Details entscheiden, ob Winterreitjacken warmhalten, praktisch und bequem sind. CAVALLO hat für Sie sieben aktuelle Winterreitjacken getestet – im Sattel und in der Kältekammer. Dort fanden die Tester die winterlichen Extrembedingungen, die draußen noch fehlten. Die Redaktion wählte für den Test nur Jacken, die knapp über das Gesäß oder bis zur Hüfte reichen. Kürzere Schnitte sind optimal für die Bewegungsfreiheit des Reiters im Sattel, was fürs Training wichtig ist. Die getesteten Modelle sind von BR, Ekkia, Equiva, Eurostar, Kerbl, Kingsland und Uhip. Welche Jacken überzeugten die Tester?
Im Stall-Check liegen die Modelle dicht beieinander: Beim Reiten begeistert die Jacke „Calgary“ von Equiva mit bequemen Sitz, guter Verarbeitung und praktischen Taschen. Dicht dahinter folgen die figurbetonten Modelle der Marken Uhip, BR und Eurostar. Sie punkten alle mit guter Passform, die dem Reiter Bewegungsspielraum bietet.
Das Exemplar von Equiva überzeugt auch in der Kältekammer des Outdoor-Spezialisten Globetrotter – es hält die Tester selbst bei minus 10 Grad mollig warm. Nur die 3-in-1-Jacke „Equit‘M Bomber Blouson“ von Ekkia mit integrierter Weste schneidet in der künstlichen Kälte noch besser ab. Nachteil des Modells im Vergleich zur Equiva-Jacke: die sehr voluminöse Form des Bomber-Blousons. Die Jacke ist dadurch recht schwer und vermittelt beim Reiten ein aufgeplustertes Gefühl mit geringerer Bewegungsfreiheit.
Und schon sind Sie bei einem wichtigen Punkt für Ihre Kaufentscheidung: Ziehen Sie die Jacke nur beim Putzen und während der Aufwärmphase an? Oder wollen Sie sie auch während des Trainings tragen? Dann empfiehlt sich ein leichteres Modell, das eher wie eine zweite warme Haut sitzt. Wichtig für bequemes Reiten ist in jedem Fall ein Modell mit Zwei-Wege-Reißverschluss. Dieser lässt sich von unten öffnen, die Jacke passt sich dem Körper besser an. Strickbündchen und längere Ärmel halten die Wärme am Körper. Unpraktisch im Stall: ein Kragen aus Fell. Er zieht Späne und Staub an.
Einen weiteren Tipp gibt Dr. Andreas Schmidt von den Hohenstein Instituten/Baden-Württemberg. Als Leiter des Bereichs „Function and Care“ beschäftigt er sich mit Komfort und Funktion von Kleidung. Er rät: „Berücksichtigen Sie bei der Kleidungswahl, wie schweißtreibend Ihre Aktivitäten sind.“ Reiten Sie viel Schritt im Gelände, empfiehlt sich eine dickere Oberbekleidung als für die anstrengende Dressurstunde.















Winterreitjacken richtig pflegen
Je pflegeleichter eine Jacke, desto besser. Die meisten Test-Modelle lassen sich problemlos in die Waschmaschine stecken. Bei Daunenjacken ist das schwieriger: Waschen Sie das Kleidungsstück separat und zusammen mit einigen Tennisbällen.
Verzichten Sie auf Weichspüler, die Daunen verkleben sonst. Auch im Trockner sollten Tennisbälle liegen. So plustern sich die Daunen wieder auf, damit die Jacke optimal wärmt. Und seien wir ehrlich: Mit der richtigen Winterjacke lässt Sie Frost beim Reiten kalt. Eiskalt.
So hat CAVALLO getestet:
Doppelter Check im künstlichen Frost und bei den Pferden.
Kältekammer: Wegen der noch milden Temperaturen ging CAVALLO in die Kältekammer des Outdoor-Spezialisten Globetrotter in Frankfurt. Sieben Mal standen die Tester für rund 20 Minuten in der Kälte. Bei rund minus zehn Grad. Eine Wärmebildkamera entlarvte derweil die Schwachstellen der einzelnen Jacken.
Pferdestall: Die Jacken mussten sich im Stall und im Sattel bewähren. Bei jedem Wetter, beim Ausreiten und in der Reitstunde. Die Testkriterien waren: bequemer Sitz, Bewegungsfreiheit, Praxistauglichkeit und Atmungsaktivität der Materialien. Und wie robust ist der Stoff, wie gut die Verarbeitung der Jacken?





















