Mehr Verantwortung für den Reitschüler, eine Bezugsperson fürs Schulpferd, obendrein ein finanzielles Bonbon für den Betrieb: Reitbeteiligungen sollen allen nützen. Die CAVALLO-Umfrage zeigt, wie unterschiedlich sie organisiert sein können.
Alexandra Werner, FN-Trainerin B, Dallgow/Brandenburg: "Die ursprüngliche Idee hinter einer Reitbeteiligung an einem der Schulpferde war, dass die Pferde am freien Tag der Reitlehrer noch etwas dazuverdienen können und beschäftigt sind. Heute steht im Vordergrund, dass unsere Reitschüler mehr Verantwortung übernehmen können und sich auf diese Art an ein eigenes Pferd herantasten. Für 15 Euro am Tag vergeben wir eine Reitbeteiligung pro Pferd. Allerdings ist die Voraussetzung, dass der Reiter schon fortgeschritten ist und bei uns Lehrgänge – etwa zum Longieren – besucht hat. Das Angebot wendet sich auch an Leute, die noch ein bisschen mehr wollen als nur reiten. Für Schüler, die aus dem Gröbsten heraus sind, ist es obendrein als Belohnung gedacht. Sind sie erfahren genug, dürfen sie auf ihrem Reitbeteiligungspferd ausreiten. Da wir tageweise abrechnen, können Reitbeteiligungen flexibel reiten. Manche Schüler kommen zu uns, weil sie gezielt nach einem Reitbeteiligungs-Pferd suchen.“
„Box misten und Sattelzeug putzen gehören dazu“
Beate Bloß, Kaufmännische Angestellte, Reiter-Verein Rudow, Berlin:
„Da am Wochenende kein Reitunterricht stattfindet, unsere Schulpferde aber trotzdem versorgt und bewegt werden müssen, bieten wir die Möglichkeit einer Reitbeteiligung auf einem unserer sieben Schulpferde. Das bedeutet, dass sich die Reitbeteiligung selbständig um ihr Pferd kümmert. Dazu gehört es auch, die Box zu misten und das Sattelzeug zu putzen. Für 65 Euro pro Monat können die Reitschüler dann einmal in der Woche im Unterricht und einmal am Wochenende reiten. Die Reitbeteiligungen bekommen die Möglichkeit, an Turnieren teilzunehmen. Die Kosten für Transport und Mannschaft übernimmt der Verein. Für viele Schüler war und ist eine Reitbeteiligung der erste Schritt zum eigenen Pferd. Die Beteiligungen verbringen denn auch einen Großteil ihrer Freizeit bei den Tieren.“
„Schulpferde genau wie Privatpferde behandeln“
Andrea Freye, FN-Trainerin B, Reiterhof Lübars, Berlin:
„Auch Schulpferde brauchen eine Bezugsperson. Zurzeit haben wir beispielsweise ein krankes Schulpferd, das von seiner Reitbeteiligung umsorgt und ab und zu spazieren geführt wird. Das ist mir sehr wichtig. Schließlich sollen die Tiere wie Privatpferde behandelt werden. Schulpferde machen einen harten Job und haben es verdient, dass sich jemand um sie kümmert. Fast alle Schulpferde haben bei uns Reitbeteiligungen. Diese zahlen 130 Euro im Monat, haben zwei Unterrichtsstunden pro Woche auf ihrem Pferd und dürfen zu Reiterwettbewerben mitfahren. Viele Reitbeteiligungen sorgen dafür, dass Satteldecken zwischendurch gewaschen werden und das Sattelzeug geputzt ist. Wer eine Beteiligung will, darf aber kein blutiger Anfänger mehr sein. Schließlich sollten Schüler in der ersten Zeit möglichst nicht immer dasselbe Pferd reiten.“
„Manche Schulpferde sind beliebter als andere“
Uwe Karow, Unternehmensberater, Niedererbach/Rheinland-Pfalz:
„Reitbeteiligungen auf Schulpferden werden von Reitbetrieben sehr individuell genutzt. Es muss ein vernünftiges Verhältnis bestehen zwischen der Auslastung des Schulpferds und der Reitbeteiligung. Die meisten Reitbetriebe haben acht Schulpferde, von denen die Hälfte meist sehr gut ausgelastet ist, da es stets beliebtere und weniger beliebte Schulpferde gibt. Bei den Lieblingspferden, die schon ein großes Pensum im Unterricht stemmen, wäre eine zusätzliche Reitbeteiligung zu viel des Guten. Zudem sollte ein Schulpferd nicht für mehr als eine bis drei Personen da sein, je nach sonstiger Auslastung.
Im Regelfall sollte die Reitbeteiligung nur in Verbindung mit dem Reitunterricht vergeben werden. Da Reitbeteiligungen schon fortgeschrittene Reiter sein sollten, bietet dieses Konzept den Betrieben auch gute Möglichkeiten, ein Pferd immer wieder von einem erfahreneren Reiter Korrektur reiten zu lassen. Wenn es sich um ein Schulpferd handelt, das höher ausgebildet ist, also beispielsweise L-Niveau hat, gibt das Modell dem Schüler auch die Möglichkeit, sich reiterlich weiterzubilden.
Was eine Reitbeteiligung kosten darf, kann man pauschal nicht sagen. Der finanzielle Aspekt ist für die Betriebe aber sicher ausschlaggebend. Letztlich sollten alle drei Beteiligten gleichermaßen profitieren: Betrieb, Reitschüler und Schulpferd.“
„Das Modell bindet auch Reiter an ihren Verein“
Thomas Ungruhe, FN, Leiter Breitensport, Warendorf/Nordrhein-Westfalen:
„Reitbeteiligungen sind im Trend. Die Mehrheit der Reitschüler möchte mehr tun als auf Schulpferden reiten, fühlt sich aber mit einem eigenen Pferd überfordert. Viele Reitschulen koordinieren deswegen Reitbeteiligungen an Schulpferden. Dieses Modell dient auch dazu, Reiter an ihre -Vereine zu binden. Wichtig ist, dass Reitbeteiligungen nur in Verbindung mit Reitunterricht vergeben werden. Das hat einen ganz handfesten Grund: Schüler kommen nach ein bis zwei Jahren Unterricht an einen Punkt, wo sie sich entscheiden: Möchte ich so weiterreiten oder will ich mehr machen?
Reitbeteiligungen an Schulpferden sind der erste Schritt in Richtung eigenes Pferd. Und Reitlehrer können nach dieser Zeit gut einschätzen, wer dafür geeignet ist: Der Kandidat muss bereit sein, im Winter bei Minusgraden im Stall zu stehen. Und im Sommer bei einer Hitzewelle muss er auch mal früh aufstehen, bevor die Sonne hoch steht.
Reitbeteiligungen helfen auch dem Schulpferd. Gerade Kinder und Jugendliche zeigen volles Engagement für „ihr“ Pferd. Die Verantwortung, dass Schüler und Schulpferd zueinander passen, trägt der Reitlehrer. Die FN hat im Rahmen des PM-Schulpferde-Wettbewerbs einen Preis für die besten Schulpferde-Managementideen ausgeschrieben. Auch hier sind Vorschläge in Richtung Reitbeteiligungen denkbar.“
Artikel zu Reitschulen im Test:














