Müsli duftet gut, sieht appetitlich aus und verspricht eine Vielzahl an unterschiedlichen Nähr- und Mineralstoffen. Damit ist es ein Futter, das viele Pferdebesitzer gerne füttern, auch wenn ihr Pferd keine sportlichen Höchstleistungen bringen muss.
Viele Hersteller bieten darum spezielle Müslis für Freizeitpferde an, die meist insgesamt weniger Energie haben sowie zucker-, stärke- und eiweißreduziert sein sollen. In unserem Test konzentrierten wir uns auf Müslis mit Getreideanteil, da sie auf dem Markt immer noch stärker vertreten sind als getreidefreie Müslis.
Wir schickten verschiedene Sorten zum Nährstoff- und Keimbelastungstest ins Labor. Die Ergebnisse:
Marstall "Freizeit"

- Zweithöchster Energiegehalt im Test
- Geringer Fettgehalt und wenig Zuckeranteil
- hygienisch einwandfrei
Eggersmann "EMH Cool Müsli"

- Protein- und energieärmstes Müsli im Test
- Hält damit die Herstellerverprechen damit gut ein
- Hygienisch einwandfrei
Höveler "Original All in One"

- Eines der energieärmsten Produkte im Test
- sehr rohfaserreich, wie auch beworben
- hygienisch einwandfrei
Hartog "Balance"

- Relativ hoher Protein- und höchster Fettgehalt im Test
- Zweithöchster Rohfaseranteil im Test
- Hygienisch einwandfrei
So testet CAVALLO
Für unseren Test schickten wir die Müsliproben ins Labor der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LUFA NRW). Dort wurden sie auf ihren Nährstoff- und Keimgehalt geprüft.
Getestet wurde, wie viel Rohfaser, Stärke, Zucker, Rohprotein, Rohfett und umsetzbare Energie die Müslis enthielten. Dafür wurde mithilfe einer sogenannten nasschemischen Analyse jeder Parameter einzeln extrahiert. Für jeden Stoff kommen dabei unterschiedliche Chemikalien und Prüfapparate zum Einsatz.
Um den Gehalt an Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen zu prüfen, wurden die Proben auf unterschiedlichen Nährmedien angesetzt und anschließend im Brutschrank bebrütet. Danach wurde ausgezählt, wie viele Keime sich gebildet haben. Durch diesen Test können die Labormitarbeiter feststellen, wie hoch der Anteil der vermehrungsfähigen Keime, Bakterien und Hefen war.

Welche Angaben stehen auf dem Futtersack?
Die Hersteller geben nicht bei allen Nährstoffen einen Prozentsatz an. Angaben zum Zucker- und Stärkegehalt fehlen etwa häufig. Hier ist es besonders wichtig, die Zutatenliste genau anzusehen – oder unsere Ergebnisse auf Seite 91 zu studieren. Je weiter vorne eine Zutat in der Inhaltsliste auftaucht, desto mehr ist von ihr enthalten. Welche Nährstoffe in welchen Zutaten stecken, lesen Sie in den Infoboxen.
Kann ich mich auf die Nährstoffangaben der Hersteller verlassen? Unser Test zeigte, dass sich Käufer auf die Müsli-Angaben ganz gut verlassen können, große Abweichungen gab es nicht. Gut zu wissen: Aufdrucke auf dem Sack oder Angaben im Internet sind nicht immer aktuell. Die Hersteller können diese Angaben nicht immer sofort aktualisieren, etwa wenn bereits bedruckte Säcke aufgebraucht werden. Die richtigen Angaben müssen dann auf einem Sackanhänger stehen, der meist außen am Sack angebracht ist. "Dass sich Inhaltsstoffe ändern, hat oft damit zu tun, dass gewisse Rohstoffe kurzfristig auf dem Markt nicht mehr verfügbar sind", erklärt Sophia Riegger, Produktmanagerin bei Marstall.
Wie wird der Energiegehalt im Pferdefutter festgestellt?
Wie viel Energie das Pferd aus einem Futter ziehen kann, zeigt der Wert "umsetzbare Energie". Die Einheit dafür ist Megajoule pro Kilogramm. Der Wert wurde im Labor anhand der ermittelten Nährstoffgehalte mit einer Schätzgleichung errechnet. Mit einem festgelegten Faktor multipliziert und dann zusammengezählt werden dabei die Gehalte an Rohfett, Rohprotein und den stickstofffreien Extraktstoffen wie Stärke und Zucker. "Der Rohfaseranteil wird dagegen in Abzug gebracht", erklärt Annika Nüsken von der LUFA NRW, bei der wir den Test durchführen ließen. "Je mehr strukturreiche Zutaten wie etwa Gräser oder Luzernehäcksel ein Müsli enthält, desto energieärmer kann es also insgesamt werden", so Nüsken.