Equiva "Calgary"
Beim Pferd erprobt: Das Modell „Calgary“ von Equiva sitzt sehr gut und bequem. Obwohl die Jacke zu den längeren Modellen gehört, sitzen die Tester mit ihr ungestört im Sattel. Dafür sorgen die beiden Knopfleisten am hinteren Saum: Aufgeknöpft können Sie diesen Teil über den Sattelkranz legen.
Wer längere Jacken bevorzugt, sollte generell auf dieses Detail achten. Die großen und sinnvoll platzierten Taschen bieten Platz für Leckerlis, Schlüssel und Handy. Gut für die Dunkelheit: Reflektoren an den Ärmeln.
Im Frost gezittert: Auch bei minus zehn Grad hält das Modell von Equiva warm. Es schützt dank seiner Länge die Nieren. Die Wärmebildkamera zeigt nur vereinzelte unerwünschte wärmere Bereiche, so an den Seiten und dem Schulterbereich. Unter den Achseln tritt deutlich mehr warme Luft aus – es entweichen hier rund 14 Grad.







Material und Verarbeitung: Bei 30 Grad und Schonwäsche kann die aus Nylon und Polyester bestehende „Calgary“ in der Waschmaschine gereinigt werden. In der Reitstunde schwitzen einige Tester ziemlich, trotzdem ist die Jacke danach innen trocken. Das ist ein wichtiger Pluspunkt. Das Modell ist sauber verarbeitet.
Größe: XS bis XXL
Preis: rund 130 Euro
www.equiva.com
Fazit: Die Jacke ist praktisch, bequem, hält richtig warm und gibt Feuchtigkeit nach außen ab. Die doppelte Stoffschicht überm Reißverschluss hält Wärme am Körper, die große Kapuze schützt den Kopf. Sie ist unser Testsieger!















Kingsland "Sabine"
Beim Pferd erprobt: „Sabine“ sitzt an manchen Testern wie angegossen, andere zwickt sie beim Anwinkeln der Arme unter den Achseln. Die Jacke empfinden alle Tester als leicht.
Nachteil: Sie rutscht in der Bewegung etwas nach oben. Die beiden Außentaschen sind unpraktisch, weil ungünstig platziert: Die Tester können die Hände kaum von oben hineinstecken.
Im Frost gezittert: Hier zeigt sich, dass Steppnähte zwar schön, aber unpraktisch sind: Durch sie entweicht ein Großteil der Wärme. Die Abdeckung über dem Reißverschluss ist lediglich mit drei Druckknöpfen fixiert. Die Jacke lässt in diesem Bereich bis zu 19 Grad Körperwärme durch. Die breiten Bündchen an Armen und Hüfte sitzen zu locker und lassen ebenfalls erwärmte Luft vom Körper entweichen.







Material und Verarbeitung: Das Modell von Kingsland ist mit 90 Prozent Daunen und 10 Prozent Federn gefüttert. Vorteil der Daunen: Sie halten warm und machen die Jacke leicht. Dafür ist die Pflege aufwändiger. Das Testmodell verlor bereits nach mehrmaligem Tragen einige Federn.
Größe: S und M
Preis: rund 300 Euro
www.kingsland.com
Fazit: Das Kingsland-Modell sieht modisch aus, praktische Elemente wie große Taschen fehlen. Ihr Plus durch die Daunenfüllung kann die Jacke in der Kältekammer nicht ausspielen – zu viele Nähte lassen die Wärme entweichen.















Ekkia "Equit´M Bomber Blouson"
Beim Pferd erprobt: Rein optisch überzeugt Ekkias „Equit‘M Bomber Blouson“ die Tester nicht: Das Modell erinnert sie an ein aufgeplustertes Michelin-Männchen. Praktisch: In die leicht gefütterte Jacke ist eine Weste eingeknöpft, die sich prima separat tragen lässt.
Die komplette 3-in-1-Jacke empfinden die Tester als schwer; ihre Länge stört sie im Sattel. Einige Tester bemängeln die fehlende Bewegungsfreiheit beim Dressurreiten. Nützliche Extras: eine im Kragen einrollbare leichte Kapuze, der verstellbare Saum sowie viele verschieden große Taschen mit Reißverschluss, auch in der Weste.
Im Frost gezittert: Hier ist diese Jacke der klare Sieger. Sie ist so lang, dass sie auch das Gesäß schützt. Ihr Schwachpunkt: der Reißverschluss. Hier misst die Wärmebildkamera rund zehn Grad. Auch die Taschen und die Achseln bilden Wärmebrücken.







