Aktivkohle-Filter für Pferdetränken: Test und Ergebnisse

Aktivkohlefilter im CAVALLO Praxis-Test
Aktivkohlefilter: Eine klare Sache?

Zuletzt aktualisiert am 26.08.2024
CAVALLO Wasserfilter mit Aktivkohlefilter, SuperCube, Pferd trinkt aus Wasser-Tränke
Foto: Maria itina / gettyimages.com

Tränkwasser für Pferde sauber halten

Angekaute Heuhalme, Grasreste, Mücken, dazu diese Schlieren auf der Wasseroberfläche und der Algenansatz – nee, trinken möchte man oft nicht, was da so in den Wassertrögen auf Koppeln schwimmt. Und eigentlich auch sein Pferd nicht trinken lassen. Also täglich den Wassertrog schrubben und neu füllen? Es soll auch einfacher gehen: Aktivkohle-Filter sollen das Wasser glasklar halten – und keimfrei. Was steckt hinter diesen Filtern? Und wie bewähren sich unsere Test-Modelle im Stall-Alltag?

Was schwimmt im Wasser?

Selbst wenn keine Grashalme und Co. im Wasser dümpeln und es sauber erscheint – manchmal trügt der Eindruck. Keime, Schwermetalle, Medikamenten- oder Chemikalienrückstände lassen sich nur mithilfe einer Laboranalyse erkennen.

Anders sieht es mit dem sogenannten Biofilm aus, einer dünnen Schleimschicht, die von Bakterien gebildet wird und wiederum anderen Mikroorganismen als Lebensraum dient. Algen sind ein Hinweis auf Verschmutzungen (etwa durch Futterreste) und in vielen Fällen auch für Bakterien. Generell ist alles, was ins Wasser gerät (von Futterresten über Vogelkot bis zu Insekten), eine potenzielle Lebensgrundlage für Keime – und damit nichts, was man im Tränkwasser haben will. Nur: Kann man das wieder reinigen?

Tränkwasser mit Filtern professionell aufbereiten

Kann man. Je nach Ausgangslage des Wassers arbeiten Klär- und Trinkwasseraufbereitungsanlagen mit unterschiedlichen Filtern. Mechanische Filter sind fürs Grobe zuständig, funktionieren wie ein Sieb und fischen so Partikel heraus. Eine biologische Reinigung, die Kläranlagen nutzen, entfernt unliebsame Stoffe.

Damit Bakterien und Viren im Wasser eliminiert werden, sind chemische Filter (wie man sie aus dem Outdoor-Bereich kennt) oder UV-Licht nötig. Chemikalien oder Arzneimittelrückständen muss man allerdings anders beikommen: mithilfe von Membran-Verfahren (Oxidation, Umkehrosmose, Nanofiltration) oder Aktivkohlefiltern.

Der Environmental Protection Agency (Umweltbehörde in den USA) zufolge kann Aktivkohle organische Verunreinigungen, Pestizide und Herbizide filtern; zahlreiche Studien belegen diesen Effekt. Der liegt an der großen Oberfläche der Aktivkohle (bei vier Gramm ist diese so groß wie ein Fußballfeld!), die Schwebteilchen und Schadstoffe förmlich anzieht – und nicht mehr loslässt. Diese physikalische Reinigung (Adsorption) wird in der Trinkwasser-Aufbereitung genutzt; entsprechende Produkte mit Aktivkohle lassen sich auch für den Wasserhahn nachrüsten – oder eben in den Tränkbehälter für Pferde legen.

Filter im Praxis-Test

Wir probierten in zwei Ställen den CleverCube 2.0 aus (Preis pro Stück 39,95 Euro). Der Würfel (10 x 10 x 10 cm) besteht aus Aktivkohle (hergestellt aus Bambusholzkohle) und einem ummantelnden Baumwollvlies. Der Hersteller setzt laut eigenen Angaben auf medizinische Aktivkohle und damit höchste Qualität. Sein Versprechen auf der Website: "sauberes und kristallklares Wasser”, "frei von Algen” – und das, ohne das Wasser ständig wechseln zu müssen. Die Bewertungen auf der Webseite sind top.