Der Energiegehalt ist bei manchen Herstellern angegeben. Wenn nicht, können Sie anhand der Nährstoffangaben abschätzen, ob das Müsli eher viel oder wenig Energie enthält: Hat es einen hohen Anteil an faserreichen Inhaltsstoffen, ist es energieärmer.
Wie viel Energie steckte in den Pferde-Müslis?
"Viele der getesteten Müslis haben mit mehr als zehn Megajoule pro Kilo einen etwa so hohen Energiegehalt wie purer Hafer und damit ordentlich Dampf", stellt Futterexpertin Constanze Röhm (www.futterberatung-roehm.de) fest. Einen wirklich niedrigen oder reduzierten Energiegehalt, mit dem manche der Hersteller ihre Freizeitmüslis bewerben, erreichen sie also nicht. "Als energiearm würde ich ein Futter bezeichnen, das weniger als sieben Megajoule pro Kilo hat", sagt Röhm. Das erreichte keines der getesteten Müslis. Selbst unter zehn Megajoule blieben nur das "EMH Cool Müsli" von Eggersmann und das "Original All In One" von Höveler. Am energiereichsten war das "Naturkorn-Pur" von Masterhorse mit 12,63 Megajoule.
Wie viel Energie und Nährstoffe braucht ein Pferd?
Wie viel Energie ein Pferd braucht, hängt von unterschiedlichen Faktoren wie Gewicht, Rasse und Arbeitsbelastung ab. Wissen sollten Sie auch, wie viel Energie Ihr Pferd aus dem Grundfutter ziehen kann. Für eine genaue Rationsplanung empfiehlt sich eine Heuanalyse. Hochwertiges Heu liefert neben viel Energie eine umfassende Versorgung mit Rohfaser, Rohproteinen, Spurenelementen und fettlöslichen Vitaminen.
Bekommen Freizeitpferde solch hochwertiges Heu, können sie ihren Energiebedarf darüber decken. Als Beispiel nennt Con- stanze Röhm ein Pferd mit einem geringen Gesamtbedarf von 50 Megajoule pro Tag. "Frisst es am Tag zehn Kilo Heu mit jeweils fünf Megajoule umsetzbarer Energie, hat es seinen Energiebedarf bereits gedeckt", rechnet Röhm vor. Da im Heu die Energie- und Nährstoffgehalte aber erheblich variieren und oft wichtige Nähr- und Pflanzenstoffe fehlen, kann eine Zufütterung sinnvoll sein, um den Bedarf des Pferds zu decken. Für die Fütterung bedeuten unsere Ergebnisse, dass die Freizeitmüslis dem Energiebedarf entsprechend portioniert werden müssen.
Wie wirkt Getreide im Pferde-Müsli?
Hafer, Gerste und Weizen liefern viele Nährstoffe, die Pferde benötigen. Ein Nachteil am Getreide ist aber der hohe Stärkeanteil. Diese einfachen Kohlenhydrate haben zur Folge, dass zu viel Blutzucker ausgeschüttet wird. Dadurch werden die Zellen mit einfachen Kohlenhydraten überversorgt. Das hält sie von ihrer normalen Funktion ab und kann verhindern, dass die Zelle rechtzeitig abstirbt, wenn sie nicht mehr gesund ist.
Wie viel Stärke enthielten die getesteten Müslis?
Während die Müslis nicht unbedingt kalorienarm waren, war der Stärkeanteil meist moderat. Einen hohen Stärkegehalt hatte mit rund 56 Prozent nur das "Naturkorn-Pur" von Masterhorse, da es neben Öl ausschließlich aus Getreide besteht. Dadurch ist es gut mit rohfaserreichen, mineralisierten Futtermitteln kombinierbar.
An zweiter Stelle folgte das "Freizeit"-Müsli von Marstall mit 34,2 Prozent Stärke. Bei den weiteren Proben lagen die Werte meist zwischen rund 25 und 30 Prozent. "Das ist ein relativ geringer Stärkegehalt", urteilt Constanze Röhm. Als Richtwert gilt eine Obergrenze von zwei Gramm Stärke pro Kilo Körpergewicht des Pferds. Das muss auf mindestens zwei Mahlzeiten verteilt werden. Ein 600-Kilo-Pferd dürfte also maximal vier Kilo eines Müslis mit 30 Prozent Stärkeanteil an einem Tag bekommen, aufgeteilt in mindestens zwei Portionen à zwei Kilo. Dann würde es täglich 1,2 Kilo Stärke aufnehmen.