Material und Verarbeitung: Die Ekkia-Jacke aus Nylon und Polyester kann bei 30 Grad in der Maschine gewaschen werden. Das Material macht einen sehr robusten Eindruck – Pferdezähne können dem Testmodell nichts anhaben. Insgesamt fällt die Jacke durch eine saubere Verarbeitung auf. Weil sie auch nur in Weste reiten können, kommen die Tester nicht ins Schwitzen.
Größe: XS bis XL
Preis: rund 230 Euro
www.ekkia.de
Fazit: Frieren Sie schnell und suchen in erster Linie eine praktische Jacke für den Stall? Dann könnte dieses Modell für Sie die richtige Wahl sein. Pluspunkt ist die herausknöpfbare Weste. Dadurch eignet sich das Modell ohne Weste für die Übergangszeit, im Winter können Sie etwa bei Dressurstunden nur die Weste anziehen. Die Taschen bieten Platz für Handy und Co. Nachteile: Das Modell ist recht schwer, die voluminöse Form kann im Sattel stören.















BR "St. Moritz"
Beim Pferd erprobt: Das Modell „St. Moritz“ von BR begeistert die Tester mit perfekter Passform. Die Jacke sitzt bequem beim Reiten, passt sich den Bewegungen prima an. Kommen die Tester ins Schwitzen, entwickelt sich die Jacke jedoch zur Sauna: Feuchtigkeit entweicht schlecht.
Großes Plus ist der besonders leicht - gängige Reißverschluss. Das ist wichtig, damit Sie die Jacke mit Reithandschuhen öffnen können. Unpraktisch im Stall ist der Fell besatz. Solche Besätze sind Schmutzfänger.
Im Frost gezittert: Für wirklich kalte Temperaturen ist die Jacke nicht warm genug. Zwar leitet sie verhältnismäßig wenig Wärme nach außen, doch die Tester frieren in der Kältekammer fast sofort. Dem Kopf bietet die kleine Kapuze wenig Schutz. Das zusätzliche Strickbündchen an den Handgelenken hält warm.







Material und Verarbeitung: Dieses Modell besteht aus Polyester, soll allerdings nur per Hand gewaschen werden. Die Jacke ist wasserabweisend; das gilt leider auch für die Innenseite: Schweiß leitet das Material nicht nach außen weiter. Die Verarbeitung ist sehr gut.
Größe: XS bis XL
Preis: rund 120 Euro
www.br.nl
Fazit: Das Modell von BR fällt im Praxistest positiv auf. Die Passform ist prima, der Reiter hat viel Bewegungsfreiheit. Obendrein sieht die Jacke noch schick aus. Als einziges Testmodell besitzt „St. Moritz“ einen leichtgängigen Reißverschluss. Nachteil: Obwohl nicht sonderlich warm, entwickelt sich die Jacke beim Schwitzen zur Sauna.















Kerbl-Covalliero "Turin"
Beim Pferd erprobt: „Turin“ von Kerbl sitzt optimal. Wünschenswert wären stabilere und Zeichtgängigere Reißverschlüsse. Unpraktisch ist die Tasche mit Druckknopf am linken Oberarm. Hilfreiches Extra für die dunkle Jahreszeit sind Reflektoren.
Bei Minusgraden ist dieses Modell zu dünn. Unempfindliche Reiter können „Turin“ aber die ganze Reitstunde hindurch tragen.
Im Frost gezittert: Bei Minus zehn Grad künstlicher Kälte bestätigt sich die Vermutung aus dem Sattel: die Tester frieren etwas. Bei diesem Modell von Kerbl zeigt sich das Problem der vielen Nähte: Hier tritt warme Luft aus, besonders am Rücken. Unter den Achseln verliert die Jacke sogar bis zu 18 Grad. Der Halsbereich wärmt sehr gut.







Material und Verarbeitung: Das Kerbl-Modell besteht aus 100 Prozent Polyester; bei 40 Grad in der Maschine waschbar. Es hapert bei der Atmungsaktivität (siehe Kasten oben links). Das Futter nimmt zwar Feuchtigkeit auf, gibt sie aber nicht wieder ab. Ergebnis: Am Ende der Reitstunde fühlt sich die Jacke innen klamm an. Zum Ende des Tests zieht die Jacke an den Ärmelabschlüssen und am Saum Fäden.
Größe: S bis XL
Preis: rund 80 Euro
www.kerbl.com
Fazit: Das Modell von Kerbl sieht modisch aus, ist aber nicht sehr praktisch: es fehlen Taschen. Die Jacke ist nicht besonders atmungsaktiv, dafür kann der Reiter das Modell bei weniger schweißtreibenden Reitstunden anbehalten.















