Stangentraining ist toll, aber einfache Reihen sind auf Dauer ziemlich öde. Damit ist jetzt Schluss, denn unsere zehn Stangen-Kombis sind vielfältige Helfer – und bleiben durch eingängige Namen und Formen obendrein ganz einfach im Kopf.
Mehr Koordination und Geschicklichkeit
Egal auf welchem Niveau du und dein Pferd trainieren: Von den kreativen Stangenübungen profitiert jedes Paar. Die Pferde müssen mitdenken, werden koordinierter, geschickter und geschmeidiger. Ob Schritt, Trab oder Galopp – die Möglichkeiten, dein Pferd zu gymnastizieren, sind fast unbegrenzt.
Dabei gilt: langsam herantasten und die Anforderungen nach und nach steigern. Dann gelingen die abwechslungsreichen Übungen spielerisch und machen Pferd und Reiter gleichermaßen Spaß, ohne zu überfordern.
Bei den eingängigen Aufbauten sind viele Abstände durch das Aneinanderlegen der Stangen schon automatisch festgelegt. Wenn nicht, solltest du beim Aufbau auf die entsprechenden Abstände für die einzelnen Gangarten achten. Folgende Maße gelten:
Schritt: 80-90cm Trab: 1,20-1,40m Galopp: 3-3,5m
Was man zusätzlich im Hinterkopf haben sollte: Je nach Schwung und Größe des Pferdes variieren auch die individuell passenden Abstände zwischen den Stangen. Bei den Aufbauten, bei denen die Stangen nicht parallel liegen, kann es deshalb sinnvoll sein, je nach Pferd nicht genau die Mitte der Stangen zu überreiten, sondern auch mal leicht links oder rechts davon, wo die Abstände größer bzw. kleiner sind. So lässt sich für jedes Pferd der passende Abstand finden.
1. Das kreative Kreuz
Beim vielseitigen Stangenkreuz geht’s kreuz und quer – aber mit System.

Die Stangengassen lassen sich geradeaus durchreiten (gestrichelte Pfeile). Sie begrenzen das Pferd und helfen so bei der Geraderichtung. Außerdem eignen sich die Stangengassen, um Übergänge zwischen den Stangen zu reiten. Pariere beim Hineinreiten durch (Trab/Schritt; Galopp/Trab; Galopp/Schritt) und wechsel beim Herausreiten wieder in die höhere Gangart. Hierbei merkst du schnell, wie durchlässig dein Pferd ist.
Eine weitere Möglichkeit: das Kleeblatt (oliv-grüne Pfeile). Geradeaus durch die Stangengasse reiten und dann nach links bzw. rechts abwenden. Einen großen Bogen reiten, sodass du durch die gesamte Länge der nächsten Gasse reiten kannst. Nun wieder nach den Stangen wenden (wichtig: immer in die gleiche Richtung) und erneut durch die Stangengasse. Das kannst du so lange wiederholen, bis du von jeder Seite einmal in die Stangengasse hineingeritten bist.
Möchtest du die parallel liegenden Stangen nutzen, um darüber zu reiten (rosa Pfeil), kommt es beim Aufbau auf die Abstände zwischen diesen an. Liegen die Stangen im Schritt- oder Trababstand?
Eine zusätzliche Alternative ist, quer über die Mitte des Kreuzes zu reiten (orange Pfeile). Dass das Pferd in der Mitte über die Ecken der Dreiecke muss, schult seine Aufmerksamkeit. Wichtig: Exakt die Mitte der äußeren Stangen anreiten, so minimierst du das Risiko, dass das Pferd auf die Stangen tritt.
2. Die Sonne
Über so viele Möglichkeiten wirst du strahlen: Das Quadrat in der Mitte der Sonne kannst du von allen Seiten und in allen Grundgangarten überreiten. Besonders abwechslungsreich wird es, wenn du das Anreiten der Stangen von verschiedenen Seiten kombinierst.

