Klapheck's Hof
Unsere Testerin ist gespannt auf den Unterricht zwischen Bauernladen und Landmaschinen. Kann das Training, das keiner Reitweise zuzuordnen ist, überzeugen?
Timberline-Westernschool
Beim Westernreitstall lernt Miriam Kreuzer ein Pferd mit "Basecap" kennen. Aber kann auch der Unterricht mit dem erfolgreichen Schulpferd mithalten?
Reit- und Fahrverein Ziethen
Warum unsere Testerin von der Reitstunde auf diesem Hof enttäuscht wieder heimfährt.















Reitschule im Test: Klapheck’s Hof
Auf dem Klapheck’s Hof begrüßen mich neugierige Kälbchen und viele Kühe. Es herrscht reges Treiben im Bauernladen und auf dem Hof stehen Landmaschinen. Aber wo ist hier ein Reitbetrieb? „Einfach ganz nach hinten durchgehen“, sagt die nette Ladenverkäuferin.
Ums Eck finde ich den Pferdestall und treffe Karin Schwamm, die diesen Betrieb leitet. Sie kommt ursprünglich aus der klassischen Turnierreiterei, landete dann beim Westernreiten und holt sich heute aus allem das Beste für ihren Unterricht heraus. Da bin ich mal gespannt, ob das klappt.






Große Vorstellungsrunde
Bevor ich Haflingerstute Cora hole, die ich heute reiten werde, bekomme ich eine Hofführung und mir wird jedes Pferd ausführlich vorgestellt. Für Karin Schwamm scheint jedes einzelne Tier ein Familienmitglied zu sein. Sie hat vor vielen Jahren in den Bauernhof eingeheiratet und leitet hier schon lange ihre eigene Reitschule. „Weil es gerade sehr heiß ist, sind meine Pferde tagsüber im Stall und nachts draußen“, sagt Karin Schwamm.
Dann darf ich Cora putzen und werde bei jedem Schritt umsichtig betreut. Bereits im Vorfeld hatte mir die Reitlehrerin erklärt, dass Putzen und Satteln Teil der Reitstunde sein wird – vor allem, solange sie mich noch nicht kenne. Das klingt sehr vernünftig.
Cora liebt es, geputzt zu werden. Ihre Augen hängen auf Halbmast. Jedes Pferd hat einen eignen Schrank mit Putz- und Sattelzeug. Meine Reitstunde wird heute im Gelände stattfinden. „Da kann ich am besten erkennen, wo du reiterlich stehst“, sagt sie. Da es seit Wochen nicht geregnet hat, wird der Sandplatz sehr staubig sein, vermute ich. Eine der Scheunen wird als Reithalle genutzt und misst rund 10 x 25 Meter. „Gruppenstunden für die Kinder finden bei uns höchstens zu viert statt“, sagt Karin Schwamm. Sie erklärt mir genau, wie ich satteln und trensen soll. Cora punktet im Umgang: Sie lässt sich problemlos angurten und das Gebiss ins Maul legen.
Zwischen Koppeln und Baukränen
Dann geht es ins Gelände. Hinter dem Hof liegt zwischen den Kuhweiden eine Großbaustelle, auf der Kräne quietschen und Maschinen hämmern. Cora nimmt es gelassen. Ich darf mich derweil mit zwei Sitzübungen lockern: Fahrrad fahren im Sattel und danach die Fußspitze nach oben und unten bewegen. Dabei soll ich erzählen, was und wie ich bisher geritten bin. Theorie gibt es auch: „Wie parierst du dein Pferd zum Halten durch?“, fragt mich die Reitlehrerin. Ich erkläre, dass ich ausatme, schwer einsitze und das Becken kippe und erst dann die Zügel benutze, wenn das Pferd nicht reagiert. „Genau das wollte ich hören“, sagt sie. Dann übe ich Lenken und soll auf Kommando vom linken auf den rechten Wegrand wechseln. Dazu soll ich mit dem äußeren Schenkel treiben und – wenn nötig – die innere Hand wie eine Tür öffnen. Cora lässt sich fein lenken, aber auch anhalten und anreiten. Karin Schwamm lässt mich ein Stück traben und wieder umkehren.