Euro-Star "ESX Travel Jacket"
Beim Pferd erprobt: Die Optik dieses Modells von Eurostar erinnert an eine Ski-Jacke. Pluspunkt: Als einzige Jacke im Test besitzt sie Lüftungsbereiche mit Reißverschluss unter den Achseln. Das Modell sitzt gut, die Reiter können sich im Sattel gut bewegen.
Manche Tester stören die Ärmelbünchen mit Daumenloch, die an sich eine gute Idee sind. Sie rutschen zum Teil über die Finger. Unpraktisch für Reiter ist der nur in eine Richtung laufende und zudem schwergängige Reißverschluss. Im Sattel ist ein Zwei-Wege-Reißverschluss wichtig, damit Jacken optimal sitzen. Sonst bauscht sich die Kleidung um den Bauch und stört beim Reiten.
Im Frost gezittert: Die Kältekammer zeigt die Schwächen eines Matrialmixes: Viele Nähte bedeuten viele Wärmebrücken. Besonders an den Schultern entweicht im Test sehr viel Wärme.







Material und Verarbeitung: Das Futter besteht aus 80 Prozent Daunen und 20 Prozent Federn. Die Steppung ist geschweißt, nicht genäht. Top Verarbeitung.
Größe: XS bis XL
Preis: rund 290 Euro
www.euro-star.com
Fazit: Klassische Winterjacke, die auch Skifahrern optisch gefallen dürfte. Das Testmodell im Materialmix schwächelt in der Kältekammer. Gut sind die Reißverschlüsse unter den Achseln zur Belüftung; ein Zwei-Wege-Reißverschluss fehlt.















UHIP "Arctic Sport"
Beim Pferd erprobt: Das Modell „Arctic Sport“ von Uhip sitzt top und trägt sich leicht. Es verrutscht nicht. Der Reiter kommt dank der vielen äußeren Taschen an Handy & Co., ohne die Jacke zu öffnen. Nachteil: der schwergängige Reißverschluss.
Bei Reitjacken bisher noch nie gesehen: Ein stulpenähnliches Bündchen mit Löchern für Daumen und kleinen Finger wärmt die Hand während des Reitens. Mit Druckknopf kann der Ärmel auf Normallänge zurückgeknöpft werden. Das erfordert anfangs etwas Geschick. Nachteil: Selbst bei Plusgraden frieren empfindliche Tester in dieser Jacke.
Im Frost gezittert: Die Kamera zeigt: Die „Arctic Sport“ lässt überall Wärme durch den Stoff: rund neun Grad gehen verloren. Die große Kapuze schützt den Kopf vor Kälte.







Material und Verarbeitung: Außen- und Innenstoff bestehen aus Nylon, das Futter aus 100 Prozent Polyester. Die Jacke wirkt gut verarbeitet. Doch schon nach zweimaligem Tragen lösen sich beim Testmodell einige Nähte.
Größe: 34 bis 46
Preis: rund 164 Euro
www.uhip.se
Fazit: Das Uhip-Modell sieht schick aus, sitzt bequem und ist praktisch. Die Jacke eignet sich nur für Reiter, die weniger kälteempfi ndlich sind, nicht für Frostbeulen. Pfiffig sind die herunterklappbaren Ärmelaufschläge.















Jacken müssen atmen
Sauna oder Wohlfühlzone? Das schafft ein angenehmes Klima: Jedes Lebewesen gibt ununterbrochen Wasserdampf an die Umwelt ab. Auf diese Weise reguliert es seinen Temperaturhaushalt. Die darüberliegenden Stoffe (beim Mensch die Kleidung, beim Pferd beispielsweise eine Decke) dürfen den Abtransport des Wassers nicht behindern.
Sie sind dann atmungsaktiv. Dr. Andreas Schmidt von den Hohenstein Instituten erklärt: „Die richtige Bezeichnung lautet Wasserdampfdurchgangswiderstand und beschreibt die Fähigkeit eines Materials, Dampf nicht nur aufzunehmen, sondern ihn durch sich hindurch an die Umgebung weiterzuleiten.“ Nur so entsteht ein gesundes Klima – der Reiter ist nicht schweißgebadet in seiner Kleidung. Und: Die Gefahr einer Erkältung sinkt. Denn trocknet das Wasser direkt an der Haut, entsteht Kälte.




