Mögliche Wege hierfür bietet z.B. eine Acht (gestrichelte Linie). Hierbei entstehen immer wieder Richtungswechsel, das sorgt für eine gleichmäßige beidseitige Gymnastizierung des Pferds.
Eine Alternative bildet das Kleeblatt (oliv-grüne Linie). Reite hierfür geradeaus über die beiden parallelen Stangen des Quadrats und wende nach dem Überreiten der zweiten Stange immer in dieselbe Richtung, um von der angrenzenden Seite aus wieder über das Quadrat zu reiten – bis du von jeder Seite einmal angeritten bist. Die Strahlen werden dabei nicht überritten, sondern sorgen bei beiden Varianten dafür, dass man genug ausholt und so Platz für die Wendung entsteht.
Beide Übungen kannst du in allen Gangarten reiten, wobei das Pferd bei den Handwechseln auf der Acht im Galopp umspringen muss.
Natürlich kannst du auch über die Sonnenstrahlen reiten. Entweder separat über einzelne (rosa Linie) oder über zwei nebeneinanderliegende Strahlen in Kombination (orange Linie). Dabei solltest du dir bewusst machen, dass die Abstände umso größer werden, je weiter außen du die Stangen anreitest. Möchtest du im Galopp anreiten, solltest du dich beim Aufbau am Abstand für einen Galoppsprung (ca. 3 Meter) orientieren.
Hinweis: Durch einen flacheren bzw. steileren Bogen kannst du den Abstand beim Reiten noch etwas ausgleichen. Wählst du einen flacheren Bogen, wird der Abstand kürzer, reitest du einen deutlicheren Bogen, wird der Weg länger und du gewinnst etwas Platz.
3. Die Fischgräte

Sie wirkt auf den ersten Blick kompliziert – ist es aber nicht. Immer durch die Gasse zweier Stangen hineinreiten und geradeaus über die querliegenden Stangen wieder heraus.
Als zusammenhängende Übung gelingt’s, wenn du nach den Stangen immer abwechselnd im großen Bogen links, dann rechts wendest und direkt wieder in die nächste Stangengasse hineinreitest, bis du am Ende angekommen bist. Das häufige Umstellen macht das Pferd geschmeidig und sorgt für eine gleichmäßige Gymnastizierung auf beiden Seiten.
Die Abstände sind wieder so gewählt, dass die parallelen Fischgräten im Trababstand liegen.
4. Der Kelch

Die Stangen des Stiels liegen, je nach Gangart, im Trab- oder im Schrittabstand. Hier kannst du waagrecht darüber reiten (rosa Linie) oder senkrecht zwischen den Stangen hindurch (braune Linie). Das ist in allen Gangarten und von beiden Seiten möglich. Die seitliche Begrenzung der Stangen unterstützt dabei die Geraderichtung des Pferds.
Die Seitenwände der Schale können ebenfalls in allen Gangarten überritten werden (oliv-grüne Linie). In Kombination nacheinander (orange Linie) schulen sie die Aufmerksamkeit und helfen den richtigen Rhythmus auf gebogener Linie zu finden, ohne dass extrem enge Wendungen verlangt werden.
All diese Stangenübungen lassen sich wunderbar kombinieren und wie ein kleiner Parcours nacheinander reiten. Das macht aufmerksam und fordert Konzentration von Pferd und Reiter.
5. Die Ziehharmonika

Lege die Stangen im 45-Grad-Winkel wie eine Ziehharmonika in Reihe. Bei der Anzahl der verwendeten Stangen kannst du beliebig variieren. Eine Möglichkeit ist, längs über die Stangen zu reiten (gestrichelte Linie). Dass die Stangen nicht ganz gerade liegen, fördert die Aufmerksamkeit der Pferde, denn sie müssen genau hinschauen. Reite leicht rechts oder links neben der Mitte der Stangen an, damit die Abstände für ein bzw. zwei Trabtritte passen.
Eine andere Möglichkeit ist es, einzeln über die Stangen zu reiten. Eine zusammenhängende Übung über alle Stangen entsteht daraus, wenn du nach der Stange jeweils eine große Volte einleitest, um daraus über die nächste Stange zu reiten (oliv-grüne Linie). Das kannst du wiederholen, bis du am Ende der Ziehharmonika angekommen bist. Wichtig: Nach der Stange jeweils ein bis zwei Meter geradeaus reiten. Das verschafft Platz für die Wendung und du triffst fast von allein die nächste Stange.
Diese Übung ist in allen Grundgangarten möglich, wobei es je nach Ausbildungsstand von Pferd und Reiter v.a. im Galopp sinnvoll sein kann, etwas größere Bögen zu wählen, indem du um die Stangenreihe herum und erst wieder von der anderen Seite über die nächste Stange reitest (orange Linie).
6. Die Sanduhr