Auf dem Rückweg soll ich immer wieder Volten auf dem Weg reiten. Die 15-jährige Cora kreiselt willig – obwohl es dabei vom Heimweg abgeht. Karin Schwamm ist zufrieden. „Nächstes Mal können wir eine Stunde auf dem Platz machen und so richtig ins Gymnastizieren einsteigen“, sagt sie. Das würde ich sogar glatt machen, wenn ich wirklich eine Reitschule suchen würde. Denn ich bekomme Lust auf mehr: Karin Schwamm kümmert sich umsichtig um Pferd und Reiter, erklärt Hintergründe und gibt Aufgaben. Sie darf sich über vier Hufeisen freuen. Die 60-minütige Reitstunde hat mich 35 Euro gekostet.
Volle Punktzahl fürs Schulpferd
Cora ist ein super zuverlässiges Schulpferd, das fein zu reiten ist. Im Umgang ist sie ebenfalls tadellos, was ihr vier Hufeisen beschert. Der Betrieb schneidet in Sachen Pflege und Haltung ebenfalls gut ab. Einige der Schulpferde leben in Paddockboxen, andere in luftigen Innenboxen. Im Sommer sind die Pferde rund um die Uhr auf der Koppel oder nur über Nacht. Selbst im Winter sind sie den ganzen Tag draußen. Ich gebe dreieinhalb Hufeisen.
Der Betrieb hat eine kleine Reithalle sowie ein Roundpen und einen Sandplatz, der aufgrund der Trockenheit staubig ist. Dafür ist der Hof sehr gut organisiert und das Equipment der Schulpferde gut. Ich gebe drei Hufeisen, shoppe vor meiner Abfahrt noch ein wenig im Bauernladen und streichle zum Abschied noch einmal die Kälbchen.
Bewertung
Schulpferd: vier von vier Hufeisen
Reitlehrer: vier von vier Hufeisen
Reitbetrieb: drei von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: dreieinhalb von vier Hufeisen
Kontakt
Klapheck’s Hof
Kurfürstenstraße 70
46147 Oberhausen
Telefon: 0208 / 68 09 82
www.bauernhof-klapheck.de
Reitschule im Test: Timberline-Westernschool
Stormy ist der Mann mit Mütze. Der Paint-Wallach hat eine weiße Nase und einen weißen Hals – nur seine Ohren und das Fell rundum sind farbig. „Diese Zeichnung nennt man Basecap“, erklärt Reitlehrerin Maja Deeb, bei der ich heute Unterricht habe. Ich sitze im Sattel eines Stars: Stormy hat bereits erfolgreich an Europameisterschaften teilgenommen. Wie wird er sich als Schulpferd machen?






Viel Zeit mitbringen
Bevor es mit der Reitstunde losgeht, dauert es. Das hatte Maja Deeb am Telefon bereits angekündigt. Ich soll mindestens zwei bis drei Stunden Zeit mitbringen. Wir holen zusammen mit noch einer weiteren Reitschülerin die Pferde von der Koppel. Stormy ist bereits 22 Jahre alt, arbeitet aber noch ein wenig. „Wir gymnastizieren ihn, damit er gesund bleibt“, sagt Maja Deeb. Da er einen leichten Senkrücken hat, gibt es für ihn eine Gewichtsbegrenzung. Bevor wir putzen, sollen wir die Pferde in eine Box stellen und kurz warten, damit sie Wasser lassen können. Im Boxenstall riecht es stark nach Ammoniak.
Am Testtag werden die Boxen gerade gemistet, was den Geruch noch verstärkt. „Wir hätten gerne luftigere und größere Boxen, doch das lässt sich in alten Gemäuern nicht einfach umsetzen“, sagt Maja Deeb. Die Pferde stehen nur nachts drin. Dann putzen wir ausgiebig und es vergeht eine Dreiviertelstunde, bis wir auf den Pferden sitzen.
