Was beim Pferd gut ankommt

Mineralfutter: Was fressen Pferde gerne?
Was beim Pferd gut ankommt

Zuletzt aktualisiert am 01.02.2015
CAV Mineralfutter - Derby Mineral Pellets
Foto: Lisa Rädlein

Mineralstoffe sind unentbehrlich. Da der Körper sie nicht produzieren kann, müssen sie übers Futter ins Pferd. Doch Heu und Hafer decken nicht jeden Bedarf automatisch (siehe Mineral-Planer). Also wird die Standardration von vielen Pferdebesitzern mit Mineralfutter ergänzt.

Diese Zusatzkost schmeckt allerdings nicht jedem Vierbeiner: Während die einen bestimmte Sorten selbst pur ähnlich gerne wie Leckerli futtern und ihren Besitzern genussvoll von den Fingern schlecken, rümpfen andere sprichwörtlich die Nase und lassen das Mineralfutter im Futtertrog links liegen. Woran liegt das und was schmeckt Pferden?

Um das herauszu‹ nden, machte CAVALLO einen großen sechswöchigen Geschmackstest mit 16 verschiedenen Sorten Mineralfutter. Getestet wurden Pulver, Pellets, Müsli sowie Tabs und leckerliähnliche Briketts, die das übliche Grundfutter (Heu, Hafer) um wichtige Minerale und Vitamine ergänzen sollen. 18 Pferde nahmen teil. Jedes Tier bekam jeweils drei Mineralfutter, die es zwei Wochen lang fressen sollte. 14 Tage sind eine sinnvolle Zeitspanne um einschätzen zu können, wie ein Pferd auf Mineralfutter reagiert. Die Fragen: Fressen die Testpferde eine neue Sorte pur oder nur beigemischt? Sortieren sie das Mineralfutter aus anderem Futter aus? Außerdem: Nehmen Pferde neue Sorten sofort, erst mit der Zeit, lediglich über wenige Tage oder problemlos über den ganzen Testzeitraum an? Erstes Testergebnis: Was für Menschen gut riecht, kann Pferden mächtig stinken und umgekehrt. Übers eigene Schnüffeln findet man also nicht heraus, welches Mineralfutter beim Pferd gut ankommt.

Wissen Pferde, was sie brauchen?

Wissenschaftler gehen davon aus, dass Pferde einen ähnlichen Geschmackssinn haben wie Menschen: Sie schmecken sauer, bitter, salzig und am liebsten süß. Auch sind Pferde auf ihre gewohnte Nahrung geprägt. Das schützt sie davor, Giftp­ anzen zu futtern. Doch wissen sie auch, ob sie Bedarf an Vitaminen oder Mineralien haben?

„Nein“, sagt Professor Ellen Kienzle vom Lehrstuhl für Tierernährung und Diätetik der Ludwig-Maximilians-Universität in München. „Eine Ausnahme bildet die Aufnahme von Kochsalz, also Natrium und Chlorid, wenn ein Pferd viel geschwitzt hat.“ Schlabbert ein Pferd am Salzleckstein, muss das nicht gleich für Salzmangel sprechen. „Manche Tiere lecken auch so einfach gerne am Salzstein“, sagt die Ernährungsexpertin und warnt: „Kochsalz kann Insulinresistenz auslösen.“ Entfernen Sie daher bei Rehepferden unbedingt den Leckstein, wenn Ihr krankes Pferd diesen zu oft benutzt.

Schlecht Bekömmliches bleibt liegen

Lässt Ihr Pferd sein Mineralfutter links liegen, liegt das meist daran, dass es ihm einfach nicht schmeckt. Ein weiterer, überraschender Grund: „Oder, wenn ihm eine Sorte nicht bekommen ist und es nach dem Fressen etwa unter Magendarmstörungen litt“, sagt Professor Kienzle. Solche „erlernten Aversionen“ prägen Pferde ähnlich, wie sie die Natur vorm wiederholten Futtern von Giftp­ anzen schützt.

Tipps für schlechte Esser

Pur schmecken vor allem solche Mineralfutter oft nicht so gut, die Mengenelemente wie Magnesium enthalten. Dieses hat etwa einen beißend-bitteren Geschmack. Sorten, die lediglich Spurenelemente enthalten, akzeptieren Pferde häufig eher. Damit es ihnen besser mundet, mischen Hersteller oft Aromastoffe wie Kräuter, Dextrose oder Vanille ins Mineralfutter.

Andere verzichten auf diese Füllstoffe (meist bei pulverartigen Sorten). Das verringert zwar die zu fütternde Menge, schmeckt jedoch selten. CAVALLO-Tipp: Reichen Sie pingeligen Pferden das Mineralfutter mit dem Kraftfutter oder ergänzen Sie Leckereien, die Ihr Pferd mag wie Rübenschnitzel, Malzbier oder Apfelmus. Neue Sorten können Sie zur Probe am Rand des Futtertrogs deponieren. Dann kann Ihr Pferd selbst entscheiden, ob es die Zusatzkost aufnimmt – etwa, wenn das andere Futter verputzt ist.

Favoriten beim Geschmack

Im CAVALLO-Test waren die Mineral Bricks von Eggersmann, Semper Cube von St. Hippolyt sowie Kräuter-Mineral von Lexa die Favoriten. Sie wurden selbst von mäkeligen Pferden problemlos aus der Hand gefressen.

Andere Futter wie das aromafreie Pulver von Dr. Weyrauch oder die Pellets von Derby polarisierten: Manche Testpferde lehnten sie auch beigemischt im Kraftfutter ab, während andere sie sogar pur fraßen. Offensichtlich sind es nicht nur Füllstoffe, die Pferde von Mineralfutter überzeugen. Wieder andere Tiere nahmen neue Sorten zunächst an, um sie nach wenigen Tagen aus jedem noch so geschickten Mix herauszufiltern. Die nächsten sortierten Pulver oder Pellets zunächst aus und fraßen die Zusatzkost später doch. Das Fressverhalten konnte auch nicht an Rassen oder Trainingszustand festgemacht werden. Am Ende frisst das Pferd eben, was ihm schmeckt – und gut bekommt. Eine Sorte wird mit Sicherheit auch Ihrem Gourmet munden. Wichtig: Das Mineralfutter muss auf den Bedarf Ihres Pferds abgestimmt sein.