Hier kannst du dein Pferd im Trab auf vielfältigen Linien biegen und benötigst dafür nur sechs Stangen, die du zu zwei aneinander liegenden Dreiecken zusammenlegst – schon kann es losgehen. Auch das lästige Abmessen von Abständen entfällt.
Du kannst jeweils im Bogen über die Ecken der entstandenen Sanduhr reiten (orange Linie) oder über die zueinander laufenden Stangen in der Mitte der Sanduhr. Dabei kannst du z.B. einmal um das gegenüberliegende Dreieck herumreiten und dann erneut über dieselbe Stelle (oliv-grüne Linie). Achte darauf, den Bogen immer so anzulegen, dass das Pferd zum Stangenwinkel hin gestellt und gebogen ist.
Zusätzlich kannst du auch verschiedene Wege miteinander kombinieren, z. B. indem du eine Schlangenlinie über die zwei oberen oder auch unteren Ecken reitest (gestrichelte Linie). Die Bögen dabei nicht zu groß, sondern eher flach anlegen.
Durch die aufeinander zulaufenden Stangen kannst du für jedes Pferd den passenden Abstand wählen, indem du weiter außen oder innen anreitest. Wenn du den Bogen so anlegst, dass du an einer sehr breiten Stelle über das Dreieck reitest, muss das Pferd einen Zwischentritt zwischen den Stangen machen. Diese Variation fordert die Aufmerksamkeit des Pferds und es muss mitdenken.
7. Haus und Blume
Der beliebte Klassiker unter den kreativen Stangenübungen kommt mit sechs Stangen aus. Angeritten wird im Trab entweder von einer senkrechten Hauswand zur gegenüberliegenden (oliv-grüne Linie) oder von unten, um dann über das Dach oder den Kamin wieder herauszureiten (orange Linie). Beim Herausreiten über die Dachschrägen musst du das Pferd rechtzeitig auf die Wendung vorbereiten und entscheiden, ob du einen kleineren Bogen oder einen größeren mit einem Trabtritt zwischen den Stangen reiten möchtest.

Waagrecht durchs Haus (oliv-grüne Linie) kannst du die Stangen auch als eine Art In-Out nutzen und im Galopp darüber reiten. Das Pferd springt dabei über die eine Hauswand hinein und über die gegenüberliegende wieder heraus.
Erweiterst du das Haus um drei weitere Dreiecke an den noch freien Seiten des Quadrats, entsteht eine Blume.

Diese bietet viele Möglichkeiten, um vor allem im Trab auf gebogenen Linien über die Stangen zu reiten. Hier kannst du über die einzelnen Blütenblätter reiten (oliv-grüne Linie) oder auf gebogener Linie durch die Blume hindurch, sodass ein großer Links- bzw. Rechtsbogen entsteht (orange Linie).
Alternativ kannst du im Inneren auch einen Handwechsel vornehmen, indem du zum Beispiel mit einem Linksbogen beginnst und auf dem Rechtsbogen wieder herausreitest (gestrichelte Linie). Denke auch hier daran, rechtzeitig mit dem Umstellen zu beginnen, denn nur wenn du dein Pferd auf der gebogenen Linie über den Stangen ausreichend an den Hilfen hast, kannst du sicherstellen, dass das Pferd nicht über die äußere Schulter davonläuft.
8. Die Mühle