Erst jetzt startet die Reitzeit
„Eure Reitstunde beginnt aber erst jetzt“, sagt Maja Deeb, die mir vorher genau erklärt hat, worauf es beim Satteln und Trensen ankommt. Es gibt einen großen Reitplatz, den ich auf 20 x 60 Meter schätze, und einen kleineren Trailplatz, auf dem wir heute reiten. Dort gibt es eine Brücke, ein Tor sowie viele Stangen und Pylonen. Bevor es an die Reitaufgaben geht, sprechen wir über den Sitz und machen eine kleine Übung dazu. „Als Reiter sitzen wir auf drei Punkten: dem Schambein und den beiden Sitzbeinhöckern“, erklärt die Reitlehrerin. Um diese zu spüren, sollen wir die Zügel übers Horn legen und die Hände weit nach oben strecken. Dann überprüfen wir die Bremse. „Dazu schwer einsitzen und den Bauchnabel Richtung Horn bringen, um das Becken zu kippen“, sagt die Reitlehrerin. Stormy hält zuverlässig an. Er ist ein eher gemütliches Pferd. Man merkt ihm an, dass er im Pleasure zuhause ist, wo Gangarten sehr langsam geritten werden. „Wir reiten mit Impulsen, das bedeutet, wir geben Hilfen nur, wenn wir was verändern möchten,“ erklärt Maja Deeb. Sie gibt uns immer wieder neue Aufgaben, lässt uns Volten reiten oder rückwärtsrichten. Stormy ist auf beiden Händen sehr biegsam. Nach ein paar Runden Trab, der sehr untertourig ist, darf ich angaloppieren. Stormy reagiert gut auf die Hilfen, die Maja Deeb ausführlich erklärt hatte.
Eine Trailaufgabe zum Abschluss
Nach dem Galopp bekomme ich eine neue Aufgabe: Stormy soll mit den Vorderbeinen über die Stange und dann seitwärtstreten. „Dazu brauchst du deinen inneren Sitzbeinhöcker und deinen inneren Schenkel“, erklärt sie. Zum Schluss stellt sie eine Trailaufgabe: Wir sollen erst über die Brücke reiten, dann Slalom um die Pylonen, ein kurzer Galopp und zwischen zwei Stangen rückwärts. Stormy meistert alle Übungen. Der Paint-Wallach ist ein tolles Lehrpferd und darf sich über vier Hufeisen freuen. Ebenso gut schneidet Reitlehrerin Maja Deeb ab, die uns nicht nur rundum betreute, sondern auch immer den richtigen Tipp parat hatte. 35 Euro habe ich für 60 Minuten Unterricht bezahlt.
In Sachen Pflege und Haltung ist der Betrieb ebenfalls gut. Die meisten Pferde leben wie Stormy in einem der beiden Offenställe. Die Innenboxen sind schlecht belüftet und gerade groß genug. Die Schulpferde sind gepflegt, haben ordentliches Sattel- und Putzzeug. Ich vergebe drei Hufeisen für Pflege und Haltung.
Die Trainingsmöglichkeiten sind dank Trailplatz und Reitplatz sehr gut – allein eine Reithalle fehlt und bei schlechtem Wetter fällt der Unterricht deswegen aus. Die Terminabsprache hat gut geklappt. Ich notiere drei Hufeisen für den Reitbetrieb und muss mich nach drei Stunden regelrecht losreißen.
Bewertung
Schulpferd: vier von vier Hufeisen
Reitlehrer: vier von vier Hufeisen
Reitbetrieb: drei von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: drei von vier Hufeisen
Kontakt
Timberline-Westernschool
Stooter Straße 60
45481 Mühlheim a. d. Ruhr
Telefon: 0170 / 58 069 54
www.timberline-westernschool.de
Reitschule im Test: Reit- und Fahrverein Ziethen
Eigentlich hätte mein Name im Reitbuch stehen sollen, doch Fehlanzeige. Da Reitlehrerin Inga-Lena Schnack am Testtag auf einem entfernten Springplatz unterrichtet, kann ich sie nicht fragen, welches Pferd ich für die Reitstunde fertig machen soll. Dabei sollte ich extra eine SMS mit meinem Namen schicken, nachdem ich die Stunde beim Reit- und Fahrverein telefonisch gebucht hatte.






Schnell das Schulpferd richten
Zum Glück treffe ich noch einen anderen Reitlehrer, der mir ein Schulpferd zuteilt. Ich darf Conny fertig machen, ein Connemara-Pony. Beim Putzen fallen mir Knubbel an Gurtlage und Kopf des Wallachs auf. Ich spreche später die Reitlehrerin darauf an: „Das ist typisch Schimmel – er hat Hautprobleme. Das stört ihn aber nicht“, sagt Inga-Lena Schnack. Die Schulpferde haben kein eigenes Putzzeug. Es stehen mehrere Putzkisten parat, aus denen man sich bedienen soll. Ich bin die Letzte, für mich bleibt nur eine fast leere Kiste. Einen Hufkratzer kann ich nicht finden und leihe ihn mir. Connys Sattelzeug ist nicht ordentlich aufgeräumt. Sein Zaumzeug ist am Backenstück offen, sodass ich es erst zusammenbauen muss. Ich schaffe es gerade noch pünktlich in die Halle, in der bereits acht Mitreiter warten. Sie ist 20 x 60 Meter groß und wir reiten alle auf einer Hand.
