So erkennen Sie den richtigen Takt
Takt heißt: Das Pferd setzt die Schritte, Trabtritte oder Galoppsprünge im gleichen zeitlichen und räumlichen Abstand.
Tritt ein Pferd also mit einem Bein kürzer oder schneller, ist das ein Taktfehler. Jede Gangart hat ihren eigenen Takt.
Welche Rolle spielt der Takt in der Ausbildung?
"Der Takt gilt bei der Ausbildung des Pferds als die Grundlage überhaupt und steht damit zu Recht an der ersten Stelle der Ausbildungsskala", betont Dressurausbilderin Dr. Britta Schöffmann. "Tauchen in einer Gangart oder sogar in allen Gangarten Taktfehler auf, stimmt etwas nicht."
Auch für Dressurreiter Christoph Ackermann ist der Takt die Basis der Pferdeausbildung. Er beschreibt den Takt als die natürliche Fußfolge des Pferds, die durch ein zeitliches und räumliches Gleichmaß gekennzeichnet ist. "Jedes Pferd bewegt sich von Natur aus in einem individuellen Tempo und Rhythmus, abhängig von seinen körperlichen Voraussetzungen, aber auch von seinem Naturell", erklärt er.
Unter dem Sattel muss das Pferd lernen, sich mit uns gemeinsam in der Balance zu bewegen – und dabei einige Herausforderungen meistern. Jede störende Einwirkung oder Hilfen, die zu einem falschen Zeitpunkt kommen, bringen das Pferd genauso aus dem Takt wie Stress, Unruhe oder fehlendes Gleichgewicht.
"Deshalb gibt die Ausbildungsskala dem Reiter zwar einen guten Plan vor, in dem der Takt richtigerweise am Anfang steht. Doch um sicher im Takt zu gehen, braucht das Pferd Balance, Losgelassenheit und Schwung, aber auch Anlehnung, Geraderichtung und Durchlässigkeit", betont Christoph Ackermann.
Reiter brauchen also nicht nur ein Gefühl für den Takt, sondern auch ein Gefühl für das Pferd, sagt Dressurtrainerin Anna Eichinger: Wenn der Reiter seinen eigenen Takt und den seines Pferds kennt und sich einfühlsam synchronisiert, ist er in der Lage, als führender Tanzpartner die Regie über die Bewegungen zu übernehmen."
Alle Tipps und Übungen, um den Takt in allen Gangarten zu verbessern finden Sie hier:
Schrittphase
Der Schritt ist ein Viertakt. Das Pferd führt dabei jedes Bein einzeln und nacheinander nach vorne. Schritt gilt als schwierigste und störanfälligste aller drei Grundgangarten. "Der Schritt soll ruhig und schreitend sein und die Beinpaare bewegen sich gleichseitig, aber nicht gleichzeitig", beschreibt Christoph Ackermann die Gangart. Das Gangmaß spielt dabei keine Rolle, denn im starken Schritt muss das Pferd genauso taktrein gehen wie im versammelten Schritt. Eine Gangartverstärkung ändert also nichts am Takt, sondern nur, wie weit das Pferd mit dem Hinterfuß über den Abdruck des Vorderfußes tritt.
Viertakt: 1-2-3-4
Fußfolge: Das Pferd bewegt ein Hinterbein nach vorne, beispielsweise das linke. Darauf folgt das linke Vorderbein. Danach kommt das rechte Hinterbein und anschließend das rechte Vorderbein. Jedes Bein tritt einmal vor und stützt einmal; daher spricht man von acht Phasen.
Taktfehler: "Der Viertakt kann diagonal oder lateral Richtung Zweitakt verschoben sein. Im ersteren Fall zackelt das Pferd, im zweiten geht es Pass", erklärt Dr. Britta Schöffmann. In einem taktsauberen Schritt ist bei den einzelnen Phasen des Schritts immer in einem Moment ein Dreieck aus gleichseitigem Vorder- und Hinterbein zu sehen. Eine Taktstörung hat sich entwickelt, wenn das Dreieck verwischt oder sogar ganz aufgelöst ist.
Trab-Phase
Der Trab ist ein Zweitakt. Die Pferdebeine bewegen sich abwechselnd diagonal gleichzeitig. "In dieser Gangart können wir das Pferd am besten trainieren", so Christoph Ackermann, "weil der Trab einen klaren Rhythmus hat, die Balance in der Fortbewegung sichert und das Pferd damit lange Distanzen zurücklegen kann, ohne schnell zu ermüden."
Zweitakt: 1-2
Fußfolge: Die Beine bewegen sich diagonal gleichzeitig (hinten links und vorne rechts sowie hinten rechts und vorne links) abwechselnd nach vorne. Dazwischen ist eine Schwebephase.
Taktfehler: Kleine Stolperer bis hin zu mehr oder weniger gleichmäßigem Kurz-Lang. Die verkürzten oder längeren Tritte können sowohl vorne als auch hinten auftreten. "Außerdem gibt es noch eine laterale Störung, die manchmal nur auf Fotos zu erkennen ist", merkt Dr. Britta Schöffmann an.
"Das tritt auf, wenn ein Pferd auf den ersten Blick spektakulär trabt, dabei aber nicht mehr völlig diagonal gleichzeitig fußt. Auf dem Foto sieht man dann, dass ein einzelner Huf am Boden ist – was beim taktreinen Trab nicht möglich wäre."
Galopp-Phase
Der Galopp ist ein Dreitakt mit anschließender Schwebephase. Im Idealfall hat er eine Bergauftendenz. "Der Galopp ist im Tempo und der Balance schwieriger zu reiten", so Christoph Ackermann. Deshalb sollte das junge oder unter dem Sattel unerfahrene Pferd zunächst überwiegend getrabt und nur auf großen Linien im entlastenden Sitz galoppiert werden.
Dreitakt: 1-2-3
Fußfolge: Das äußere Hinterbein leitet den Galoppsprung ein. Im Linksgalopp ist es das rechte Hinterbein. Darauf folgt das diagonale Beinpaar inneres Hinterbein und äußeres Vorderbein, ehe zuletzt das innere Vorderbein auffußt. Danach folgt eine über möglichst viel Boden gesprungene Schwebephase.
Taktfehler: Im Galopp geht manchmal der Dreitakt, den Sie sich wie einen Walzertakt vorstellen können, verloren. Dann folgt nach der Schwebephase ein weiterer Sprung. Folgt beim Zählen des Takts auf 1-2-3 noch 4, geht das Pferd im Vierschlaggalopp.
Kurzcheck: So erkennen Sie den richtigen Takt
- Die Pferdebeine bewegen sich gleich lang und gleich schnell.
- Die Bewegungen des Pferds fließen von hinten nach vorne ohne Stocken durch den Körper. Im Schritt und Trab schwingt der Schweif locker pendelnd mit.
- Das Pferd fußt leise auf und stampft nicht in den Boden.
- Alle Hufe landen in der gleichen Lautstärke und im gleichmäßigen Rhythmus.
Takt-Tipp am Boden: Reitvideos anschauen
von Christoph Ackermann