Welche Getreidesorten sind am besten fürs Pferd?
Alle Hersteller außer Masterhorse verzichteten in den getesteten Müslis für Freizeitpferde auf Hafer, da dieser den Ruf hat, Pferde heißzumachen. "Das ist schade, denn Hafer ist für Pferde immer noch das am besten verdauliche Getreide", sagt Constanze Röhm. Stärke aus anderen Getreidesorten wie Gerste oder Weizen sind in der Verdauung aufwändiger und können so träger machen. Besonders Weizen sei für die Pferdefütterung deshalb eigentlich wenig geeignet und finde sich vor allem in älteren Müslirezepturen, so Röhm. Weizenflocken bzw. Puff-Weizen enthielten die getesteten Müslis von Marstall und Hartog.
Auch die Stärke aus Gerste und Mais können Pferde weniger gut verdauen. Darum sollten diese Getreidesorten im Müsli als Flocken enthalten sein, so sind sie leichter verdaulich. Dazu werden sie wärmebehandelt (hydrothermisch aufgeschlossen), formbar gemacht und zu Flocken verarbeitet.
Alle getesteten Müslis enthielten Getreideflocken. Bei Eggersmann ist laut Produktinfo zudem Mais in sehr geringer Menge (2,1 %), bei Höveler Gerste in geringer Menge enthalten. "Das kann sein, wenn einzelne Körner bei der Produktion der Flocken nicht erwischt werden", so Röhm. In so geringen Mengen ist das jedoch unbedenklich.
Ist Weizenkleie gut für Pferde?
Anders als Weizenkörner oder -flocken sind Weizengrießkleie und besonders Weizenkleie stärkearm und bringen viele Nährstoffe mit. Kleie besteht aus Getreideschalen. Da sie aufquellen kann, sollte sie nicht in zu großen Mengen verfüttert werden. In den Müslis von Marstall, Hartog, Lexa und Höveler war Weizenkleie oder Weizengrießkleie in eher kleinen Anteilen enthalten und so unbedenklich. Weizenkleie sorgt auch für einen höheren Rohfasergehalt und liefert Rohprotein.
Enthalten die Freizeit-Müslis zu viel Zucker, Protein und Fett?
Der Zuckergehalt war bei allen getesteten Müslis akzeptabel, deutlich überzuckerte Müslis fanden wir nicht. Fast alle blieben unter fünf Prozent und waren damit relativ zuckerarm.
Auch die Proteinwerte lagen meist um zehn Prozent und waren damit eher gemäßigt. Beim Rohfett hatte das "Balance"-Müsli von Hartog mit 4,9 Prozent den höchsten Anteil. "Dieser hohe Prozentsatz entsteht durch zugefügtes Öl", erklärt Constanze Röhm. "Dieses wird etwa genutzt, um ein Futter staubfrei zu bekommen und zu binden." Einen hohen Rohfettanteil im Müsli sollte man kennen und bei der Fütterung entsprechend berücksichtigen: "Man braucht – wenn überhaupt – nur wenig Öl zufüttern, denn das kann das Pferd dann nicht mehr verarbeiten."
Waren die Müslis hygienisch unbedenklich?
"Da Pferdefutter häufig über Zwischenhändler bezogen wird, lagert es oft zwei bis drei Monate, bevor es beim Kunden ankommt", weiß Constanze Röhm. "Da kann es durchaus passieren, dass das Futter nicht mehr einwandfrei ist, wenn die Lagerung zum Beispiel feucht war." Die gute Nachricht: Alle Test-Müslis, die wir wie der normale Endverbraucher aus dem Handel bezogen, waren hygienisch einwandfrei.
Geprüft wurde auf Bakterien, Hefen und Schimmelpilze. "Für Müslifutter gibt es hier keine verbindlichen Orientierungswerte", erklärt Annika Nüsken von der LUFA NRW. "Legt man aber die Orientierungswerte für pelletiertes Pferdefutter oder Hafer zugrunde, ergibt sich bei keinem der getesteten Müslis ein Hinweis auf mikrobiellen Verderb." Pelletiertes Pferdefutter darf über eine Million koloniebildende Einheiten von Bakterien pro Gramm enthalten (KBE/g). Bei den gefundenen verderbanzeigenden Pilzen dürften es 6000 KBE/g sein. Die Müslis blieben klar unter den Orientierungswerten. Hefen wurden nicht nachgewiesen.
Welches Fazit gibt es zu den Freizeit-Müslis im Test?
