Praxistest Stricke und Seile
7 Führstricke für Pferde im Test

Führstricke und Anbindeseile sollen gut in der Hand liegen, einen stabilen Haken haben und im besten Fall auch noch optisch ansprechen. Wir haben mehrere Modelle in der Praxis ausprobiert.

Praxistest Führstricke
Foto: Lisa Rädlein
CAVALLO-Empfehlung

CAVALLO hat sieben Anbinde- bzw. Führstricke in der Praxis getestet. Das sind die Ergebnisse:

Führ- und Abindestrick Goleygo 2.0

Praxistest Führstricke

Führstrick Goleygo 2.0

FazitSicher und leicht zu handhaben, die Deluxe-Variante eines Führstricks.​
  • Magnetverschluss
  • leicht und sicher in der Handhabung​
  • recht teuer

Das flutscht! Der Magnetverschluss verbindet sich wie von selbst mit einem Metall-Pin, die Entriegelung gelingt unangestrengt mit zwei Fingern einer Hand durch Zug am Verschluss. Die Gefahr, dass man sich beim schnellen Aufschnappen eines Panikhakens die Finger ramponiert oder das Pferd sich ramponiert, weil es am unerreichbaren Haken zappelt, ist gebannt. Das Sicherheits-System Goleygo 2.0 aus dem Hause Kerbl und Covalliero wurde auf der spoga 2019 in Köln mit dem Innovationspreis ausgezeichnet.

Praxistest Führstricke
Lisa Rädlein

Führstrick Goleygo 2.0 mit Magnetverschluss

Ganz günstig ist derlei Raffinesse nicht: Mit Strick inklusive Metall-Pin und passendem Halfter kommt man auf gut 40 Euro Anschaffungskosten. Denn idealerweise ersteht man zum Strick das farblich passende Halfter gleich mit; separate Pins im Zweierset gibt’s für knapp 13 Euro. Einen Vorteil birgt dieser zwei Meter lange, gut zu haltende Führstrick neben seiner leichten und sicheren Handhabung außerdem: Wer im Stall nicht das gleiche System verwendet, leiht sich den Goleygo nicht "eben mal" aus. Ohne Pin und Anschlussmöglichkeit bleibt der Strick zweckfrei. Der CAVALLO-Tester und seine Stall- Kollegen waren sich einig: "Super Sache!"

Anbieter: Kerbel

Preis: 26,99 Euro (ohne Halfter)

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Führstrick Cotton

Praxistest Führstricke

Führstrick Cotton

FazitZweckmäßiges Modell zum kleinen Preis, aber wohl nur angenehm (weil relativ dünn) für kleine Hände.​
  • Besteht aus 100 Prozent Baumwolle
  • Auch in Rot und Schwarz zu habe​n
  • Günstig

Bauchentscheidungen können so etwas Unvoreingenommenes haben. Zumindest haben die Zwillinge in unserem Stall spontan entschieden: Cooler Strick! Weil er halt farblich (das Testmodell ist Blau) zur Zäumung und Schabracke ihrer schwarzen Stute passte, weil sie diese damit leicht anbinden konnten, weil er ihnen gut in der Hand lag. "Würden wir kaufen!" war das fröhliche Fazit der 15-Jährigen. Mit knapp 4 Euro zudem eine Taschengeld-gerechte Investition, aber den Preis kannten sie nicht.

Und was sagt der CAVALLO-Tester? Erstmal, dass man für 3,95 Euro wenig falsch machen kann. Für Erwachsenenhände ist der Führstrick Cotton etwas dünn und verlangt nach Handschuhen, zappelige Pferde damit zu führen, ist unangenehm und fühlt sich instabil an. Dieses Modell besteht laut Anbieter, nomen est omen, aus reiner Baumwolle, zudem gibt es eine "tolle Farbauswahl", das heißt, er ist noch in Rot und Schwarz erhältlich.

Der Karabinerhaken ist leichtgängig, komfortabel und solide verarbeitet. Kurz: Cotton erfüllt seinen Zweck.

Anbieter: www.reitsport-exclusive.de

Preis: 3,95 Euro zum Testzeitpunkt

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Führstrick Rosé

Praxistest Führstricke

Führstrick Rosé

FazitMacht optisch was her, liegt gut in der Hand, fürs alltägliche Handling jedoch fast zu schade.​
  • Führstrick aus Polyester
  • Mit Lederschlaufe und Karabinerhaken​
  • 2 Meter lang

Weil Black ja beautiful ist, kommt dieser etwa zwei Meter lange Polyester-Führstrick auf den ersten Blick recht edel daher – nicht zuletzt aufgrund seiner robust anmutenden Lederschlaufe, welche dem kupferfarbenen, relativ klein gestalteten und daher fragil anmutenden Karabinerhaken (angenehm leicht zu öffnen!) stabilen Halt gibt. Schwarz und Kupfer/Rosé – das ergibt einen hübschen Farbkontrast.

Merke: Das Auge führt mit. Das Strickende verstärkt ein stabiler Lederaufsatz (Assoziation: Teufelchenschwanz), der jedoch recht kantig ist und bei einem überraschenden Zug, bei dem einem dieser Strick durch die Hand gezogen wird, doch recht schmerzhaft sein kann. Weiche Abrundungen wären hier hilfreicher gewesen.

