Das Longieren gehört zum Bewegungsprogramm des Pferds bei vielen Reitern dazu. Doch allzu oft werden die Pferde an der Longe monoton im Kreis laufen gelassen ohne einen wirklichen Trainings-Effekt zu erzielen – hauptsache das Pferdchen bewegt sich. Wir zeigen, dass es auch anders gehen kann.
Übung 1: Einfache & fließende Handwechsel an der Longe
Handwechsel gehören zum Longieren dazu wie beim Reiten – aber machen mehr Spaß! Alle paar Minuten wechseln wir beim Longieren die Hand – gerne noch viel öfter. Denn der Handwechsel ist eine tolle Longier-Übung, findet Dressurausbilderin Nicole Künzel (evipo.de).
So geht der einfache Wechsel an der Longe: Mache dein Pferd aufmerksam, etwa durch ein Stimmsignal. Dann lade es ein, nach innen abzuwenden, indem du mit entspannter Körperhaltung rückwärtsgehst und es zu dir bittest. Die Longe sollte dabei leicht gespannt bleiben und nicht durchhängen. Sobald dein Pferd auf einer geraden Linie vor dir angekommen ist, halte es an, etwa per Stimmsignal oder indem du die Hände mit gesenkter Peitsche vor dir ausstreckst und anhebst. Wechsele nun die Peitsche unter der Longe hindurch und greife diese mit der anderen Hand. Dann lasse die Vorhand in die neue Richtung weichen und schicke dein Pferd wieder auf den Zirkel. Übe diese Abläufe mehrmals auf beiden Seiten.
Den fließenden Handwechsel leitest du genauso ein wie den einfachen. Anstatt das Pferd jedoch anzuhalten, sobald es auf der geraden Linie vor dir angekommen ist, wechselst du die Longen- und Peitschenhand, während du rückwärtsgehst und lässt dein Pferd gleich in die neue Richtung wenden. Achte darauf, dass dein Pferd sauber und weit genug mit der Vorhand weicht und dir so beim Abwenden in die neue Richtung genügend Platz mit der Schulter lässt.

Handwechsel an der Longe machen dein Pferd aufmerksam und geschmeidig. Je öfter, desto besser!
Übung 2: Intervalltraining an der Longe für den Muskelaufbau
Pferdeosteopathin Barbara Welter-Böller verrät ihr Trainingsprogramm an der Longe:
Tage 1 und 2: Beginne mit 15 Minuten Schritt. Dann lässt du dein Pferd im ruhigen Tempo traben. Nach spätestens drei Minuten legst du eine Schrittpause von mindestens einer Minute ein. Dann lässt du dein Pferd drei Minuten auf der anderen Hand traben, machst wieder eine einminütige Pause und dann einen Handwechsel. Danach nimmst du den Galopp dazu. Am Anfang reichen ein zwei bis drei Runden Galopp auf jeder Hand. Beende das Training an der Longe, bevor dein Pferd müde wird (höchstens 20 Minuten).
Tage 3 bis 6: Wie oben beschrieben, mit einer Änderung: Am Ende der Trainingseinheit erhöhst du das Tempo in einer Gangart oder du lässt dein Pferd etwas länger traben oder galoppieren. Weil dein Pferd sich nun anstrengen muss, setzt du damit einen Auslöser fürs Muskelwachstum: den überschwelligen Reiz. Danach darf dein Pferd ein paar Runden ruhig traben und du beendest das Training. In den nächsten drei Tagen bewegst du dein Pferd nur leicht. In dieser Zeit wächst neues Muskelgewebe.
Ab Tag 7: In den nächsten beiden Wochen setzt du alle drei Tage einen überschwelligen Reiz beim Intervalltraining an der Longe, dazwischen ist Pause.
Nach drei Wochen Longen-Training: Eine Woche Pause. In dieser Zeit reicht leichte Bewegung im Schritt und Trab. Nach der Pause trainierst du wieder wie beschrieben. Es wird nun schon etwas länger dauern, bis der überschwellige Reiz erreicht ist. "Nach vier Wochen Longen-Training hat sich das Pferd auf die erhöhte Belastung eingestellt", sagt Barbara Welter-Böller.
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