Die Reitlehrerin sagt wenig
Nach einem Handwechsel und ein paar Minuten Schritt sollen wir antraben. Conny ist faul, lässt sich aber nach einem Klaps mit der Gerte überreden, fleißig zu gehen. Ich reite Zirkel und Schlangenlinien. Conny mag sich nicht gerne biegen. „Er geht viel mit den Anfängern“, sagt Inga-Lena Schnack. „Bein lang, Absatz tief“, ruft sie ab und zu. Oder: „Inneres Bein, äußerer Zügel.“ Konkrete Sitztipps oder theoretische Hintergründe gibt sie nicht. „Weil es so heiß ist, reitet ruhig zwischendurch Schritt und Schenkelweichen“, sagt sie. Die Hilfen dazu erklärt uns die Reitlehrerin nicht.
Conny ist ein Steiftier
Ich beschäftige mich selber und teste den Schimmelwallach. Mit etwas Nachdruck geht er Schenkelweichen und wird in Genick und Hals immer nachgiebiger. Am Ende der Stunde gibt Conny nach und kaut. Weil er anfangs faul und steif war, gebe ich ihm am Ende zwei Hufeisen. Von der Reitlehrerin hätte ich mir mehr Unterstützung gewünscht. Inga-Lena Schnack erklärte keine Theorie oder gab konkrete Tipps. Sie sagte lediglich Richtungs- oder Gangartwechsel an.
Da die Pferdewirtin sehr nett ist und auf Nachfrage auch Dinge erklärt, gebe ich ihr ein Hufeisen.
Die Beule an Connys Kinn beschäftigt mich, weshalb ich nach der Stunde erneut nachhake. „Er hat eine entzündete Zahnwurzel. Wir haben es mit Antibiotika probiert, aber vermutlich muss der Zahn raus“, sagt sie. Ich bin sprachlos, da ich an ein harmloses Überbein dachte. Der Knubbel war recht hart und nicht schmerzempfindlich. Conny gehört mit solch einer Entzündung in den Krankenstand, nicht in den Reitunterricht. Der Zahn sollte dringend raus.
Der Wallach lebt in einer sauberen Box mit Außenpaddock, die sich der Neunjährige mit einem weiteren Pony teilt. Die anderen Schulpferde leben in Innenboxen; vormittags dürfen sie auf die Weide. Alle anderen Schulpferde sehen gesund und wohlgenährt aus. Aufgrund von Connys Zustand gibt es für den Reitverein für Pflege und Haltung jedoch kein Hufeisen.
Auch der Reitbetrieb bekommt Abzüge. Trotz Anruf und SMS wurde ich auf dem Plan vergessen. Connys Sattelzeug passte zwar, war aber in einem chaotischen Zustand. Zudem haben die Pferde kein eigenes Putzzeug – ich musste es mir zusammensuchen. Da der Hof sehr gute Trainingsmöglichkeiten bietet, gebe ich dem Betrieb am Ende ein Hufeisen.
Neben der großen 20 x 60-Meter-Halle gibt es noch eine kleinere mit 19 x 38 Metern. Zudem stehen drei Reitplätze zur Verfügung sowie eine Rennbahn. Dank Reitwegenetz lässt es sich gut ausreiten. Um hier regelmäßig zu reiten, muss man Mitglied im Reitverein werden, was 160 Euro im Jahr kostet sowie eine einmalige Aufnahmegebühr von 160 Euro. Ich habe 26 Euro für die Gruppenstunde bezahlt, die 45 Minuten dauerte. Mitglieder zahlen 21 Euro. Der Betrieb hat in Sachen Organisation und Pflege der Pferde noch Luft nach oben.
Bewertung
Schulpferd: zwei von vier Hufeisen
Reitlehrer: eins von vier Hufeisen
Reitbetrieb: eins von vier Hufeisen
Pflege & Haltung: Null von vier Hufeisen
Kontakt
Reit- und Fahrverein Ziethen
Leutfeldstraße 18
47239 Duisburg
Telefon: 0176 / 62 49 25 49
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