Keine Frage: Eher ein Strick zum Spazierenführen und zu Demonstrationszwecken: Denn das Eben-mal-auf-den-Boden-werfen, wie es stallalltäglich nunmal vorkommt, löst umgehend ein schlechtes Gewissen beim Anwender aus. Waldhausen bietet übrigens dazu passend ein Lederhalfter gleichen Namens an.

Anbieter: Waldhausen

Preis: 17,95 Euro

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Anbindestrick Bergen

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Führstrick Bergen

FazitFür nicht mal 3 Euro ein gutes Preis- Leistungsverhältnis. Führen, anbinden – was will man sonst noch?​
  • Aus 100 Prozent Polyester,
  • Satinierter Panikhaken
  • Liegt weich in der Hand

Auch der kommt wuchtig – aber weich. Wie beim Stonedeek geht es auch beim Führstrick Bergen darum, Robustheit zu assoziieren. Er ist etwa zwei Meter lang, der Panikhaken "satiniert" (Produkt-Info), also mattglänzend, der Strick selbst besteht laut Loesdau aus 100 Prozent Polyester.

Verführerisch: Ein Strick ideal für Handschuhmuffel, ist er doch angenehm flauschig und handschmeichlerisch beim Handling... kurz: Der Anwender fühlt sich wohl. Der Panikhaken lässt sich umstandslos und gezielt öffnen. Soweit so schön. Allerdings sollte man beim Bergen aufpassen, dass er nicht nass wird. Saugt er sich erstmal mit Wasser voll, wird er ruck zuck unhandlich (weil deutlich dünner). Dann sollte er erstmal trocknen, aber so richtig flauschig wird er nicht mehr.

Anbieter: Loesdau

Preis: 2,95 Euro

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Strick Twist

Praxistest Führstricke

Anbindeseil Twist

FazitZweckmäßig und unspektakulär, liegt gut in der Hand.
  • Besteht aus 100% Baumwolle
  • Stabiler Karabinerhaken
  • Dünnes Tau

Jeder im Stall hat ja so seine Erfahrungen mit Stricken und damit auch eine mehr oder weniger vorgefasste Meinung; weshalb etwa dieser Strick "Twist" bei einer Stallkollegin auf spontane Skepsis stieß: "Das löst sich ziemlich schnell auf!", argwöhnte sie. Womit der aus Baumwolle bestehende Strick gemeint ist. Der erinnert an ein dünnes Tau, welches bei unserem Testmodell in der Tat bereits vor dem ersten Einsatz etwas fusselt.

Zu seiner Verteidigung sei gesagt: Der gut zwei Meter lange Twist liegt, nicht zuletzt wegen seiner eher rauen Oberfläche, gut in der Hand, der Karabinerhaken wirkt stabil und lässt sich per Daumendruck klemmfrei öffnen.

Anbieter: Krämer

Preis: 3,99 Euro

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Führ- und Anbindestrick mit Elastik-Zwischenstück

Praxistest Führstricke

Führstrick und Anbinder

FazitEin Strick, der vor allem aufgrund seines elastischen Zwischenstückes beim Anbinden überzeugt.​
  • Besteht aus Baumwolle
  • Mit elastischem Zwischenstück und Panikhaken​
  • Gewöhnungsbedürftig beim Führen, sehr gut beim Anbinden

Dumm ist das nicht: Dieser Baumwollstrick, mit einem etwa 40 Zentimeter langen elastischen Zwischenstück am Panikhaken, wird von Loesdau als Führ- und Anbindestrick angepriesen.

Was beim Führen etwas gewöhnungsbedürftig anmutet, da sich im Falle des Falles der Dehnmoment ziemlich zieht (etwa 15 Zentimeter) und der Widerstand relativ spät beim Pferd ankommt, ist fürs Anbinden fraglos ideal: Zieht das Pferd hier am Strick, verschafft einem diese Nachgebe-Funktion etwas Zeit, nimmt dem Tier gegebenfalls Stress und verhindert (oder mindert zumindest) eine mögliche Panik.

Apropos: Der Panikhaken lässt sich von Hand durch leichten Zug entriegeln, ansonsten bleibt er stabil geschlossen.

Anbieter: Loesdau

Preis: 14,95 Euro

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Kommentar von CAVALLO-Autor Volker Camehn

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Praxistest Führstricke
Lisa Rädlein
CAVALLO-Redakteur Volker Camehn

Keine Panik mit den Haken: Der Karabiner zum Führen, ein Panikverschluss fürs Anbinden? Das ist sicher machbar, vorausgesetzt der Pferdemensch ist stets mit zwei Stricken unterwegs, die dann geflissentlich gewechselt werden. Gibt es bestimmt, so gewissenhafte Zeitgenossen, habe bloß noch keinen kennengelernt.

Ich schätze im täglichen Umgang mit Pferden einen dicken Strick mit Panikhaken – eine rein irrationale Entscheidung: Mir ist damit einfach wohler, weil sich derlei recht robust anfühlt. Entsteht beim Anbinden Stress und gut 500 Kilogramm geraten unter Zugzwang, zerfetzt in aller Regel erstmal das Halfter, ehe sich Panik- oder Karabinerhaken öffnen (lassen).

Schwer zu führende Pferde nehme ich gar nicht erst an den Haken, sondern ziehe den Strick bloß durchs Halfter. Dann stürmt das Pferd meinetwegen auf die Koppel, aber ich behalte zumindest den Strick in der Hand. Vorteil: Das Pferd tritt nicht drauf – und ich muss nicht hinterherlaufen.

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Erscheinungsdatum 13.09.2023