Reitvideos anzuschauen hilft, die Bewegungsabfolge des Pferds zu analysieren.
Sie sind unsicher, ob Ihr Pferd sich immer im Takt bewegt? Dann nutzen Sie die Videoanalyse. Bitten Sie eine andere Person, Sie beim Reiten zu filmen.
Bewegen Sie sich mit Ihrem Pferd in der Bahn im Trab auf verschiedenen Linien: geradeaus, durch die Bahn, Schlangenlinien, Zirkel und Volten, Seitengänge und was Sie noch so im Repertoire haben. Anschließend schauen Sie sich die Aufnahme an: Zählen Sie das Auffußen der Vorderbeine.
Bleibt der Takt immer gleich? In welchen Momenten gerät Ihr Pferd aus dem Takt? Wenn Sie genau hinschauen, wie Ihr Pferd in diesen Momenten fußt und wie Ihre Einwirkung dabei ist, haben Sie eine gute Grundlage, um sich zu verbessern.
Was kann den Takt stören?
"Alles!", sagt Dressurreiterin Anna Eichinger und meint damit alles, was sich darauf auswirkt, dass der Pferderücken nicht richtig schwingen kann. "Wenn wir die Wirbelsäule stören, dann stören wir auch den Takt – und viele weitere Elemente der Ausbildung."
Deshalb kann ein schlechtsitzender Sattel, der auf die Schulter drückt und/oder den Pferderücken behindert, schon eine Ursache dafür sein, dass ein Pferd Taktfehler zeige, ergänzt Dr. Britta Schöffmann, "genauso wie gesundheitliche Probleme des Bewegungsapparats, die sich dann in Lahmheiten äußern." Auch ein Pferd, das nicht fleißig genug geht, nicht ausbalanciert ist, nervlich angespannt oder körperlich verspannt ist, könne aus dem Takt geraten.
Und dann müssen wir Reiter uns auch an die eigene Nase fassen: "Mit rückwirkenden oder zu wenig nachgebenden Zügelhilfen, zu starkem oder falschem Treiben, einem blockierten Reiterbecken oder einem unausbalancierten Sitz können wir leider schnell zum Störfaktor werden", so Dr. Britta Schöffmann. Die Faktoren sind:
- ein schlecht sitzender Sattel
- gesundheitliche Probleme, die zu Lahmheiten führen
- fehlende Losgelassenheit
- fehlende Balance
- Reitersitz und -einwirkung
Ein feines Gespür können Sie und Ihr Pferd gemeinsam trainieren. Hier sind die besten Übungen für den Takt, die Sie ganz einfach nachmachen können.
Takt-Tipp im Sattel: Musik wirkt Wunder!

Musik kann helfen, den Takt besser zu spüren.
"Der Effekt von Musik auf das Pferd wird überschätzt", meint Christoph Ackermann. Vielmehr sei es der Reiter, der sich von ihr beeinflussen ließe. Und davon profitiere selbstverständlich auch ganz unmittelbar das Pferd. Sie sind gar nicht musikalisch? Diese Übung wird Ihnen trotzdem helfen!
Christoph Ackermann hat die Erfahrung gemacht, dass seine Schüler sich ganz von selbst auf den Takt der Musik einstellen, wenn sie reiten. Der Effekt: "Auf einmal entfaltet sich das Pferd und der Reiter spürt, dass es sich ganz anders anfühlt", erklärt der Dressurreiter.
Er rät zu ruhiger klassischer Musik. Auch Ausbilderin Anna Eichinger schwört auf die Kraft der Musik: "Sich vom Takt einer schönen, weichen Melodie leiten zu lassen, hilft, dass die Bewegungen sich runder und geschmeidiger anfühlen."
Die Experten:

Christoph Ackermann ist Fachbuchautor und Dressurausbilder. Er lernte bei Reitmeister Egon von Neindorff die klassische Reitkunst. www.conde-reitseminare.de

Dr. Britta Schöffmann ist FN-Richterin, Fachbuchautorin und Dressurausbilderin. Sie lehrt pferdegerechtes Reiten nach den Richtlinien der FN. www.britta-schoeffmann.com

Anna Eichinger ist lizenzierte Bent-Branderup-Trainerin aus Graz, Österreich. Sie bietet international und online Unterricht in der Akademischen Reitkunst an. www.einfachreiten.com