Für diesen Aufbau benötigst du zwölf Stangen und kannst im Schritt, im Trab und als geübter Reiter auch im Galopp durch die Stangengassen der Mühle ins Innere des Quadrats reiten. Dort reitest du geradeaus über die nächste gegenüberliegende Stange wieder heraus (orange Linie).
Hierbei solltest du dein Pferd gut einrahmen, um gerade durch die Stangengasse reiten zu können. Durch die querliegenden Stangen muss das Pferd aufmerksam sein und mitdenken. Am besten immer zunächst durch die Stangengasse und dann über die Stangen reiten. So kannst du verhindern, dass das Pferd auf eine senkrecht liegende Stange tritt, wenn es beim Überreiten der Stangen nicht gelingt, das Pferd gerade zu halten und genau die Mitte zwischen den Stangen zu treffen. Das Durchreiten der Flügel hilft, die Pferde gerade zu halten und das Überreiten der quer liegenden Stangen fordert gleichzeitig die Aufmerksamkeit.
Im Schritt kannst du alternativ auch über eine Stangengasse in das Quadrat hinein und nun schräg durch das Quadrat reiten, sodass du am gegenüberliegenden Flügel durch die zwei Stangen wieder herausreitest. Für Fortgeschrittene: Das Pferd im Schritt von der einen Ecke des Quadrats zur gegenüberliegenden Seite übertreten lassen, ähnlich wie beim Viereck vergrößern (gestrichelte Linie).
Außerdem kannst du die Flügel der Mühle im Trab oder Schritt überreiten (rosa Linie). Der Abstand der parallelen Stangen sollte dabei für den Trab bzw. Schritt angepasst sein.
Wenn du die einzelnen Flügel problemlos überreiten kannst, kannst du auch versuchen, nach jedem Überreiten der beiden Stangen in eine Wendung zu gehen, so dass du auf den nächsten Flügel zureitest. Das kannst du beliebig oft fortsetzen, sodass du nacheinander alle Flügel der Mühle überquerst (oliv-grüne Linie). Diese Übung fördert die Durchlässigkeit und in der Wendung muss das Pferd sich korrekt biegen.
Tipp: Immer so anreiten, dass die Stange, mit der die Ecke des Vierecks abschließt, die hintere ist. Dann fällt es leichter, lange genug geradeaus zu reiten. Denn wendest du sofort und zu eng, machst du es deinem Pferd unnötig schwer.
9. Der Fisch

Sieben Stangen reichen aus, um ganz einfach einen Fisch zu formen und schaffen verschiedene Möglichkeiten zur Gymnastizierung des Pferds auf gebogener oder gerader Linie. Und das wiederum ganz ohne Abmessen. Du kannst das Quadrat im rechten Winkel zu den Stangen von allen Seiten anreiten. Am einfachsten ist es, wenn du geradeaus über die gegenüberliegende Stange wieder herausreitest (orange Linie).
Tipp: In einer Acht über das Viereck zu reiten, ist in allen Grundgangarten möglich und sorgt für eine beidseitig gleichmäße Gymnastizierung (oliv-grüne Linie).
Die Anforderungen steigen, wenn du über eine Stange herein und über die daran angrenzende auf gebogener Linie wieder heraus reitest (rosa Linie oben). Hierbei gilt es, das Pferd mit den äußeren Hilfen zu begrenzen, damit es nicht über die äußere Schulter wegläuft.
Außerdem kannst du jede Ecke auf gebogener Linie überreiten (rosa Linie unten). Das gilt auch für die Flossen-Enden, wo der Winkel steiler und der Abstand dadurch etwas kleiner ist. Beides solltest du beim Anreiten bedenken.
Wenn du in einer Art Schlangenlinie zunächst über die Flosse und dann über den Körper des Fischs (gestrichelte Linie) reitest, musst du das Pferd mehrmals schnell nacheinander umstellen. Eine schöne Möglichkeit, die Durchlässigkeit zu überprüfen.
10. Das Z

Diese Art von Aufbau eignet sich wunderbar für Übergänge. Vor dem Einritt in die Stangengasse zum Schritt parieren. Diese im Schritt passieren und danach wieder antraben bzw. angaloppieren (gestrichelte Linie). Das fördert die Durchlässigkeit. Um durch die Gasse zu kommen, ohne die Stangen zu berühren, muss sich das Pferd biegen und der Reiter sollte mit dem äußeren Schenkel einem Ausweichen der Hinterhand nach außen entgegenwirken.
Eine andere Möglichkeit ist, in die Stangengasse hinein und geradeaus über die querliegende Stange wieder hinaus zu reiten (oliv-grüne Linie). Die seitlichen Stangen stellen dabei sicher, dass du wirklich gerade auf die Stange zureitest, egal in welcher Gangart.
Werden die Abstände zwischen den parallelen Stangen so gewählt, dass sie für den Trab passend sind, so kannst du diese als Trabstangen nutzen und jeweils quer darüber reiten (orange Linie). Verschiedene Varianten lassen sich wunderbar miteinander kombinieren.
Die Abmessungen der Stangen kannst du natürlich auch für den Schritt anpassen. Dadurch wird die Stangengasse schmaler und das Hindurchreiten etwas anspruchsvoller, da sich das Pferd vor allem in den Wendungen noch mehr biegen muss, um nicht an die Stangen zu stoßen.
Wir wünschen dir viel Spaß beim Ausprobieren!