CAVALLO Wasserfilter mit Aktivkohlefilter, SuperCube
Barbara Böke

Der Würfel soll vor der ersten Benutzung unter klarem Wasser ausgespült werden und wird dann in den Tränkbehälter gelegt. Die Wabenstruktur der Aktivkohle darf dabei nicht zum Grund zeigen; bei Zulaufleitungen soll der Würfel in deren Nähe liegen. Einmal im Monat soll der Würfel entnommen und unter fließendem Wasser gereinigt werden; zwölf Monate soll er insgesamt halten. Mit einem Würfel lassen sich laut Hersteller bis zu 150 Liter Wasser reinigen.

Wir testeten zwei Würfel zunächst auf dem Tagesauslauf einer Pferdegruppe mit rund 30 Tieren. Die Pferde haben dort eine Selbsttränke, ziehen aber einen Wasserbottich – der täglich neu befüllt wird – vor. Nach zwei Tagen mussten wir aber den Versuch abbrechen: Laut Stallbetreiber tranken die Tiere nicht mehr aus dem Behälter, seit die Kohlefilter auf dem Grund lagen. Ob es am Geschmack lag? Beim Entnehmen der Würfel fiel uns auf, dass sich die Aktivkohlefilter mit minimalem Druck der Fingerkuppen eindellen ließen – mit schwarzen Kohlespuren auf der Haut und ergo mutmaßlich im Wasser. Andere Hersteller von Aktivkohlefiltern weisen darauf hin, dass die Kohle im nassen oder feuchten Zustand empfindlich ist und brüchig werden kann. Wir wollten aufgrund der Trink-Verweigerung kein Gesundheitsrisiko für die Pferde eingehen und brachen den Test ab.

CAVALLO Wasserfilter mit Aktivkohlefilter, SuperCube
Barbara Böke

In einem weiteren Stall versenkten wir einen Würfel erneut im Bottich (60 Liter): Aus dem säuft ein unempfindlicher Wallach, der sogar eher abgestandenes Wasser mit teils unappetitlichem Beiwerk dem frischen Trinkwasser aus dem blitzeblanken Kübel vorzieht. Der "Extremtrinker” soff trotz Filter-Würfel, aber weniger als üblich.

Wir legten den Würfel zuletzt in einen sichtlich dreckigen Kübel mit diversen, undefinierbaren Schwebeteilchen, um ohne Pferdekontakt die Reinigungswirkung einzuschätzen. Nach drei Tagen war keine Veränderung erkennbar. An einer Seite löste sich bereits das Vlies.

Unser Fazit

Dass Aktivkohle Keime und Co. wirksam aus dem Wasser filtert, ist wissenschaftlich belegt. Die Test-Würfel in unserem Versuch überzeugten jedoch nicht. Unser Rat: Wer mit Aktivkohle filtert, sollte auf jeden Fall den Wasserkonsum der Pferde im Auge behalten.

Servicetipps zur Wasserqualität

Keimbelastung tritt oft in stehendem Gewässer auf (wie Tränkbottiche). Sind die Behälter dann noch geschlossen, bietet das eine ideale Brutstätte für Bakterien. Besser sind Trogtränken mit fließendem Wasser – sofern ein Wasseranschluss vorhanden ist.

Was hilft: Wasser sollte gerade in Hitzeperioden nicht zu lange stehen. Wechseln Sie es regelmäßig, wenn nötig täglich, und reinigen Sie Tanks und Tränken; allerspätestens wenn Biofilm und/oder Algen im Wasser zu erkennen sind. Leitungen lassen sich mit speziellen Filteranlagen nachrüsten, die beispielsweise Nitrat oder Eisen herausfiltern; das empfiehlt sich vor allem bei Brunnenwasser.

Wasseranalysen im Labor sind bei akkreditierten und zugelassenen Trinkwasserlaboren möglich wie etwa einer LUFA (Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt). Verschicken Sie Wasserproben am besten per Express, damit sich das Ergebnis nicht verfälscht. Eine Analyse gibt Überblick über Keime, pH-Wert und Elemente wie Eisen, Nitrat oder Sulfat. Auch rein mikrobiologische oder chemisch-physikalische Untersuchungen sind umsetzbar. Am besten lassen Sie sich im Vorfeld vom Labor oder Ihrem Tierarzt (bei Verdacht auf Vergiftungen oder Erkrankungen aufgrund von belastetem Wasser) beraten, welches Paket am sinnvollsten ist.