Insgesamt zieht Constanze Röhm ein beruhigendes Fazit: "Keines dieser Futter ist schädlich." Es lauerten unter den Testprodukten keine verdorbenen Bauchweh-Auslöser und keine Zuckerbomben. "Füttert man die Freizeit-Müslis in angepassten, nicht zu großen Mengen, ist das völlig in Ordnung", so Röhm. Hilfe bei Auswahl und Rationierung bieten Ihnen unsere neben stehenden Testergebnisse.
Welche Inhaltsstoffe stecken in Müsli für Pferde?
Getreide hat viel Stärke
Als Faustregel gilt: Wer stärkearm füttern will, sollte zu viel Getreide meiden. Ein Getreide mit sehr hohem Stärkeanteil ist Mais. In einem Kilo Mais stecken etwa 600 Gramm Stärke. Neben Mais haben auch Getreidesorten wie Gerste und Dinkel einen relativ hohen Stärkegehalt von etwa 550 Gramm pro Kilo. Hafer enthält mit 450 bis 500 Gramm etwas weniger Stärke. Den höchsten Stärkeanteil unter den getesteten Müslis hatte mit rund 56 Prozent das reine Getreidemüsli "Naturkorn-Pur" von Masterhorse. Hauptzutat waren hier mit 35 Prozent Maisflocken. Die empfohlene Menge an Stärke wäre für ein 600-Kilo-Pferd also bei etwa 2,1 Kilo Müsli erreicht. Diese müssen auf mindestens zwei Portionen aufgeteilt sein. Die Verdauung entlasten Sie durch stärkearme Fütterung.
Luzerne bringt Faser
Neben Gräseranteilen sorgen weitere Zutaten für Rohfaser. Enthält ein Müsli einen höheren Bestandteil an rohfaserreichen Zutaten wie Luzerne, Wiesen-Lieschgras und andere Gräser- oder Heusorten, senkt das den Gesamtkaloriengehalt ab. Auch Zutaten wie Luzernegrünmehl, Haferkleie oder Sonnenblumenschalen dienen dazu, den Rohfaseranteil im Futter zu erhöhen.
Den höchsten Rohfaseranteil hatte mit rund 14 Prozent das Müsli "Original All In One" von Höveler. Es enthält neben Sonnenblumenschalen auch Luzerne. Es folgte das "Balance"-Müsli von Hartog mit rund 13 Prozent Rohfaser. Auch in diesem Futter steckt Luzerne. Rohfasern geben den Bakterien im Darm Nahrung und sorgen so für eine gut ausbalancierte Darmflora.
Zuckerarme Schnitzel
Zucker-Nebenprodukte können wertvolle Nährstoffe liefern. Zuckerrüben-Melasseschnitzel enthalten deutlich weniger Zucker als der Zuckerrübensirup Melasse. Genauso wie dieser sind sie ein Nebenprodukt aus der Zuckerverarbeitung. Der Zucker ist aus ihnen größtenteils extrahiert. "Sie erhöhen den Rohfasergehalt eines Müslis und liefern den Mikroben im Darm so wertvolle Faser als Nahrung", erklärt Sophia Riegger von Marstall.
Flüssige Melasse bindet Müslis und verbessert den Geschmack. "Solange sie in geringen Mengen eingesetzt wird, ist sie nicht schlecht", so Constanze Röhm. "Melasse enthält auch Mineralien, Spurenelemente und Vitamine", so Sophia Riegger. Keines der getesteten Müslis enthielt zu viel Zucker, was auf zu viel Melasse hindeuten könnte.
Öl liefert viel Energie
Tipp: Bei übergewichtigen Pferden sollten Sie auf wenig Öl setzen. Öl ist eine Kalorienbombe: In 100 Millilitern Öl steckt etwa so viel Energie wie in einem halben Kilo Heu. Wer ein übergewichtiges Pferd hat, sollte eine Sorte mit nicht zu hohem Fettanteil wählen. Ist auf der Zutatenliste kein Öl aufgeführt, ist der Fettanteil geringer. Er stammt dann etwa aus Gerste und Mais.
Ähnlich wie Öle heben auch proteinreiche Zutaten wie Soja, Johannisbrot oder Leinsamen den Energiegehalt an. Proteine fördern Muskelaufbau, Fell und Hufe. Zu viel Protein kann aber den gegenteiligen Effekt haben und Leber und Niere belasten. Ein 500-Kilo-Pferd braucht bei mittlerer Arbeit 479 bis 821 Gramm verdauliches Rohprotein am Tag – der Bedarf ist sehr individuell.