wird zuvor gewogen. Ein Ventilator bläst Luft auf den Dosendeckel. Die enthaltene Luftfeuchtigkeit wird innen vom Trockenmittel gebunden. Dann wird der Stoff samt Behälter und Trockenmittel gewogen, um zu bestimmen, wie viel Wasserdampf über einen definierten Zeitraum (8 Stunden) durchgedrungen ist.

    Im zweiten Test prüfte das PFI die Luftdurchlässigkeit nach DIN EN ISO 9237: Mit einem genormten Luftdruck von 100 und 200 Pascal wird getestet, wie viel Luft der Stoff in Millimeter pro Sekunde (mm/s) durchlässt – und zwar einmal von außen nach innen und einmal von innen nach außen.

    Die aktuelle Ausgabe
    10 / 2023

    Erscheinungsdatum 13.09.2023