NIE WIEDER ALLEIN UNTERWEGS:
Viele reiten nur alleine aus, weil das Pferd in der Gruppe heiß wird oder sich von nervösen Tieren anstecken lässt. Dabei ist ein gemeinsamer Ausflug viel schöner und auch sicherer – vor allem anfangs,
wenn man selbst oder das Pferd noch unsicher ist. Die beiden Parelli-Trainer Ralf Heil und Sandra Gockenbach www.birkenhof-heil.de zeigen, wie Sie harmonisch in der Gruppe unterwegs sind – von den ersten gemeinsamen Schritten bis zum entspannten Galopp.
VORBEREITUNG AUF DEM REITPLATZ:
Bevor es ins Gelände geht, sollten Sie Ihr Pferd daheim ans Abteilungsreiten gewöhnen. Diese Gruppenübung ist simpel, aber effektiv: Jeder Reiter schnappt sich eine Gerte. "Dann geht’s im Schritt hintereinander her", sagt Ralf Heil. "Der erste
Reiter gibt die Hufschlagfigur und das Tempo vor. Keiner darf überholen." Drängelt das eigene Pferd, gibt der jeweilige Reiter seinem Vordermann sofort Bescheid. "Dieser nimmt dann beide Zügel in eine Hand, die Gerte in die andere", erklärt der Experte. "Nun führt der Vordermann die Gerte hinter seinen Rücken, ohne sich dabei umzudrehen."
Wedeln Sie mit dem Stöckchen, bis die Nase des aufdringlichen Pferds auf Abstand geht. Der Gertenschwung imitiert abwehrendes Schweifschlagen. Der Clou: Dank dieser Technik muss sich der Reiter des aufdringlichen Pferds nicht mit diesem anlegen. "Er bleibt in guter Erinnerung, der Buhman ist in diesem Moment der vordere Reiter", ergänzt Heil. Bleibt das Pferd auf Abstand, gibt’s ein dickes Lob – auch vom Vordermann.
Tipp: Das Tier mit der Gerte streicheln, damit das Pferd keine Angst vorm Stock entwickelt. Üben Sie das Abteilungsreiten auf dem Platz in allen Gangarten – auch im schnellen Galopp. Bleiben die Pferde gelassen, geht’s zusammen ins Gelände.
Galoppieren in der Gruppe
ENTSPANNTER GALOPP:
Viele Reiter haben Angst vorm Gruppen-Galopp. Sie fürchten, dass sich die Pferde gegenseitig anstacheln oder außer Kontrolle geraten. Dabei sind Sie mit den vorangegangenen Übungen bestens abgesichert. Denn wenn die Pferde beim Team-Training cool bleiben, steht einem entspannten Galopp nichts mehr im Weg.
GOLDENE TEMPO-REGEL:
"Lassen Sie das Pferd nicht einfach hinter dem Schnellsten her rennen", sagt Sandra Gockenbach. Das ist zu gefährlich. "Reiten Sie alle jeweils stets nur so flott, dass Sie Ihre Pferde jederzeit stoppen können, ohne grob zu werden." Tipp: Einigen Sie sich vorm Start auf die Geschwindigkeit. Wichtig: Das schwächste Paar in der Gruppe bestimmt das Tempo!
ERSTE HILFE BEIM ÜBERHOLEN:
Prescht ein weiter hinten galoppierendes Pferd doch mal an allen vorbei, lassen Sie das zu. "Vorne angekommen, drehen Sie Ihren Vierbeiner um und traben oder galoppieren an den anderen vorbei", sagt Ralf Heil. "Schließen Sie sich hinten an." Wiederholen Sie die Übung, bis Ihr Hitzkopf ruhig in Reih und Glied galoppiert.
CAVALLO Fazit

"Meine sonst sehr brave Araberstute Shimounah drehte beim Ausritt auf dem Heimweg richtig auf. Nach der Recherche für diese Serie probierte ich die Tipps von Ralf Heil und Sandra Gockenbach sofort aus. Die Übungen konnte ich im Gelände tatsächlich leicht umsetzen. Das Training war der Schlüssel zum Erfolg – in Kombination mit den Horsemanship. Übungen von Pat Parelli als Basis (CAVALLO 6/2016). Nach einem halben Jahr sind Shimounah und ich nun sogar so weit, dass ich sie am langen Zügel im ruhigen Tempo nach Hause galoppieren kann. Die Gelände-Serie hat mein Pferd und mich noch mehr zusammengeschweißt."
Trennen von den Kumpels
EIGENE WEGE:
Ab und an muss man sich von der Gruppe lösen – etwa wenn der Reiter früher nach Hause möchte. Die Trennung fällt Pferden leichter, wenn Sie diese vorab üben. Voraussetzung ist, dass Sie und Ihr Pferd auch alleine entspannt unterwegs sein können und sich das Tier auf jeder Position in der Gruppe reiten lässt.

AN DEN ABSCHIED GEWÖHNEN:
Bilden Sie im Schritt eine Abteilung. Dann starten Sie ein Überholmanöver. "Reiten Sie zirka zehn Meter vor die Gruppe", empfiehlt Ralf Heil. Dort angekommen, drehen Sie um und reiten wieder zurück auf Ihre alte Position in der Abteilung. Wiederholen Sie die Übung solange, bis sich das Pferd völlig entspannt von der Gruppe löst. Dann erst vergrößern Sie den Abstand allmählich oder schlagen auch mal für wenige Meter die entgegengesetzte Richtung ein. Im letzten Schritt reiten Sie möglichst außer Sichtweite der anderen.
Tipp: Um Ihrem Pferd die Trennung zu versüßen, gönnen Sie ihm eine Pause, sobald es mit Ihnen allein ist. "Lassen Sie es beispielsweise grasen", sagt Ralf Heil. "So verbindet das Pferd die Trennung nach und nach mit einer Belohnung."
Immer schön der Reihe nach
COOL AUF JEDER POSITION:
Vorne, in der Mitte oder am Schluss – jedes Pferd hat einen Lieblingsplatz in der Gruppe. Damit die Tiere aber auch auf jeder anderen Position gelassen bleiben, hilft diese Übung. "Reiten Sie raus ins Gelände und bilden Sie im Schritt eine Abteilung", sagt Pferdetrainer Ralf Heil. Als erstes schert der letzte Reiter aus der Reihe, überholt die Abteilung und setzt sich an die Spitze. Jetzt folgt der nächste Reiter von ganz hinten und so weiter, bis alle einmal an der Reihe waren. Ziel: "Jedes Pferd läuft entspannt an der Spitze, in der Mitte und am Schluss der Gruppe", erklärt Ralf Heil. Probieren Sie das Überholmanöver auch in Trab und Galopp.


VARIATION FÜR KÖNNER:
Klappt die erste Positionsübung, können Sie einen Slalom wagen. "Das löst die Pferde endgültig vom jeweiligen Lieblingsplatz", sagt Sandra Gockenbach. So funktioniert’s: Halten Sie gemeinsam an. Der letzte Reiter dirigiert sein Pferd nun im Slalom
zwischen den anderen Pferden durch. Im Anschluss legt der nächste Reiter von hinten nach und so weiter, bis jeder dran war. Tipp: Slalom in Trab und Galopp üben; die anderen Pferde stehen, gehen Schritt oder traben.